Die Magie des Steines


"Mein Blick ist der eines Menschen, der in Versunkenheit sitzt und meditiert. Doch der deine? Was willst du mir erzählen?" fragte Kublai Khan den Venezianer.
Marco Polo stellte sich vor zu antworten, aber dann schwieg er einen Augenblick lang.
"Der Stein." sagte er "Ich habe die Geschichte von drei Königen gehört; sie besuchten einen anderen neugeborenen König und Prophet und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das Eine um zu wissen, ob er auch ein irdischer Herrscher war, das Zweite um zu erfahren, ob er ein Gott war, und das Dritte, denn sie glaubten, dass er unsterblich war. Der Kleine gab ihnen seinerseits eine Holzschachtel mit einem verborgenen Geschenk und sie unternahmen dann ihre Rückreise. Nach vielen Tagen bekamen sie den Wunsch, ihre Neugierde zu stillen, und öffneten die Schachtel: Nur einen Stein fanden sie. Er bedeutete, dass der Glauben so fest wie ein Stein sein soll. Aber die drei Könige warfen den Stein in einen Brunnen, denn sie schrieben ihm nicht soviel Wichtigkeit zu. Sobald der Stein das Wasser berührte, kam aus dem Himmel ein riesiges Feuer, das den ganzen Brunnen anzündete. Erst dann verstanden die drei Könige die Botschaft Jesu und nahmen Teile des Feuers mit; seit dieser Zeit wissen die Menschen, dass jenes Feuer besondere Eigenschaften hat."
"Ein Wunder des Steines?" fragte Kublai Khan.
"Ein Wunder des Glaubens, Steine haben Heilkraft in sich" antwortete Marco Polo.
In der Tat sind Steine Bestandelemente der Natur, in der wir leben; ihre Entstehung und die zahlreichen Verwandlungen über Millionen von Jahren haben sie zu Speichern von Mineralstoffen und Spurenelementen gemacht. Es sind die vulkanische Eruptionen, die Hitze, der Druck und die Witterungseinflüsse gewesen, welche den Steinen Eigenschaften verliehen haben.
Dem Stein, dieser wunderschönen Urkraft mit unglaublichen Gestalten, Farben und Schwingungen sollte man Zuwendung schenken, denn er ist eine der verschiedensten Formen von Energie, welche dem Mensch zur Verfügung stehen. Schon im Altertum schenkten die Urvölker den Steinen eine besondere Aufmerksamkeit: Denken wir an Stonehenge und die Druiden, an die geheimnisvollen Gestalten auf der Osterinsel, an die australischen Felsen Ayers Rock oder an die Nuraghen auf Sardinien. Parallel zu der Magie und zum Geheimnis der riesigen Monolithen entwickelten die Menschen eine andere Art von Beziehung zu den Steinen: Sie versuchten ihnen Heilkräfte zu verleihen. Es herrschte Ohnmacht gegenüber den Ursachen von Naturerscheinungen, was zur Entstehung einer Mischung zwischen Volksmedizin, Abwehrzauber und Frömmigkeit führte: Der Zweck war, die Krankheiten abzuwehren. Auf diese Weise erfand man Amulette als Analogiezauber: Form und Farbe bestimmten ihre Anwendung, denn man behauptete, dass jede Krankheit mit etwas Gleichem geheilt werden konnte; Gott verlieh dem Amulett die Heilkraft, welche durch Hexen oder Schamanen auf den Patient übertragen wurde.
In der heutigen Ära, die durch eine hohe Technologisierung geprägt ist, schienen natürlich all diese zauberhaften Figuren aus dem Weltbild verschwunden zu sein, denn die damaligen Dämonen waren in unserem Alltag fehl am Platz. Doch nicht: Andere böse Geister haben ihren Platz eingenommen. Stresszustände, übermenschliche Erwartungen, Wirtschaftsschwankungen, Naturkatastrophen und die Suche nach dem Inneren haben irgendwie eine Kehrtwendung der kulturellen Muster verursacht: Ein Zurück zu dem Verlangen nach Urenergien war die Folge; egal ob es sich um Kräuter oder Steine oder etwas anderes handelt.
Wie der Phönix aus der Asche wurden Aberglauben und überirdische Elemente wieder geboren, denn der Mensch spürte erneut, dass er sich immer noch nach Ausgeglichenheit und Harmonie sehnt.
Daher sind Kräfte alter Rituale bezüglich der heilenden Eigenschaften der Steine wieder entdeckt worden und erleben heute eine Art Renaissance. Gewiss. Jedes Phänomen hat Befürworter und Gegner; hier, da scheiden sich die Geister, aber das gehört zur Norm.
Begeisterte Menschen schwören auf die Macht der Steine in Bezug auf die Gesundheit und das Wohlergehen, auf den Erfolg und auf das Glück; für andere handelt es sich um einen der Trends, die unsere Gesellschaft plagen, und sie stehen diesem "Wundermittel" sehr kritisch gegenüber: nur Scharlatanerie und leerer Schall.
Wie auch immer: Wie wirken eigentlich Edelsteine?
In erster Linie besitzen sie eine individuelle Schwingungsenergie und diese hat eigene Farben; in zweiter Linie hat ihr kristalliner Aufbau mit all den enthaltenen Mineralien und Spurenelementen Einfluss auf den menschlichen Organismus. Aus der Physik ist es bekannt, dass die Materie, gleich ob belebt oder unbelebt - z.B. Steine, Metall und Holz -, aus Energie und dementsprechenden Schwingungen besteht.
Die besagten Schwingungen wirken auf den Mensch, unabhängig von Zeit und Raum, und können sowohl eine negative als auch eine positive Konnotation mit sich tragen.
Kopfschmerzen sind die Folge negativer Schwingungen; so wie Nervosität, Unruhe- und Stresszustände.
Harmonie, Ausgleichung und Wohlbefinden sind hingegen auf die positive Wirkung der Schwingungen zurückzuführen, welche auf unsere Psyche Einfluss nehmen. Achat hilft bei der Bewusstwerdung, Amethyst fördert die Entfaltung, Edel-Opal stärkt die Intuition, Lapislazuli führt zum Urvertrauen und Rutilquarz bringt zum Erfolg.
Die Anwendungen der Heilsteine sind so vielfältig wie die Steine selbst: Zur Herstellung von Steinwasser z.B. fügt man eine Steinmischung ins Trinkwasser zu und lässt sie durch Sonnen- und Mondstrahlen aktivieren; je nach Bedarf ist es möglich, verschiedene Steinarten zusammenzusetzen.
Eine weitere Möglichkeit betrifft die so genannten "Chakren", welche die Energiezentren unseres Körpers bilden; in diesem Fall kann die heilende Wirkung der Steine besonders gut eingesetzt werden, denn jedes Chakra besitzt genaue Eigenschaften und ist mit bestimmten Organen und Bereichen des Körpers verbunden.
Das Herzchakra betrifft Liebe, Hingabe und Vertrauen, das Sexchakra die Sexualität, die Anziehung und die Erotik, das Kronenchakra (Kopfbereich) beeinflusst das Bewusstsein und das Zentralnervensystem.
Unabhängig davon, ob Steine tatsächlich eine heilende Macht und Urenergie besitzen, geschieht die wahre Heilung nur durch die Seele selbst und durch den freien Willen; mit anderen Worten kann jedes Geschöpf sein "Heil-Werden-Sein-Bleiben" nur selbst gestalten und vollziehen.
William James, der amerikanische Philosoph und Psychologe schrieb:" Die größte Entdeckung unserer Generation besteht darin, dass der Mensch fähig ist sein Leben zu ändern, indem er seine Gedanken ändert, denn unsere Gedanken bestimmen unser Schicksal."


(Gianni Lorenzo Lercari ©)

Weiterführende Literaturempfehlungen:

Sonja Heider: " Handbuch der Heilsteine"
Beschreibung, Verwendung und Reinigung von über 150 Edelsteinen
Bei diesem Buch handelt es sich in erster Linie um ein Nachschlagewerk, in dem der Leser gezielt nach den Einsatzmöglichkeiten bestimmter Steine suchen kann. Die Steine werden mit farbiger Abbildung, zugeordnetem Chakra, Reinigungsmöglichkeiten, Wirkungsweise auf Körper und Seele sowie etwaigen Besonderheiten vorgestellt. Weiterhin bietet es einen Index, in dem Krankheitsbilder aufgeführt sind, denen Steine zugeordnet werden, sowie ein Formular, anhand dessen jeder seinen persönlichen Edelstein finden kann.(Schirner 2001)
Buch bestellen

Dietmar Krämer: "Neue Therapien mit ätherischen Ölen und Edelsteinen"
In Verbindung mit Bach-Blüten-Hautzonen (Ansata 2002)
Buch bestellen

Hildegard von Bingen: "Edelsteintherapie"
Die medizinische Lehre der heiligen Hildegard von Bingen hilft immer mehr Menschen, ein gesundes und ausgewogenes Leben zu führen. Edelsteine gehören zu den ältesten Heilmitteln der Menschheit. Die Hildegard-Expertin Heidelore Kluge, beschreibt in diesem Band anschaulich, wie Sie mit Kristallen und edlen Steinen Selbstheilungsprozese in Gang setzen und fördern können. (Pabel-Moewig) Buch bestellen

Werner Kühni, Walter von Holst: "Enzyklopädie der Steinheilkunde" zur Rezension ...