Rán Flygenring, Finn-Ole Heinrich: "Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt"

Warten auf Wunder

Von entführten Zebras und selbstgemachtem Speiseeis - Maulina Schmitt hat viel zu tun!

"Warten auf Wunder" lautet der Titels des zweiten Teils von Maulinas erstaunlichen Abenteuern. Maulina heißt eigentlich Paulina, mault für ihr Leben gern und lässt sich nicht unterkriegen.

Im ersten Teil der Trilogie ("Mein kaputtes Königreich") erzählt sie von ihrer ehemaligen glücklichen Zeit im Königreich Mauldawien, der Wohnung mit Garten, wo sie mit Vater und Mutter gelebt hat.
Mittlerweile wohnt Maulina mit ihrer Mutter in einem Haus am anderen Ende der Stadt, die Mutter ist schwerkrank, Maulina besucht eine neue Schule und hat neue Freunde. Doch ihre Wut ist groß, und sie will unbedingt ihr heißgeliebtes Königreich zurückerobern.

Die Fortsetzung ("Warten auf Wunder") hat es faustdick hinter den Ohren: Da werden Eisgeschäfte gemacht, Rosalia erweitert und bereichert den Familien- und Freundeskreis mit ihren Kochkünsten, Ausflüge werden unternommen, und neue Blicke aus der Vergangenheit beschäftigen Maulina im Hier und Jetzt. Also hat Maulina viel zu tun!

Die Familie rückt ein Stück näher zusammen, und Maulina kann sich wieder auf erste Annäherungen mit dem Vater einlassen. Doch da geschieht erneut Unerwartetes für Maulina, und das Warten auf Wunder geht weiter.
Maulinas Gefühlswelt, ihre Wutexplosionen, ihre blühende Fantasie und Kreativität wie allen voran ihre kämpferische Stärke fesseln beim Lesen.

  

"Daumen hoch", sagt Mama, um mich zu beruhigen. Sie sagt das inzwischen immer dazu, um es zu verstärken oder weil sie denkt, man könnte nicht richtig erkennen, was für ein Zeichen sie macht. Die rechte Hand kann sie nur schlecht bewegen. Vielleicht denkt sie auch, man würde gar nicht verstehen, dass sie überhaupt ein Zeichen macht, dass man denkt, sie habe einfach eine Spastik in der Hand, denn was hat ihre Situation auch schon mit "Daumen hoch" zu tun, generell und wie sie jetzt zum Beispiel daliegt?
"Daumen hoch", sagt sie noch mal und lächelt für mich. Ich kneife die Augen zusammen, sortiere mich im hellen Badezimmerlicht. Ein weiter Weg aus suppenlastigen Träumen bis hierher. Mama liegt neben dem Klo, eine Hand an der Wand, die andere zeigt mir noch den Daumen.
"Alles gut, nichts passiert", sagt sie, ich mache den Klodeckel zu.
(Textauszug aus dem Buch)

Die Aufmachung ist ansprechend gestaltet, und die großartigen Illustrationen (in grün-weiß-schwarz gehalten) von Rán Flygenring, in teils bildergeschichtenartigem Charakter, vervollständigen den Roman durchgehend.
Witzige und treffsicher gemalte Details ergänzen den großartigen Text. Und man darf gespannt sein, denn es geht noch weiter: Der dritte und letzte Band trägt den Titel "Ende des Universums".

Nachdenklich stimmt, dass derartige Inhalte offenbar nur selten in Jugendbüchern behandelt werden. Anlässlich der Verleihung des "Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreises 2014" fragte Laudator Stefan Hauck vom "Börsenblatt" nämlich: "Wann ist ein Autor - und ein Verlag - so mutig gewesen, im Kinderbuch den langsamen Tod der Mutter zu thematisieren, den fortschreitenden Zerfall ihres Körpers, das Versagen der Muskulatur, den immer kleiner werdenden Aktionsradius mit Rollstuhl, den sie einfallsreich zu durchbrechen sucht?"

Es wird empfohlen, die mit großer Leichtigkeit erzählte, originell illustrierte Geschichte eines Scheidungskindes mit der Lektüre des ersten Teils ("Mein kaputtes Königreich") zu beginnen.

(Mag. Elisabeth Humberger; 06/2014)

Rán Flygenring, Finn-Ole Heinrich:
"Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt. Warten auf Wunder"
Hanser, 2014. 176 Seiten. (Ab 10 J.)
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Finn-Ole Heinrich, 1982 bei Hamburg geboren, studierte Film und bildende Kunst in Hannover. Er lebt und arbeitet seit 2009 als freier Autor in Hamburg und regelmäßig auch im Zug. Anno 2011 erschien sein erstes Kinderbuch "Frerk, du Zwerg!" , das im Jahr 2012 mit dem "Deutschen Jugendliteraturpreis" ausgezeichnet wurde.
Rán Flygenring, 1987 geboren, lebt hauptsächlich in Island. Sie hat in Reykjavik, Basel und Berlin studiert und ist Absolventin der Iceland Academy of the Arts. Sie arbeitet als Grafikdesignerin und Illustratorin in Reykjavik.

Die weiteren Bücher der Reihe:

"Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt. Mein kaputtes Königreich"
Maulinas Welt ist aus den Fugen geraten: Sie muss die Trennung ihrer Eltern verdauen, einen Umzug schlucken und sich an einer neuen Schule zurechtfinden. Sie und ihre Mutter sind aus dem geliebten "Mauldawien" ausgezogen, mit dem gefräßigen Dielenboden und den blau-weißen Sofas. Ausgerechnet nach "Plastikhausen". Da ist alles so steril, und es gibt überhaupt keine Kinder. Hat das etwa "der Mann", wie sie ihren Vater nennt, bestimmt? Doch dann erfährt Maulina von der Krankheit ihrer Mutter. Jetzt hat sie noch etwas, auf was sie wütend sein kann. Und wenn Maulina wütend ist, bleibt kein Stein auf dem anderen. Ein witzig illustriertes Kinderbuch mit einer besonderen Heldin - trotzig, eigensinnig und voller Fantasie. (Hanser)
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"Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt. Ende des Universums"
Maulen ist eine Lebenseinstellung. Findet zumindest Maulina Schmitt, die frechste Maulerin unter der Sonne. Nachdem ihr Vater eine zweite Familie gegründet hat, tobt in ihrem alten Zuhause Mauldawien wieder das Leben. Maulina erobert sich den Dachboden darüber: ihr Maultropolis. Hier haben alle Platz: Paul und Kurt, die Kröten, ihr Vater und sogar ihre Mutter Klara, irgendwie. Deren Krankheit ist kaum mehr aufzuhalten. Maulina müsste zaubern lernen. Weil sonst nichts hilft. Aber wie und wo lernt man das eigentlich?
Im letzten Band der Trilogie von Finn-Ole Heinrich meistert die wunderbar unkonventionelle Heldin wieder die ungewöhnlichsten Aufgaben, mit viel Gemaule - aber auch mit Humor und Fantasie. (Hanser)
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