Joanne K. Rowling: "Harry Potter und der Orden des Phoenix"
Keine noch so finstere Magie war stark genug, um Joanne K. Rowling ihres zauberhaften Schreibstils zu berauben.
In der Muggle-Presse kursierten viele
Gerüchte, Autorin Joanne K. Rowling leide an einer Schreibblockade. Keine
Ahnung, ob der selbstgefällige Minister für Zauberei, Cornelius Fudge, selbst
für dieses Gerücht verantwortlich zeichnet - fest steht, dass keine Hexerei
stark genug war, um Harry Potters literarischer Mutter den Schreibfluss zu
hemmen.
"Harry Potter und der Orden des Phoenix" ist nicht einfach eine simple Fortführung
der vier Vorläuferromane, sondern ein seitenstarkes Meisterwerk in sich. Harrys
Wesen durchläuft Kapitel für Kapitel eine rasche Weiterentwicklung vom traurig
dreinblickenden Findelkind aus dem Ligusterweg Nummer 4 zum zerrissenen Zauberlehrling;
er wird erwachsen und kämpft mit den Tücken der Pubertät genauso wie gegen die
Mordversuche des rachsüchtigen Lord Voldemort. So kommt es vor, dass Harry Potter
seine besten Freunde, Hermione und Ron, schon mal lautstark anfliegt - nicht
etwa mit dem Quidditch-Besen -, sondern mit Worten. Wutausbrüche zehren beim
Lesen zwar an seinen Sympathiewerten, erhöhen dafür aber Harry Potters Glaubwürdigkeit
als Figur.
Großartig herausgearbeitet ist der
Handlungsstrang um den bislang so finsteren Zaubertranklehrer Severus Snape.
Unfreiwillig gibt er Potter Einblick in Seelenleben wie persönliche
Vergangenheit, was den jungen Helden in Selbstzweifel und Verwirrung stürzt -
vor allem, was den Charakter von Harrys verstorbenem Vater betrifft. Noch mehr
Verwirrung richtet die hübsche Ravenclaw-Mitschülerin Cho Chang in Harrys Herzen
an.
Der Dramatik nicht genug, lässt einer der sympathischsten
Charaktere sein Leben. Doch der Verlust wird beinahe kompensiert durch das
Auftauchen neuer Personen. Dolores Umbridge, ihres Zeichens sadistische
Lehrerin, erzeugt Hassmomente beim Leser - ein kreativer Geniestreich von Mrs
Rowling. Phoenix-Ordenskämpferin Nymphadora Tonks sorgt für Komik, und bei der
sinistren Bellatrix Black ist der Name alleine schon Programm.
Der Magie noch nicht genug?
Ihr wollt wissen, wer der gar nicht so "kleine" Grawp ist, welche Gerüchte über
Harry im "Daily Prophet" kursieren, und welches Schulhaus von Hogwarts den Quidditch-Cup
gewonnen hat? Dann ab zum nächsten Buchladen, Zauberstab ausstrecken, "Wingardium
leviosa" gut artikulieren, und schon schwebt "Harry Potter und der Orden des
Phoenix" in deine Hände.
(lostlobo; 01/2004)
Joanne K. Rowling: "Harry Potter und
der Orden des Phoenix"
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Ergänzender Buchtipp:
Sean Smith: "Die Schöpferin von Harry
Potter. Das Leben der J. K. Rowling"
Das Leben der Frau, die die ganze Welt in ihren Bann schlägt. J. K. Rowling
hat mit Harry Potter nicht nur die berühmteste und beliebteste Figur der zeitgenössischen
Literatur geschaffen, sie hat sich mit ihrem Schreiben auch die Flucht aus ihrer
deprimierenden Lebenssituation ermöglicht. Das Bild von der Sozialhilfeempfängerin,
die stundenlang vor einem Kaffee und einem Wasser im Café sitzt und schreibt,
ging um die Welt. Noch im Januar 1994 war J. K. Rowling arbeitslos und auf staatliche
Unterstützung angewiesen, nur sechs Jahre später gehört sie zu den reichsten
Frauen Englands. Und Harry Potter ist weitaus mehr als eine reine Traumwelt;
in den Büchern steckt eine Kraft, ein Sinn für Realismus und eine moralische
Weltanschauung, die weit über Magie, Abenteuer und Verzauberung hinausgeht.
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