Rudolf Majonica: "Das Geheimnis der Hieroglyphen"

Die abenteuerliche Entschlüsselung der ägyptischen Schrift


Spannende Biografie im Rahmen einer Zeitreise zum Miterleben

Die Hieroglyphen faszinieren viele Menschen, und dies seit langer Zeit. Eine Schrift mit derart dekorativem und zugleich rätselhaftem Charakter findet sich wohl nirgends sonst in der Menschheitsgeschichte. Es verwundert niemanden, dass die Entschlüsselung der Hieroglyphen zunächst von vielen Irrtümern begleitet war und schließlich der Genialität eines Einzelnen bedurfte, der sich von seiner selbst gestellten Aufgabe auch durch die widrigsten Umstände nicht abbringen ließ.

Dieses Buch erläutert, wie es zur richtigen Interpretation der Hieroglyphen kam, die letztlich zur exakten Entschlüsselung führte. Der Leser erfährt freilich zunächst, wie sich die altägyptische Schrift entwickelte, welch große Rolle sie in der ägyptischen Hochkultur spielte, wie und worüber geschrieben wurde, warum und wann die Kenntnis von den Hieroglyphen verlorenging.

Den Hauptteil des Buchs bildet die Beschreibung des Lebens von Jean François Champollion, dem Mann, dessen Lebenswerk die allmähliche Enträtselung der Bedeutung der Hieroglyphen darstellt. Für Champollions Arbeit erwies sich wiederum der so genannte Stein von Rosetta als großer Glücksfall: Champollion zeigte, dass die auf dem Stein eingravierten Texte in Hieroglyphen-, demotischer und griechischer Schrift inhaltlich identisch sind.

Der Wissenschaftler entzifferte zunächst Pharaonen- und andere Herrschernamen und konnte so zahlreiche Lautzeichen identifizieren. Dass auch die Hieroglyphen in den eigentlichen Texten Laute wiedergeben, erkannte und bewies er später. In diesem Buch wird ganz hervorragend Champollions große indirekte Bedeutung für die Arbeit der Ägyptologen und Kulturhistoriker herausgearbeitet, ohne dass andere Forscher unterschätzt oder ignoriert werden.

Überwiegend ist das Konzept des Buchs an die Chronologie angelehnt. Besonderen Wert legt der Autor auf den historischen Kontext, denn nur, wenn man das Interesse der europäischen, vor allem der französischen Öffentlichkeit an Ägypten zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit Napoleons Ägyptenfeldzug sieht, wird Champollions Leidenschaft verständlich. Auch weiß der Autor aufzuzeigen, welche Steine die Politik, das heißt, die Konkurrenz zwischen England und Frankreich, Champollion in den Weg legte. So war es ihm lange Zeit nicht möglich, eine Kopie der Texte auf dem in England aufbewahrten Stein von Rosetta zu erhalten. (Wie er letztlich doch dazu kam, wird leider nicht erwähnt.)

Ältere Kinder erhalten auf diese Weise einen spannenden und aufgrund der sehr anschaulichen Darstellung auch gründlichen Einblick in Champollions große Entdeckungen und in einige Grundlagen der Ägyptologie selbst. Besonders detailliert geht der Autor jedoch auf die allmähliche, stufenweise Entschlüsselung der Hieroglyphen ein. Er lässt seine Leser jeden einzelnen Schritt exakt nachvollziehen und gibt ihnen die Möglichkeit, Herrschernamen und schließlich auch simple Botschaften anhand der zuvor erworbenen Kenntnisse selbst zu entziffern; die Lösungen werden natürlich ebenfalls angeboten. Übersichten in der Art eines Alphabets und Gegenüberstellungen von demotischen Zeichen und den zugehörigen Hieroglyphen erleichtern das Verständnis zusätzlich. Gegen Ende des Buchs finden die Leser eine Anleitung, wie sie sich eine Hieroglyphenschrift für den Computer zusammenstellen können.

Außer vielen Hieroglyphen enthält das Buch zahlreiche Fotos der Protagonisten und wichtiger Dokumente sowie Abbildungen von zeitgenössischen Stichen und Kunstwerken, deren Inhalte mit dem Thema zu tun haben.

Für Kinder, die sich für das alte Ägypten interessieren, bietet dieses Buch reichlich interessant und teils auch spielerisch präsentierte Informationen. Auch Kinder mit einem Faible für Geheimschriften werden viel Spaß daran haben, und Schüler der Mittelstufe, denen der schulische Geschichtsunterricht zur Frühgeschichte und Antike Verdruss bereitet, können damit einen spannenden und altersgerechten Zugang zum Fach Geschichte gewinnen.

(Regina Károlyi; 12/2007)


Rudolf Majonica: "Das Geheimnis der Hieroglyphen. Die abenteuerliche Entschlüsselung der ägyptischen Schrift"
Mit zahlreichen dokumentarischen Abbildungen und Zeichnungen von Heinz Seeber.
dtv junior, 2007. 96 Seiten. (Ab 10 J.)
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