Charlotte Kerner: "Blueprint. Blaupause"
Irgendwann in der Zukunft: Die hochbegabte Komponistin Iris Sellin ist unheilbar krank und kinderlos. Damit ihr Talent nicht mit ihr aus der Welt verschwindet, lässt sie sich klonen ...
Nachdem dieser Roman zuvor schon einige
Jahre lang besonders erfolgreich die Schülerinnen und Schüler deutscher
Mittelstufen mit Arbeit versorgt hatte, wurde er Ende 2003 auch noch mit Franka
Potente verfilmt und hat dadurch wohl endgültig den Status eines "großen
Jugendbuchs" erhalten; obwohl "Geboren
1999" nach meinem Dafürhalten einen solchen eher verdient.
Iris
Sellin ist eine erfolgreiche Pianistin und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, als
bei ihr Multiple Sklerose diagnostiziert wird. Davon überzeugt, dass es ihr
bestimmt sei, in der Welt der Musik Großes zu bewirken, wenn sie nur lange genug
existiere, beschließt sie, sich nach einem neuartigen Verfahren in einer
besseren Version neu erschaffen zu lassen und so ihre Gene und ihr Genie für die
Nachwelt zu sichern. Bescheidenheit ist nicht gerade eines ihrer größten
Probleme ...
Bei der Geburt ihres Klonzwillings glaubt sie sich am Ziel
ihrer Träume und beginnt Siri, wie sie das arme Ding einfallsreicherweise nennt,
ganz in ihrem Sinn zu erziehen. Von klein auf wird Siri in dem Bewusstsein
bleiben, dass sie nur als Kopie und Ersatz für ihre sterbenskranke Mutter
geschaffen wurde. Eigene Wünsche und Träume stehen ihr quasi nicht
zu.
Der Roman beschreibt in Rückblenden und Überlegungen die Schaffung
und das Leben von Siri aus ihrer eigenen Perspektive, wobei sie selbst in dieser
Beschreibung immer wieder zwischen drei Beobachtungshaltungen
wechselt.
Diese Wechsel, in Verbindung mit den stark ineinander
verlaufenden Zeitstufen, machen den Roman stellenweise ein wenig schwer
zugänglich, auch wenn solcherart die Probleme der Identitätsfindung eines Klons,
der zu rein reproduktiven Zwecken geschaffen wurde, deutlich gemacht werden.
Doch die gesellschaftlichen und persönlichen Veränderungen, die eine mit Klonen
durchspickte Gesellschaft mit sich bringen könnte, werden seit der Entdeckung
der Doppelhelix bereits sehr ausgiebig diskutiert und dabei wurde, etwa in
"Duplik Jonas 7" (siehe Buchtipp am Ende der Seite) - ein Teil der emotionalen
Problematik bereits wesentlich eindeutiger dargestellt. Und die Probleme der
Identitätsfindung zeigen sich in "Geboren 1999" direkter und
eindringlicher.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 02/2004)
Charlotte Kerner: "Blueprint. Blaupause"
(Ab ca. 14
J.)
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Lien:
http://www.blueprint-blaupause.de/
Charlotte Kerner, geboren 1950, lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Lübeck. Sie veröffentlichte u. a. Biografien von Maria Sybilla Merian, Lise Meitner und Hildegard von Bingen sowie die beiden Anthologien über Frauen, die den Nobelpreis bekamen "Nicht nur Madame Curie" und "Madame Curie und ihre Schwestern".
Ergänzende Buchtipps:
Charlotte Kerner: "Nicht nur Madame
Curie ..."
Frauen, die den Nobelpreis bekamen
Mit Beiträgen von Irene
Ferchl/ Irene Stratenwerth/ Edith Seifert/ Susanne Paulsen/ Judith Rauch/ Petra
Oelker/ Christiane Grefe/ Heike Brandt/ Renate Ries/ u. a./ Charlotte
Kerner.
Madame Curie war die erste Frau,
die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Ihr Lebensweg und der von zwölf
ihrer Nachfolgerinnen werden in dieser hochgelobten und erfolgreichen Anthologie
porträtiert: Grazia Deledda, Jane Addams, Irène Joliot-Curie, Pearl S. Buck,
Gabriela Mistral, Gerty Theresa Cori, Maria Goeppert-Mayr, Dorthy
Crowfoot-Hodgkin, Nelly Sachs, Maired Corrigan und Betty Williams, Alva Myrdal,
Barbara McClintock sowie Rita Levi-Montalcini.
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"Madame Curie und ihre
Schwestern"
Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Band II
Dass Frauen in
der Wissenschaft Karriere machen, ist nach wie vor eine Seltenheit: Gerade mal
28 Frauen sind bis dato mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Die
Lebensgeschichten von 14 Nobelpreisträgerinnen stellt dieser Nachfolgeband zu
"Nicht nur Madame Curie ..." in Einzelporträts vor: Marie Curie, Bertha von
Suttner, Selma Lagerlöf, Sigrid Undset, Emily Green Balch, Rosalyn Sussman
Yalow, Mutter Teresa, Gertrude B. Elion, Aung San Suu Kyi, Nadine
Gordimer, Rigoberta Menchú, Toni Morrison,
Christiane Nüsslein-Volhard, Wislawa
Szymborska.
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"Seidenraupe,
Dschungelblüte"
Maria Sibylla Merian, Tochter des
bekannten Kupferstechers Matthäus Merian, war fasziniert von der Insektenwelt -
und das zu einer Zeit, in der Mücken und Raupen als eine aus Schlamm gezeugte
Teufelsbrut galten. Doch die Forscherin ließ sich nicht abschrecken, im
Gegenteil: Hundert Jahre vor Alexander von Humboldt segelte sie 1699 nach
Südamerika, um zwei Jahre im Dschungel von Surinam Pflanzen und Schmetterlinge
zu beobachten. Mit ihren Erkenntnissen war sie vielen ihrer Zeitgenossen weit
voraus und offenbarte sich als "moderne" Naturwissenschaftlerin. Mit ihrem
prächtigen Buch über die Insekten- und Pflanzenwelt Surinams krönte sie ihr
Lebenswerk. Maria Sibylla Merian starb arm, aber weltberühmt in
Amsterdam.
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"Alle Schönheit des Himmels"
Die
Lebensgeschichte der Hildegard von Bingen
Hildegard von
Bingen war Äbtissin und Heilkundige, Komponistin und Dichterin. Ihre
Zeitgenossen sahen in ihr eine Prophetin, doch sie wusste, dass sie "nur ein
Mensch" ist. Mit 42 Jahren schrieb die Benediktinerin zum ersten Mal ihre
Visionen nieder. Im Laufe ihres langen Lebens verfasste sie drei große
Visionsbücher und eine Natur- und Heilkunde, sie komponierte und dichtete über
70 Lieder und ein Singspiel.
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Birgit Rabisch: "Duplik Jonas
7"
Jonas ist ein Duplik. Er lebt mit vielen anderen Dupliks in einem
sogenannten Hort, abgeschottet von der Welt, und muss nichts anderes tun als
Sport treiben, sich richtig ernähren und auf seine Gesundheit achten. Nur eine
Bedrohung gibt es in diesem idyllisch anmutenden Leben: den FRASS. Eine
Krankheit, die plötzlich und unbemerkt auftritt, die alle Organe befallen und
die nur mit der sofortigen Entfernung des jeweiligen Körperteils "geheilt"
werden kann. Die grausame Wirklichkeit, die dahinter steckt, ahnt keiner der
Dupliks: Sie sind genetische Zwillinge von in der "normalen" Welt lebenden
Menschen und müssen jederzeit als Ersatzteillager fungieren. Eines Tages ist
auch Jonas vom FRASS befallen.
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