Mythos Hochzeitsnacht

Was ist Schlumpf-Sex? – Der Sex in der Hochzeitsnacht.
Man poppt, bis man blau im Gesicht ist.


Das Fluidum der Hochzeitsnacht besteht aus einem Hauch von Wiedergeburt, Gesamtkunstwerk und hemmungslosem Genuss. Da ist selbst der Routinierte bestrebt, sich von seiner besten Seite zu zeigen. So ist das auch in jener Geschichte eines unerfahrenen jungen Mannes, der in seiner Hochzeitsnacht alles richtig machen wollte.

Er bestellte in einem Luxushotel die Hochzeitssuite und sprang dort voller Begeisterung mit seiner Frau in das herzförmige, blutrot überzogene Bett unter der verspiegelten Decke. Kaum hatten sie den Raum betreten, rissen sie sich gegenseitig die Kleider vom Leibe und liebten sich stürmisch und ausdauernd. Ihre leidenschaftlichen Bestrebungen waren zuletzt von einem gemeinsamen Höhepunkt gekrönt. Danach lagen sie restlos glücklich und träge da, als der Bräutigam mit der Hand nach dem Telefon langte.

"He - was soll denn der Scheiß?“ fragte seine Braut sogleich, überrascht und irritiert.
"Liebling, ich möchte, dass alles perfekt ist, und deswegen wollte ich gerade den besten Champagner des Hauses bestellen“, gab er zur Antwort.
Als ich noch mit dem Timmi ausgegangen bin“, meinte sie streng, „da war das so: Wir haben es miteinander gemacht, und dann waren wir ein paar Minuten fertig, klar, aber dann war da wieder Action."
"Wenn das so ist“, gab ihr Bräutigam mit einer zärtlich-samtigen Stimme zurück, „dann möge es so sein."
Wenige Minuten später sehen wir das Brautpaar erneut im passionierten und wilden Liebessspiel befangen . Nach einem weiteren unglaublichen hinausgezogenen Höhepunkt, dessen Geräuschkulisse eindrucksvoll war und an den fernen Ruf eines Nebelhorns erinnerte, lagen die beiden erneut völlig verausgabt und beseligt da, als der Bräutigam sich letztendlich aufrappelte und erneut zum Telefonhörer griff.
„He - was soll denn der Scheiß?“ fragte die Braut abermals.
„Wie schon gesagt, Liebling“, gab er zurück, „es ist ein besonderer Augenblick für mich, und zur Feier des Tages wollte ich uns eine kleine Flasche Champagner hochkommen lassen, um unser Glück zu begießen."
"Also der Timmi und ich“, schwafelte die Dame, „wir haben da so eine Viertelstunde, höchstens ! – eher zehn Minuten – relaxt und so, aber dann“ (Sie schlug klatschend die Faust in die Handfläche der anderen Hand) „ – aber hallo!"
Um seine junge Angetraute nicht zu enttäuschen, „relaxte“ unser Bräutigam etwas und war dann tatsächlich imstande, den Geschlechtsakt noch ein drittes Mal zu vollziehen. Es war eine wilde und leidenschaftliche Episode, bis die beiden schließlich gemeinsam und beglückend zum finalen goldenen Höhepunkt hinaufstiegen und danach völlig erschöpft, aber rundum zufrieden zusammenbrachen. Wieder langte der Bräutigam nach dem Hörer.
"He- was soll denn der Scheiß?“ fragte sein Braut ein drittes Mal.
„Timmi anrufen und anfragen, wie oft man hier einlochen muss."

 

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Unser nächstes Beispiel ist das eines Paares, das überhaupt noch keinen Intimkontakt gehabt hatte. Beide stammten aus Familien, in denen Sexualität kein Thema gewesen war. Deshalb fiel es Ihnen schwer, darüber zu reden. Also kamen sie überein, alle krassen Ausdrücke zu vermeiden und nannten das, was sie da miteinander im Bett taten „die Wäsche waschen“.

In der ersten Nacht wuschen sie die Wäsche fünfmal, und als die Frau völlig erschöpft eingeschlafen war, überraschte es sie, als ihr Partner noch einmal Anstalten zeigte, die Wäsche mit ihr zu waschen. Sie teilte ihm mit, dass sie dazu zu müde und völlig zerschlagen sei, und vertröstete ihn auf den Morgen.

Sie erwachte mit den ersten Morgenstrahlen und erinnerte sich ihrer Worte. Sanft weckte sie ihn und flüsterte: „Schatz, es tut mir leid, dass ich dich zurückgewiesen habe. Wir können jetzt die Wäsche waschen, wenn du es willst."

Er flüsterte sanft zurück: „Schatz, das geht in Ordnung ... es war nicht viel Wäsche da ... ich konnte es mit der Hand rauswaschen."

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Auf mythologischer Ebene steppt in der Hochzeitsnacht der Bär. In dem Märchen „Das Giftmädchen“ geht es um eine Prinzessin, deren Freier die Hochzeitsnacht nicht überleben, bis schließlich ein Helfer des Helden am Brautlager wacht und eine aus dem Leib der Frau herauskommende Schlange tötet. In „König Lindwurm“ ist die Situation umgekehrt: Der seine Bräute verschlingende Tierbräutigam muss erst ein Milchbad und Rutenschläge über sich ergehen lassen, um davon abgehalten zu werden. In der Erzählung „Ferdinand der treue und Ferdinand der ungetreue“ erwacht der Bräutigam von einem furchtbaren Lärm und geht vor die Kammer, wo er eben noch seinen Hund schlafen ließ. Er findet nur mehr die Haut des Hundes, die er dann in der Diele verbrennt, wodurch ein Prinz erlöst wird. So geht es natürlich auch dem „Froschkönig“, der sich durch einen Kuss in einen schönen Prinzen verwandelt. Das Animalische steht im Vordergrund und muss überwunden werden, um ans Ziel zu kommen. Da darf es nicht verwundern, dass die Alten dazu rieten, in der Hochzeitsnacht „nichts auszuziehen und den Hut am Kopf“ zu lassen, „ruhig und stille“ zu liegen, „sich nicht zu reden und nicht zu rühren“. Noch bequemer ist es, sich in dieser kritischen Situation überhaupt vertreten zu lassen wie die von Tristan verführte Isolde, die ihre Vertraute Brangäne bat, sie in der Hochzeitsnacht mit König Marke zu vertreten – sonst wäre dem nämlich aufgefallen, dass sie keine Jungfrau mehr war. Die Titelheldin Berta im Epos „Adenet le Rois“ glaubt den Einflüsterungen ihrer Amme, dass ihr Ehemann sie in der Hochzeitsnacht töten werde, und lässt es zu, dass die Amme sie vertritt. Für diesen Fehler muss sie dann aber auch ein Epos lang durch die Welt umherirren, bis sie zuletzt als rechte Braut anerkannt wird. Noch gefährlicher ist dieses Stellvertreterspiel im Märchen „Die Gänsemagd als Freierin“. Das Naturmädchen wird aufgrund der Hochzeitsnacht mit dem Bräutigam ihrer Herrin zu dessen dauerhaften Partnerin. Der Prinz, der einmal ihre Reize gekostet hat, will nach dieser Erfahrung gar keine standesgemäße Braut mehr.

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Im Vordergrund stehen bei den meisten Geschichten und Witzen über das Thema physische Defekte wie in der Geschichte der Frau, die sich in der Hochzeitsnacht als schwerbehindert outete. Sie hatte ein künstliches Bein, künstliche Zähne, amputierte Brüste und ein Glasauge. Gut gemeinter Rat Nr. 1: Verzichten Sie darauf, ihren Partner in der Hochzeitsnacht auf körperliche Gebrechen aufmerksam zu machen.

Ein junger Ehemann saß im Badezimmer der Hochzeitssuite und fragte sich, wie er seiner frisch angetrauten Frau sagen sollte, dass er besonders übelriechende Schweißfüße hatte, und dass seine Socken deshalb bestialisch stanken. Zuhause hatte er die Socken noch selbst gewaschen, nun aber würde sie es merken. Währenddessen saß seine Frau auf dem Bett und grübelte: „Wie soll ich meinem Mann sagen, dass ich aus dem Mund rieche? Während wir miteinander ausgegangen sind, konnte ich es noch notdürftig verschleiern, aber über kurz oder lang wird er es bemerken.“

Der Mann fasste sich, kam aus dem Badezimmer, setzte sich neben seine Frau hin, legte ihr den Arm um die Schultern und sagte: „Liebling, ich muss dir etwas beichten.“
Sie antwortete, erleichtert: „Das muss ich auch, Schatz.“
Und er darauf: “Sag bloß, du hast meine Socken verschluckt.”  

Einer von zahlreichen Witzen über das selbe Thema schildert, wie der junge Ehemann im Hochzeitsappartement vor dem Spiegel steht und sich bewundert. „Drei Zentimeter mehr, und ich wär’ ein König“, sagt er stolz.
„Ja“, erwidert die Braut, „drei Zentimeter weniger, und du wärst eine Königin.“

Am Abend ihrer Hochzeitsnacht wollte sich die Braut noch schnell frisch machen, und als sie wieder aus dem Bad herauskam, frisch geduscht und mit glänzenden Augen, lächelte ihr Bräutigam und sagte: „Liebes, wir sind jetzt verheiratet, du kannst jetzt den Bademantel aufmachen.“
Sie tat, wie geheißen, und er war hin und weg. „Boah!“ rief er, “ey, du bist so was von super süß und super sexy! Darf ich das photographieren?”
Verwundert fragte sie: “Photographieren?“
„Damit ich immer weiß, und nie vergesse, wie super du ausschaust!“
Da lächelte sie geschmeichelt, und er machte ein Photo und dann war er dran, sich zu duschen.
Kurz darauf kam er nackt wie ein Gott aus dem Badezimmer gesprungen und war gerade dabei, sich auf seine Frau zu stürzen, als ihm ihr merkwürdiger Gesichtsausdruck auffiel.
„Is was?“ fragte er.
„Du, darf ich das photographieren?“
Er grinste. “Klar! Aber warum eigentlich?“
„Damit ich es vergrößern lassen kann.“

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Die Hochzeitsnacht ist heutzutage in der Regel nichts Außergewöhnliches mehr. Man heiratet erst in einem späteren Abschnitt der Beziehung, wenn man sich bereits gut kennt. Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein war das aber auch in Europa noch längst nicht so. Aus jener Zeit stammt die Mehrzahl der Witze, die über Hochzeitsreisen gemacht werden. Sie konzentrieren sich auf die erste, fundamentale Begegnung der Vermählten nachts in der Privatsphäre ihres Zimmers. Mann und Frau treten einander völlig unverhüllt entgegen: Nackt und schutzlos in einer neuen Gemeinschaft, in der sie nicht mehr die Alten sind, die sie vorher kannten. Es gibt keine Eltern und keine Freunde mehr, die einem Vorschriften machen, und dadurch manche Entscheidungen auch abnehmen. Was die Witze betrifft, so stehen dabei traditionell immer wieder anzügliche, verschwiemelte Nacherzählungen verfehlter Begegnungen im Vordergrund. Von einem scheuen Paar heißt es, sie hätten miteinander vereinbart, im Dunklen aufeinander zuzulaufen. Die Hochzeitsnacht endet dann im Hospital, wo dem Mann eine Schublade vom Geschlechtsteil baumelt, und der Frau ein Türknopf zwischen den Beinen entfernt wird. Um dergleichen Situationen zu vermeiden, bedenke man den Rat eines amerikanischen Managers, der einmal gefragt wurde, wie er es schaffe, als Redner auch vor großem Publikum ruhig und gelassen zu wirken. Er gab zur Antwort, er befolge auch im täglichen Leben die Anweisungen, die ihm seine Frau schon in der Hochzeitsnacht gegeben hatte: „Versuch nicht allzu clever zu sein, und wir kriegen das Ding gebacken“.


(Berndt Rieger)