Maja Nielsen: "Jane Goodall und Dian Fossey"

Unter wilden Menschenaffen


Die Bücher von Maja Nielsen in der Reihe "Abenteuer & Wissen" des Gerstenberg Verlags sind jedes Mal auch für den rezensierenden Erwachsenen ein ganz besonderes Lektüreerlebnis. Denn der Leser wird in das jeweilige Thema kompetent eingeführt, wobei sich Maja Nielsen jedes Mal einer kundigen Fachberatung versichert. Bei diesem Buch über jene beiden Frauen, die im 20. Jahrhundert deswegen berühmt wurden, weil sie über lange Jahre unter wilden Menschenaffen lebten und während dieser Zeit, ohne selbst wissenschaftlich ausgebildet zu sein, zahllose neue ethologische und ökologische Entdeckungen machten, hat sich die Autorin der Unterstützung von Jane Goodall selbst versichert, und das merkt man dem Buch auf jeder Seite an.

Mit viel Detailwissen, auf eine mitfühlende und den Leser sehr bewegende Art erzählt Maja Nielsen die Geschichte einer Frau, die von Kindheit an ein Herz für Tiere hatte und sich in ihrer Jugend nichts sehnlicher wünschte, als das zu tun, wozu sie später in ihrem Leben über Jahrzehnte außergewöhnliche Gelegenheit hatte.
Die Begegnung mit dem berühmten Forscher Louis Leakey, (dessen Sohn Richard übrigens als Paläoanthropologe tätig ist), der sofort ihr außerordentliches Talent sowie ihre ungewöhnlich starke Motivation erkannte, verschaffte ihr jene Möglichkeiten, von denen sie lange geträumt hatte.

Maja Nielsen erzählt, wie Jane Goodall eine Schimpansenkolonie in Tansania über Jahre beobachtet, den Affen Nummern gibt und eine Beziehung zu ihnen aufbaut. Sie kann nachweisen, dass die Affen Werkzeuge benutzen und so einen entscheidenden Hinweis auf die evolutionäre Verwandtschaft der Schimpansen mit den Menschen, mit denen sie 96 Prozent ihres Erbgutes teilen, geben.
Doch als sie eines Tages Zeugin eines Krieges innerhalb der Gemeinschaft der Schimpansen wird, der sich blutig und mit den übelsten Methoden bis hin zur Ausrottung feindlicher Affensippen, mit denen die Angreifer zuvor eine lange Freundschaft pflegten, zieht, ist Jane Goodall schockiert und ernüchtert. Gleichzeitig mehrt sich infolge zahlreicher Artikel, die überall auf der Welt erscheinen, über die Frau, die mit Menschenaffen im Dschungel lebt, ihr Ruhm.

Der Bürgerkrieg im benachbarten Zaire machte irgendwann die Forschungen in Gambe, wo Jane Goodall in der Zwischenzeit eine Station mit vielen Mitarbeitern aufgebaut hatte, schwierig.
"Erst nach vielen Jahren beruhigt sich die Situation in Gambe wieder. Jane denkt in dieser schlimmen Zeit viel an die kämpferische  Amerikanerin Dian Fossey, Louis Leakeys anderes 'Affenmädchen'. Dian hat Jane in Gambe besucht und sich ausführlich über ihre Arbeit informiert, bevor sie sich zu ihren Berggorillas aufmachte. Die beiden kennen sich gut. Dian beobachtet im Karisoke-Forschungszentrum zwischen den Vulkanbergen Mount Visoke und Mount Karisimbi im Nachbarland Ruanda das Leben freilebender Berggorillas. Was würde die kämpferische Dian in ihrer Situation wohl tun? Auch sie muss jeden Tag darum ringen, dass ihr Lebenswerk nicht zerstört wird. Ihr Kampf geht auf Leben und Tod."

Von diesem schlussendlich tödlichen Kampf Dian Fosseys erzählt Maja Nielsen im zweiten Teil des Buches, bevor sie resümiert:
"Jane Goodall und Dian Fossey - zwei mutige Frauen, die vorgemacht haben, dass es sich lohnt, für seine Hoffnungen und Ziele zu kämpfen. Dian Fossey hat diesen Kampf bis ins Extrem geführt - und dafür mit ihrem Leben bezahlt. Jane Goodall ist einen anderen Weg gegangen: den Weg, mit anderen Menschen zu sprechen, sie von ihrem Anliegen zu überzeugen und sie als Mitarbeiter zu gewinnen. Wenn viele Menschen den Weg mit ihr gehen, werden Menschenaffen auch in Zukunft noch in Freiheit auf unserem Planeten leben können."

Ein sehr empfehlenswertes Buch einer ganz besonderen, einzigartigen Sachbuchreihe für Jugendliche.

(Winfried Stanzick; 05/2008)


Maja Nielsen: "Jane Goodall und Dian Fossey. Unter wilden Menschenaffen"
Gerstenberg Verlag, 2008. 64 Seiten.
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Weitere Buchtipps:

Martin Jenkins, Vicky White: "Affen"

Mit einem Vorwort von Frans de Waal.
Dieses Sachbilderbuch versetzt den Leser mit seinen ausdrucksstarken Illustrationen und lebendigen Beschreibungen mitten hinein in die Welt der Menschenaffen.
Bei den Menschenaffen im tropischen Regenwald gibt es viel zu erleben: Mit Orang-Utans in die Baumriesen des Urwalds klettern, mit einem Schimpansenkind herumtoben, mit einem Bonobomädchen Feigen schmausen, und mit einem Gorillamann den Tag verträumen - die großen Affen machen all jene Dinge gern, die auch wir Menschen lieben. Kein Wunder: Wir gehören zu einer Familie!
Der sachkundige, liebevoll geschriebene Text ergänzt die Bilder mit spannenden Informationen über unsere nächsten Verwandten im Tierreich: über ihre Lebensweise, wo sie beheimatet sind, oder was auf ihrem Speiseplan steht. Und er macht deutlich, wie wichtig es ist, diese faszinierenden Tiere zu schützen und ihren Lebensraum zu erhalten. Denn von uns Menschen gibt es viele - von den Menschenaffen nur noch wenige! (Gerstenberg Verlag)
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Ingo Arndt: "Affen in der Wildnis"
Mit einem Vorwort von Frans de Waal.
Der renommierte Naturfotograf Ingo Arndt hat für diesen opulenten Bildband Affen aus aller Welt in der Wildnis aufgespürt. Eindrucksvoll porträtiert er unsere nächsten Verwandten in ihrem natürlichen Lebensraum. Der Affen-Experte Fritz Jantschke erzählt von Gemeinsamkeiten und Besonderheiten. So hat man Affen noch nie gesehen ein sinnlicher und intellektueller Genuss!
Sie sind unsere nächsten Verwandten im Tierreich: die Affen. Ihre Eigenarten und Fähigkeiten, ihr Verhalten und ihre Rätselhaftigkeit berühren uns besonders, gleichen sie uns Menschen doch in so vieler Hinsicht. In diesem Band geht es nicht nur um die Menschenaffen, denn die Vielfalt innerhalb der Gattung ist riesig. Das zeigt sich schon allein bei der Größe: Während etwa die Zwergseidenaffen nur rund 100 Gramm auf die Waage bringen, kann ein ausgewachsener Gorilla bis zu 270 Kilo wiegen.
Dieser Band führt dem Leser einige der beeindruckendsten Affenarten vor, die stellvertretend für die faszinierende Vielfalt der Spezies stehen, darunter die intelligenten Orang-Utans, auch bekannt als "Waldmenschen", oder die "kultivierten Japanmakaken", die genüsslich in heißen Quellen baden; die mächtigen, doch meist friedlichen Gorillas; die erstmals ausführlich dokumentierten Roten Uakaris in den Sumpfwäldern am Oberlauf des Amazonas.
Ingo Arndts Bilder berühren durch ihre Unmittelbarkeit; eindrucksvolle Porträts, die den individuellen Charakter der Tiere betonen, wechseln mit reportageartigen Momentaufnahmen und stimmungsvollen Landschaftsbildern ab. Sämtliche Fotos wurden in freier Wildbahn aufgenommen. In seinen Bildtexten schildert Arndt, wie die Fotos entstanden sind und was er in den zehn Jahren seiner Fotoreisen zu den Affen alles erlebt hat. In den Einleitungskapiteln schöpft der Zoologe Fritz Jantschke in sachkundigen Texten aus dem reichen Erfahrungsschatz eines überwiegend mit Menschenaffen verbrachten Berufslebens. (Frederking & Thaler)
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Jane Goodall, Phillip Berman: "Grund zur Hoffnung. Autobiografie"
Über dreißig Jahre hinweg beobachtete Jane Goodall das Leben von freilebenden Schimpansen im "Gombe Nationalpark" in Tansania - die wahrscheinlich längste Studie von Tieren in freier Wildbahn. Ihre bahnbrechende wissenschaftliche Arbeit brachte ihr Weltruhm; ihre Erkenntnisse haben die Verhaltensforschung revolutioniert und die Einstellung des Menschen zur Natur verändert.
Umweltzerstörung und die Grausamkeit und Ungerechtigkeit in der Welt sind für Jane Goodall Anstoß zum Handeln, nicht Grund zur Resignation. "Grund zur Hoffnung" ist Essenz und Leitmotiv ihres Lebens.
Angesichts des Schwindens von Lebensraum für freie Tiere, angesichts von Klimaveränderungen und Umweltzerstörung, angesichts der wachsenden Armut in vielen Ländern der Welt wurde Jane Goodall immer wieder gefragt, wie es möglich sei, dass sie trotzdem so ruhig, friedvoll und positiv wirke. Mit der vorliegenden Autobiografie beantwortet sie diese Frage. Ihre Empfindung der Einheit allen Seins, ihre Liebe zur Schöpfung, ihre Herzlichkeit und Wahrheitsliebe bestimmen ihr Leben. Diese Qualitäten in Verbindung mit ihrer Neugierde machten sie zu einer außergewöhnlichen Forscherin - die mit Tieren lebt und sie nicht erschießt, um Mageninhalte zu bestimmen, oder sie in Käfige einsperrt, um unter künstlichen Bedingungen ihre Reaktionsmuster zu studieren. (Riemann)
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