Vom Ende der Welt (Liedtext)

Ich erzähl dir die Geschichte vom Ende der Welt, dort wo die Welt war, hocken jetzt Krähen am Feld.
Ich erzähl dir die Geschichte vom Ende der Welt, dort, wo die Welt war, ist nur mehr ein Loch,
zuerst war da ein Brummen und Zittern und die Krähen auf dem Felde krähten noch
Plötzlich war die Welt weg und alles stand still
Billy the Kid übt am letzten Piano im letzten Salon
Gott steht am Rand, dreht sich um, geht davon
Er hat, sonst wär er nicht Gott, eine weitere Welt imTalon
Jimi Hendrix spielt Geige, Bob Dylan den Baß
Der Wind bläst ganz leise, der Nordstern ist blass
CNN interviewt live die letztüberlebende Hand
Sie wächst ganz allein und bizarr aus dem Sand
Viel sagt sie nicht diese Hand, es ging alles sehr schnell
Die Werbezeit zwischendurch besitzt RTL
RTL hat die Rechte und die gehören doch genützt
Die Interessen der Aktionäre sind bis zuletzt voll geschützt
Wie es weitergehen soll, fragt der Reporter die Hand
Die Antwort geht unter, Sturm weht übers Land
Alles fliegt durcheinander, milchstraßenweit
Die Reichen und Schönen tun einem Leid

Ich erzähl dir die Geschichte vom Ende der Welt, dort wo die Welt war, hocken jetzt Krähen am Feld.
Ich erzähl dir die Geschichte vom Ende der Welt, dort, wo die Welt war ist nur mehr ein Loch,
zuerst war da ein Brummen und Zittern und die Krähen auf dem Felde krähten noch
Plötzlich war die Welt weg und alles stand still
Es ist vier in der Früh, der Himmel wär finster, gäb es ihn noch
Toronto, Shanghai, Totes Meer fallen ins Loch
Zwischendurch ein Gewinnspiel: erster Preis: Städteflug nach Paris
Wenn schon der Anfang nicht klar ist, der Schluss ist gewiss
Coca Cola ergreift seine Chance und präsentiert sich ganz cool
Dreht einen Jingle mit Gott und Gott aalt sich am Pool
Ein Coke in der Hand und Blondine am Arm
Die Luft ist flirrend und der Abend ist warm
Die letzte Katze rennt live über den letzten Weg
Huscht über den Hain, von fern ein Gebet
Bogart blickt Bergmann tief hinter die Augen
Doch eine Welt ohne Welt kann nicht gar so viel taugen
Die Rolling Stones geben ihr definitives Abschiedskonzert
Der Dow Jones erholt sich ganz langsam, gewinnt wieder an Wert
Mick Jagger träumt von der entgültigen Liebe mit der entgültigen Frau
Im letzten Bahnhof wartet einer vergebens auf den Zug nach Allhau
George Bush sucht seinen Bodyguard,seine Chips und den roten Knopf
Der Knopf ist schon weg, die Welt gibts nur mehr im Kopf

Ich erzähle dir die Geschichte vom Ende der Welt, dort wo die Welt war, hocken jetzt Krähen am Feld.
Ich erzähle dir die Geschichte vom Ende der Welt, dort, wo die Welt war ist nur mehr ein Loch,
zuerst war da ein Brummen und Zittern und die Krähen auf dem Felde krähten noch
Plötzlich war die Welt weg und alles stand still
Hinter den Weiden am Fluss steigt eine Wildente auf
Ein Hund wollte bellen, doch ohne Welt verzichtet er drauf
Aus dem Innern des Lochs zieht weissgrauer Rauch
Wie aus dem Colt von Clint Eastwood nach einem Schuss in den Bauch
Der Äquator, der Nordpol, ein neuer Mercedes, alles weg, einfach verschwunden
Mittels GPS wird wenigstens die Sahara wiedergefunden
Doch ohne Sand und vom Meer überschwemmt
Ists eine Sahara, die kein Mensch mehr erkennt
Ein Mann küsst eine Frau, sie lässt es geschehen,
weil die Welt untergeht, bleiben die zwei einfach stehen
und warten bis alles wieder vorbei ist
und reden inzwischen mit Gott,der noch immer dabei ist.
Die ganz Armen,die ständig verhungern, die atmen jetzt auf
In einer Welt, die verschwunden ist, hört jeder Unterschied auf.

Ich erzähle dir die Geschichte vom Ende der Welt, dort wo die Welt war, hocken jetzt Krähen am Feld.
Ich erzähle dir die Geschichte vom Ende der Welt, dort, wo die Welt war ist nur mehr ein Loch,
zuerst war da ein Brummen und Zittern und die Krähen auf dem Felde krähten noch
Plötzlich war die Welt weg und alles stand still
Ein Kardinal und ein Börsenspekulant, die Golden Gate Bridge und von Rimbaud die Gedichte,
Sie alle sind nicht mehr, gleich wie ein roter Hydrant, alles nur mehr Geschichte
Doch keiner ist da ders beschreiben kann, es stinkt nach Asphalt,
unter einem Lindenbaum sitzt Odysseus, döst und träumt von Gewalt
Stephen Spielberg pokert und es gelingt, die Filmrechte zu erkaufen
Zu Recht fragt er sich aber, wann und vor wem wird dieser Film laufen,
die Liebe entschwunden und mit ihr der Tod,
das Glück und das Leid, das Elend, die Not
der Papst versucht einen Segen urbi et orbi, doch ohne Rom und die Welt, wirkt das grotesk
Gott blickt verzweifelt, winkt müde ab und erlässt ihm den Rest
Der Blues legt sich über das Land, er ists, der die Geschichte erzählt,
von einer Zeit in ders eine Welt gab und Krähen am Feld.


(Klaus Krottmayer)