Beim Aufwachen
den Wind
hören. Sehen, wie wegen den Schlitzen im
Fensterrahmen sich der Vorhang im Zimmer bewegt. Auch dadurch den
Morgensturm
ahnen. Es Mittag werden lassen.
Den Fernseher aufdrehen und es einem gut gehen lassen. Dabei manchmal
aus dem
Fenster sehen und sich an etwas Fernes erinnern. Aber nicht lange und
nicht
mehr genau wissen, war es schön damals? Nebenbei ganz genau
wissen: es war
schöner als jetzt. Jetzt ist es ein Kreislauf, früher
war es eine Laufbahn, auf
der man mal langsamer, mal schneller vorankam. Jetzt ist es ein
schwindliges
Ringelspiel, wovon abspringen zu gefährlich
wäre. Wildgewordene
Herbstblätter, berauschende Farben und Windspiele vor dem
Fenster und dabei ein
paar Sekunden wie weggetreten fasziniert sein und sich erneut erinnern. Hunger
bekommen und sich
die Schuhe mit einem Seufzer anziehen, sich die Jacke
überstreifen und wissen,
es wird einem kalt werden draussen. Zum Würstelstand gehen und
wissen, einem
Klischee zu entsprechen und wissen, man ist wahr so wie man ist. Bekannte
treffen, die
immer schon mal besser aussahen, und reden. Ein Gefühl von
nicht mehr allein
sein haben. Eine Erinnerung bekommen an diese Empfindung wie sie
früher war und
sich fragen ob sie anders war und wissen, es könnte schlimmer
sein. Durst
bekommen wie gestern. Eingentlich wissen wer man ist, und es schlimm
finden. Aufwachen. Nicht alleine
sein. Aber allein sein. Es nicht für Gift halten. Den letzten
Rest vom Kaffee
machen den man findet, der auch innen verstaubt ist, aber andere
Gedanken
haben. Eine Lösung sich
wünschen
und sich nicht dafür entscheiden, aber in den Wald gehen. Die
Blätter auf dem
Waldboden zählen und die Farben vergleichen, dabei andauernd
so etwas wie
hoffen. An diesem
Baum vorbeigehen
und die Vorstellung haben, jener ist aus einem winzigen Samenkorn
gewachsen und
jetzt, übermannshoch, mit den eigenen langen starken Armen
nicht mehr zu
umfassen, steht er da. Noch jung, denn seine Rinde ist glatt und eben
über den
Stamm gezogen. Man bleibt stehen, die Schultern hängen
über das Schlüsselbein,
der Blick haftet am Baum während man ihn ohne zu reden bittet,
Zeig mir wie das
geht.Man weiss nicht, ob das
Gift noch giftig sein wird wenn man es auf dem Küchentisch
nicht mehr stehen
sieht und es verzweifelt in den Regalen sucht. Man wird
weiter trinken,
das ahnt man eine Stunde später. Es wird noch viele Morgen
geben, die,
zusammengefasst in einem, diesen ununterscheidbaren Brei aus dem immer
gleichen
Danach ergeben, für das man zuvor gesorgt hat.
Die Beine bewegen. Auf dem
Rücken liegen. An etwas denken, das schliesslich den Schlaf
vertreibt. An gestern
denken, an das kommende Heute und sich im Bett aufsetzen und noch
einmal nach
hinten fallen lassen. Beim zweiten Versuch mit einem Schwung die Beine
in die
Höhe ziehen, danach auf den Boden stellen, während
sich der Oberkörper
aufrichten muss. Irgendwie oder irgendworüber froh sein. Dass
man nicht so
aufgewacht ist, wie man gestern eingeschlafen ist. Dass Dinge,
Situationen,
Visionen, über die man gestern fürchterlich erbost
war, heute lächerlich,
eigentlich jämmerlich sind. Was einem wirklich fehlt ist das
Gift. Es nicht für
giftig halten.
Sich zu erinnern
versuchen. Sich fragen ob man sich erinnern will. Regen vorm
Fenster.Die Stimme im Zimmer. Den
Fernseher auf stumm schalten. Die eigene Stimme stumm schalten wollen.
Die Frau
grauenhaft finden und gleichzeitig wissen wie grauenhaft man selbst
ist, wie
sehr man sich ähnelt und sich wundern wie es einem immer noch
etwas ausmachen
kann und das eigentlich nicht verstehen.
Zigaretten nehmen, die
Frau verabschieden und hoffen, man könnte bald an etwas
denken, das einem
Freude macht.
Erinnerungen erwarten, die
man die meiste Zeit zuvor immer nur zurückgedrängt
hat, doch jetzt ein
Bedürfnis haben, das sich, stark und zielstrebig, ausbreitet
wie der Wind,
daher in Ritzen drängt und überall zugegen scheint.
Man ist noch nicht alt, man
fühlt sich nur so. Man fühlt sich gelebt aber nicht
von einem selbst. Man fühlt
sich verwendet und wiederverwertet, dabei aber nicht neu
zusammengesetzt. Den
Gedanken haben, seit so langer Zeit den Herbst zu beobachten, oder die
Jahreszeiten zu erleben seit so langer Zeit, und während man
sie jedes Jahr
frisch und anders findet, man selbst jedoch unaufhörlich unter
dem gleichen
Himmel nur verbraucht und vergeht.
Man ertränkt diesen und
andere Gedanken in rauen Mengen Gift, die man aufgrund der
Quantität eigentlich
für nichts anderes als Gift halten kann.Zwei Tage
vergehen, oder
drei. Aufstehen versuchen, atmen versuchen, nicht mehr atmen versuchen
und ein
Erlebnis suchen, das einen aufhält.
Ein paar Sekunden sich in
einer Betrachtung verlieren. An Gift denken und es beginnen abzulehnen.
Nüchtern darüber nachdenken. Einem die vielen Morgen
einfallen lassen, die man
nicht mehr unterscheiden kann seit Wochen, die alle gleich beginnen,
sich in
gleicher Art in den Vormittag, den Mittag, den Nachmittag und den Abend
verlieren. Wie sich der späte Vormittag schon wieder vergiftet
und es nicht als
Gift betrachtet. Wie jeder Nachmittag sich vorerst in Humor,
Geselligkeit und
Unterhaltung verwandelt und später zu Streit und manchmal zu
einer
Handgreiflichkeit wird, die dem Klischee entspricht das Menschen haben,
von
welchen man beobachtet wird. Das Wissen nicht mehr ertragen wollen dass
sie
Recht haben könnten. Verzewifeln wollen, nicht verzweifeln
wollen.
Man weiss nichts, weil
der
Baum nicht geantwortet hat, aber man hat das Gefühl er
hätte einen gehört und
man dürfe wieder kommen.
Man wird wieder
in den
Wald gehen, man wird die Frage noch öfter stellen, man wird
neue Fragen finden
und diese stellen, man wird an die Rinde fassen und sich erinnern wer
man sein
könnte.
Man wird in einem Jahr an
eine Zeit denken die einem einfällt, wenn eine Frau wieder
Nein sagt, und
weitere eineinhalb Jahre später wird man an diese Zeit
zurückdenken, wenn man
gemeinsam spazieren geht im Wald zur Herbstzeit mit einer Frau, die Ja
gesagt
hat.
(ericka wu.)