Franz Werfel:
Der schöne strahlende Mensch
Die Freunde, die mit mir sich unterhalten,
Sonst oft mißmutig, leuchten vor Vergnügen,
Lustwandeln sie in meinen schönen Zügen
Wohl Arm in Arm, veredelte Gestalten.
Ach, mein Gesicht kann niemals Würde halten
Und Ernst und Gleichmut will ihm nicht genügen,
Weil tausend Lächeln in erneuten Flügen
Sich ewig seinem Himmelsbild entfalten.
Ich bin ein Korso auf besonnten Plätzen,
Ein Sommerfest mit Frauen und Bazaren,
Mein Auge bricht von allzu viel Erhelltsein.
Ich will mich auf den Rasen niedersetzen
Und mit der Erde in den Abend fahren.
O Erde, Abend, Glück, o auf der Welt sein!
*
Den Freunden, die oft mißgelaunt mir lauschen,
Erhellt der Blick sich, wenn sie ihn erheben
Zu meinem Antlitz: Bebend zu erleben,
Wie sie am Adel meiner Hoheit sich berauschen.
Ach, mein Gesicht ist jeder Würde bar,
Denn Schönheit wohnt doch nicht in leeren Zügen,
Kann nicht mit Ernst und Gleichmut sich begnügen.
Eher gleicht dies Lächeln zieh’nder Vögel Schar.
Ich bin des Himmels Schoßkind auf den Festen,
Inmitten schöner Frauen im Gewühle
Des
Glücks. Schier bricht’s mir schon das Herz.
Ich setz mich hin, lad’ alle mir zu Gästen.
Der Abend kommt. Besetzt sind alle Stühle
Vollkommnes Glück! Doch Herz reimt sich auf Schmerz.
(Peter Gronau)