DER DACKEL

Im letzten Leben war ich
eine Bulldogge.
Kräftig und häßlich.
Mein Herr gab mir Befehle.
Und ich wurde immer braver.

Meine Karmas waren gute Taten.
Es hat sich gelohnt.
Jetzt bin ich ein Dackel.
Klein und süß.

Gleichberechtigt
meine Herrin und ich,
zusammen einkaufen
zusammen frühstücken
zusammen Glotze gucken.
Wenn sie sich aufregt
sage ich auch ein "WAU" drauf.

Gestern spuckte einer auf die Straße.
Meine Herrin ihn beschimpfte* und damit nicht aufhörte*.
Der arme Mann zitternd sich duckte.
Im Magen spürte ich ein großes Gelächter
und ich schiß mitten auf die Straße.

Bewusste Abweichung von der Norm "beschimpfte ihn" und "hörte damit nicht auf".

(Aus: Kasseler Texte (Gedichte, Glossen, Satiren, ...Wiesenburg Verlag, Schweinfurt 1998, 2. Auflage 2000, ISBN 3-932497-12-0, DM 19,80)


DAMALS

Es goß damals.
Und er trabte weiter.
Heiter! heißer! durchnässt!
Zur Tür der Geliebten.

Er dachte an die warme Teetasse,
und merkte keine Spur der Kälte.
Im mattgrauen Regenguss schwebten
ein hübsches Gesicht und zwei Mandelaugen.

Sein Gemüt wurde noch heißer,
und seine Schritte wurden noch heftiger,
bis er das vertraute Lachen hörte,
und er begann auch zu lachen:
Er stand vor der Tür,
und an der Tür stand das Gesicht.

(Aus: Fremde Frau - Fremder Mann, Gedichte, Wiesenburg Verlag, Schweinfurt 1997, 3. Auflage 1999 ISBN 3932497-00-7, DM 17, 40)


NEHMEN WIR MAL AN

Zwei Menschen neigen sich zueinander:
Zwei Frauen oder
zwei Jungs
oder klassisch
ein Mädchen und ein Junge

Die Gefühle
Wallen -
Nicht selten wie
auf der hohen See ein Sturm.
Und wie früher die Schiffe
werden sie heute oft zertrümmert.

Ob es Gründe gibt
Oder werden sie auch wie Dichtung erfunden.

Vieles möchten viele klären
Und noch mehr rückt ins Unerklärliche

Als Trost neigen sich noch Menschen

Nehmen wir mal an
sie tun es...


(Aus: DIE INDERIN, Wiesenburg Verlag,
Schweinfurt 1999, ISBN 3-932497-32-5, DM 19, 80)