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Autorengeburtstage: | |
Sven Regener (1.1.1961) | Isaac Asimov (2.1.1920) |
Marcus Tullius Cicero (3.1.106 v.Chr.) | John Ronald Reuel Tolkien (3.1.1892) |
Jiří Kratochvil (4.1.1940) | Gao Xingjiang (4.1.1940) |
Friedrich Dürrenmatt (5.1.1921) | Juan Goytisolo (5.1.1931) |
Umberto Eco (5.1.1932) | Roland Topor (7.1.1938) |
James Saunders (8.1.1925) | Kurt Tucholsky (9.1.1890) |
Simone de Beauvoir (9.1.1908) | Heiner Müller (9.1.1929) |
Annette von Droste-Hülshoff (10.1.1797) | Eduardo Mendoza (11.1.1943) |
Johann Heinrich Pestalozzi (12.1.1746) | Jakob Michael Reinhold Lenz (12.1.1751) |
Jack London (12.1.1876) | Haruki Murakami (12.1.1949) |
Salomon Hermann Mosenthal (14.1.1821) | Ronan Bennett (14.1.1956) |
Jean Baptiste Poquelin (= Molière) (15.1.1622) | Franz Grillparzer (15.1.1791) |
Evelyn Grill (15.1.1942) | Susan Sontag (16.1.1933) |
Anton Tschechow (17.1.1860) | Raoul Schrott (17.1.1964) |
Peter Stamm (18.1.1963) | Montesquieu (18.1.1689) |
Edgar Allan Poe (19.1.1809) | Gustav Meyer (= Gustav Meyrink) (19.1.1868) |
Patricia Highsmith (19.1.1921) | Zbyněk Fišer (= Egon Bondy) (20.01.1930) |
Gotthold Ephraim Lessing (22.1.1729) | George Gordon Noël Byron (22.1.1788) |
Attila Bartis (22.1.1968) | E.T.A. Hoffmann (24.1.1776) |
Eugen Roth (24.1.1895) | Wolf von Niebelschütz (24.1.1913) |
William Somerset Maugham (25.1.1874) | Virginia Woolf (25.1.1882) |
Margaret Skjelbred (25.1.1949) | Achim von Arnim (26.1.1781) |
Sidonie Gabrielle Colette (28.1.1873) | Philippe Besson (29.1.1967) |
Adelbert von Chamisso (30.1.1781) | Marie Luise Kaschnitz (31.1.1901) |
Kurt Marti (31.1.1921) | Kenzaburô Ôe (31.1.1935) |
19.
Januar 1933
Gestern oder vorgestern sprach Jewzichewitsch in Gesellschaftskunde über
die Kader und über die Eröffnung neuer Institute, und da überlegte ich, dass
ich ihn eigentlich fragen könnte, warum die alten Institute jetzt allesamt
aufgelöst werden. Während ich noch darüber nachdachte und Ira davon erzählte,
war ich ganz ruhig, aber als ich plötzlich den Entschluss fasste, ihn auf jeden
Fall zu fragen, fing mein Herz heftig an zu klopfen... Ich saß da und wartete
darauf, dass Jewzichewitsch zu sprechen aufhörte, und redete meinem Herzen zu:
"Nun
sei doch ruhig." Aber es wurde überhaupt nicht ruhig, im Gegenteil, es
klopfte immer heftiger... Nach meiner Frage hat er mich natürlich mit einem
Wortschwall überschüttet, und ich hatte schon keine Lust mehr, etwas
einzuwenden."
(Aus "Ich will leben. Ein russisches Tagebuch 1932-1937" von Nina Lugowskaja. Aus dem Russischen von Christiane Körner.)
Ein
einzigartiges Dokument über das Leben in der stalinistischen Diktatur und
den Alltag im Moskau der dreißiger Jahre. Nina Lugowskaja ist dreizehn,
als sie das Tagebuchschreiben beginnt. Der Vater, gerade aus Sibirien zurückgekehrt,
hält sich illegal in Moskau auf. Die Familie, in ständiger Angst vor
Hausdurchsuchung und Deportation, versucht am bürgerlichen Lebensstil
festzuhalten. In ihrem Tagebuch schreibt Nina über ihre Verliebtheiten,
Probleme in der Schule, ihr Aufbegehren gegen die traditionelle weibliche
Rolle, den Abscheu vor bolschewistischen Aufmärschen und über die ständige
Angst, die das tägliche Leben bestimmt. (Hanser) |
Iquitos, 2.1.81
Unser Affe entsprang aus dem Käfig und klaut Sachen vom gedeckten Tisch, wenn
noch niemand da ist. Er hat fast alle Gabeln an sich gebracht. Heute morgen
stahl er die Milchflasche der kleinen Tochter von Gloria, und sie sah ihn, wie
er in einem Gebüsch die Flasche, am Schnuller saugend, leer trank. Sie fürchtet
allen Ernstes, der Affe werde den Säugling vergewaltigen und will, daß er,
bevor er das tut, erschossen wird. Der Affe hat noch ein Stück Elektrokabel um
die Hüfte gebunden, mit dem er festgemacht war, und wenn er klettert, hält er
das Kabel mit seinem Schwanz, mit dem er so gut greift wie mit einer Hand, hoch
über sich in die Luft, damit es ihn nicht in seinen Bewegungen stört.
Hinter meinem Rücken hat W., der Chaos hinterlassend zum Camisea hochgeflogen
ist, die Anzahl der Statisten für die Abfahrt des Schiffes von 5000 auf die
Hälfte reduziert, und ich ging mit Mauch an die Anlegestelle und maß aus, wie
viele wir brauchen würden, um auf dem Abhang zum Fluß eine glaubwürdige Menge
zu verteilen, und wenn man die Straße oben ebenfalls füllen will, müßten es
etwa 6600 Personen sein. Vor der Arbeit darf sich nur niemand erschrecken.
Immerhin habe ich nicht einmal einen Assistenten, und den harten Kern des Teams
werden etwa 16 Personen bilden. Bei demselben Film von Hollywood produziert
ginge es nicht unter 250 Mann.
(Aus "Die Eroberung des Nutzlosen" von Werner Herzog.)
Juni
1979: Werner Herzog bricht auf, um im südamerikanischen Dschungel
"Fitzcarraldo" zu drehen, die Geschichte eines Mannes, eines
Traumes und seiner abenteuerlichen Verwirklichung. Auch die Dreharbeiten
geraten zu einem Abenteuer: Werner Herzogs Tagebuch ist das Protokoll
einer existenziellen Erfahrung und des fortwährenden Konflikts mit seinem
Hauptdarsteller Klaus
Kinski, der sich immer tiefer in seine Rolle des
Fitzcarraldo hineinsteigert ... (Hanser) |
5.1.1949
Im Gespräch mit Sonja eine interessante Entdeckung. Nicht nur ich bin faul.
Unsere ganze Intellektuellengeneration ist weniger fleißig als die Vorgänger.
Wo sind die Diskussionen über allgemeine Probleme? Wir werden praktizistisch:
von Tag zu Tag verschieben wir Aufgaben, denen wir nicht gewachsen sind.
Zweitens, wenn der Mensch beschließt, Intellektueller zu sein, muss er sich vom
Alltagsgeschwätz lösen und an sich arbeiten. Aber in dem Fall gerät er
unweigerlich in Konflikt mit der kollektivistischen Gesellschaft, denn so wie
der Mensch lebt, so ist er auch. Ist der Ausweg in einem Doppelleben zu sehen?
So tun, als wäre dein Horizont auf fertige Schlussfolgerungen beschränkt, die
du wiederkäust, aber heimlich den Funken am Glimmen halten?
Ich habe sie wieder aufgefordert, meine Geliebte zu werden. Sie beeilte sich,
Hindernisse zu errichten: Sie will keine Bindung auf Zeit, sie kann die
Verstellung vor den Genossen nicht ertragen, der Zweifel an meiner Treue wird
sie quälen. Sie hatte schon begonnen, anderen unsere Liebe zu demonstrieren.
Darauf zog ich mich, erschrocken, schnell zurück. Die ganze Szene war, von
außen betrachtet, sehr aufregend und pathetisch. Meine Offenheit, ihre
Schamhaftigkeit.
(Aus "Reise in mein vergessenes Ich. Tagebuch 1942-1951" von Aleksandar Tišma. Aus dem Serbischen von Barbara Antkowiak.)
Der
erste Teil der Tagebücher von Aleksandar Tišma - dem großen
europäischen Erzähler -, der kurz nach seinem Tod auf seinen eigenen
Wunsch erscheint. Analytisch klar wie in seinen späteren Romanen zeichnet
der junge
Tišma seinen inneren Werdegang auf: die Unbehaustheit bei den
zerstrittenen Eltern, die Suche nach dem wahren Leben im Bereich der
Sexualität und die heimliche Sehnsucht nach Ruhm und Unsterblichkeit. (Hanser) |
7.
Januar 1957
Klammere dich nicht an die Universität ... Und befürchte nicht, dass sie in
Kirowsk Unruhen veranstalten, wenn sie etwas von dir hören ... Egal - du hast
schon genug Staub aufgewirbelt mit deinen Rumtreibereien, Tamara hat sich schon
damit abgefunden und deine Mutter auch …Und fürchte dich nicht vor dem Gefängnis
… Das Wichtigste - fürchte dich nicht vor dem Gefängnis … Das Gefängnis
macht einen zum Tier … Und das ist gut. Diese Banditen sind grob und gefühllos,
aber sie verhehlen es nicht ... sind aufrichtig ... Eure Leute von der Universität
sind genauso, versuchen aber, sich sentimental zu geben ... Klug sind nur
wenige, aber alle stellen sich so ... Fühlen muss man klug, nicht mit dem Kopf,
aber klug ... Alle diese Leute sind kalte Klugscheißer ... Mit denen hast du
nichts zu schaffen ..
(Aus "Aufzeichnungen eines Psychopathen" von Wenedikt Jerofejew.)
Zum
ersten Mal nimmt der Leser mit diesem Buch hautnah Anteil am Leben von
Wenedikt Jerofejew, dem Kultautor von "Die Reise nach Petuschki".
Aufgewachsen in der unwirtlichen Industriestadt Kirowsk in der Familie
eines Trinkers, wird der sensible und hochbegabte Wenedikt schon früh mit
dem bewährten russischen Allheilmittel gegen Seelenschmerz konfrontiert.
Von vornherein hat er kaum eine Chance, sich einzugliedern und ein
normales Leben zu führen. Im Jahr 1956 bricht die sowjetische
Wirklichkeit mit aller Brutalität über ihn herein: Unter dem Vorwand der
Bummelei und ständigen Trunkenheit wird der unbequeme Student, dessen
Vater kurz zuvor nach langjähriger Lagerhaft gestorben ist, von der
Universität geworfen. Dann kommt auch sein Bruder in einem Arbeitslager
um. Völlig verzweifelt beginnt der Siebzehnjährige daraufhin die Arbeit an
seinem Tagebuch. Darin demontiert er mit beispiellosem sprachlichen Furor
und im virtuosen Spiel mit einem vulgären Alltagsvokabular alle überkommenen
moralischen und geistigen Werte und erhebt den Rausch zum literarischen
Stoff. (Tropen) |
Den folgenden Tag widmete ich der Ruhe und Erholung von den Strapazen der Reise. Am 16. Januar aber brach ich nach Keffi-n-Rauta auf, um den Lamedo zu begrüßen und ihm meine Geschenke zu überreichen. Ich nahm die beiden Kanuri aus Gombe mit, auch mein Kamel und mein Zelt, in der Hoffnung, der Lamedo werde mir beides abkaufen, denn ich hatte mich überzeugt, daß es unmöglich war, mit dem Kamel weiterzukommen; ohne dasselbe aber konnte mein schweres Zelt nicht transportiert werden, welches mir übrigens für die fernere Reise auch allenfalls entbehrlich schien. Es war acht Uhr morgens, als ich die Stadt in nordwestlicher Richtung verließ, und um drei Uhr nachmittags, nach einem scharfen Ritt von sieben Stunden, befand ich mich vor den Mauern von Keffi-n-Rauta. Ich ritt durch ein geöffnetes Tor und direkt bis zur Wohnung des Lamedo. Auf meine Frage, wo derselbe augenblicklich verweile, wies man auf ein der Wohnung gegenüberliegendes verandenartiges Gebäude, ohne hinzuzufügen, daß es seine Moschee sei. Erst als ich eingetreten war, bemerkte ich den Verstoß, dessen ich mich als Ungläubiger mit dem Betreten eines Bethauses schuldig gemacht, und zog mich auf der Stelle wieder zurück. Nun wurde ich in mein Quartier, eine recht gut eingerichtete Hütte, geführt.
Nach einer Stunde ließ mich der Lamedo zu sich entbieten. Er lag im vordersten Hof seines Hauses auf einer Ochsenhaut, umgeben von den Großen des Reiches, die fast alle, während sonst an Negerhöfen niemand bewaffnet vor dem Herrscher erscheinen darf, lange Schwerter trugen. Beinahe hätte ich einen zweiten Verstoß begangen und einen anderen statt des Monarchen begrüßt, da ihn äußerlich nichts von den Versammelten unterschied; seine ursprünglich weiß gewesene Kleidung war infolge langen Gebrauchs ebenfalls schmutzig grau geworden, und ein Litham verhüllte wie bei den übrigen sein Gesicht, so daß nur die Augen frei blieben. Als die Begrüßungsformeln ausgetauscht waren, übergab ich ihm meine Briefe.
(Aus "Quer durch Afrika. Die Erstdurchquerung der Sahara vom Mittelmeer zum Golf von Guinea 1865-1867" von Gerhard Rohlfs.)
Als
erster Europäer zog Rohlfs von Tripolis durch Wüsten, Savannen und Urwälder
nach Lagos, der Hauptstadt des heutigen Nigeria. Er erlebte die mächtigen
Reiche Bornu, Bautschi und Nupe mit ihren eigenständigen Kulturen, bevor
die Kolonialisierung sie für immer zerstörte. (Edition Erdmann) |
20. Januar
Heute ist der r o t e Tag gekommen, den ich schon seit meiner
Ankunft mit quälender Ungeduld erwarte.
PROSTATA.
Sie ist entflammt, trotz des Fetts der da-bjid-Eidechse. Und trotz der "Fünf
Guten". Zu Zeiten von Iwan dem Schrecklichen hat man nicht nur schnell gepfählt
(auf einem mit Hammelspeck eingeriebenen Pfahl), sondern auch langsam (auf einem
trockenen Espenpfahl).
Während ich hier in der ersten Nacht auf dem schnellen Pfahl
saß, hat mich der gleichgültige, wunderbare Kosmos jetzt auf den langsamen
umgesetzt.
Ein solcher Schmerz, dass ich (entsetzlich!) an die Betäubungsmittel denke, die
in den gelben Hausapotheken unserer Haudegen ruhen.
Ich bin ein alter, schwacher bai chi, ein Sklave meines gang men. Meine letzte
Hoffnung ist das Ausbrennen. Das werde ich in einer halben Stunde probieren.
Die Geschichte mit dem letzten Objekt, Tolstoj-4, lenkt mich für kurze Zeit von dem verfluchten Schmerz ab. Ich weiß nicht, warum, aber von allen sieben Klonen ist er der einzige, der bei mir ein krampfhaftes, unbegründetes Lachen hervorruft. Ich lache, setze mich auf meine Hände und spüre meinen r o t e n wang wei.
Tolstoj-4 hat den ganzen Prozess hindurch geweint. Er schrieb und weinte, schrieb und weinte. Das Erregen-Objekt hat er überhaupt nicht angerührt. Dafür hat er das Glas der beiden Kerosinlampen zerkaut, woraufhin sie schnell herunterbrannten und ausgingen. Allerdings hat ihn die mangelnde Beleuchtung nicht weiter gestört: er schrieb im Dunkeln. Seine gewaltigen Lider schimmerten violett vom Tränenstrom, seine violette Nase erinnert an eine Süßkartoffelknolle. Er verfiel in Anabiose, als er in der Ecke stand und heulte. In dieser Position erstarrte er als Denkmal für sich selbst.
Ich erwarte von ihm nicht weniger als acht (!) kg himmelblauen Speck.
(Aus "Der himmelblaue Speck" von Vladimir Sorokin.)
20. Januar (1934)
War das eine
Nacht. M. A. ging es nicht gut. Im Liegen diktierte er mir ein Kapitel aus dem
Roman
- der Brand in Berlioz' Wohnung. Das Diktat endete in der zweiten Nachtstunde.
Ich ging in die Küche - Abendbrot machen. Mascha wusch. Sie war giftig und
zerrte die Schüssel vom Primuskocher, der fiel vom Tisch, in die Ecke, wo eine
Kanne und eine Viertelliterflasche mit Petroleum standen - beide offen. Flammen
schlugen empor. Ich schrie: "Mischa!!" Er kam, wie er war, im Hemd und
barfuß, angerannt, als die Küche bereits brannte. Mascha, diese Idiotin,
wollte die Küche gar nicht verlassen, weil in ihrem Kopfkissen Geld eingenäht
war! ...
Ich weckte Serjosha, zog ihn an und brachte ihn auf den Hof, das heißt, ich
hängte das Fenster aus, sprang raus und holte ihn nach. Dann ging ich wieder
zurück. M. A. warf, bis zu den Knöcheln im Wasser stehend und mit versengten
Händen und Haaren, alles aufs Feuer, was er nur finden konnte: Decken, Kissen
und die ganze frischgewaschene Wäsche. Zu guter Letzt gelang es ihm, das Feuer
zu löschen. Aber es gab einen Moment, wo auch er schwankend wurde und mir
zurief: "Hol die Feuerwehr!"
Die Feuerwehr kam, als alles vorbei war. Mit ihr die Miliz. Ein Protokoll wurde
aufgenommen. Die Feuerwehrleute schlugen uns vor: "Sollen wir nicht mit
einem Schlauch die ganze Wohnung unter Wasser setzen?" Mischa, die Arme
über der Brust gekreuzt, lehnte ab.
Kamen um sieben ins Bett, um zehn standen wir wieder auf, weil M. A. ins Theater
musste. Zum Frühstück gingen wir ins "Metropol", was Sergej
unbeschreiblich genoss - am frühen Morgen Café glacé.
(Aus "Margarita und der Meister. Tagebücher, Erinnerungen" von Jelena Bulgakowa.Aus dem Russischen von Antje Leetz und Ottokar Nürnberg.)
Ein
unverzichtbares Buch über den Menschen und Dichter Michail Bulgakow. Die Frau,
die das Vorbild der "Margarita" war, heiratete den Schriftsteller 1932
und begleitete ihn bis zu seinem Tod 1940. Ihr gemeinsames Leben hielt sie in
ihren Tagebüchern fest, schilderte die dramatischen Umstände, denen der
verfemte Autor in Stalins Moskau ausgesetzt war. Jelena Bulgakowas
Aufzeichnungen sind ein sehr persönliches Dokument, erhellend, erschütternd
und voller Authentizität. (btb)
"Margarita
und der Meister" bei amazon.de bestellen
Im Jänner, auf
dem Semmering 25. Jänner. Die Sonne versucht es, den Schnee zu schmelzen. Da und dort wird er grau, löst sich auf, bereitet den Frühling vor. In Gloggnitz wachsen Schneerosen, stoßen sich durch den Schnee hindurch. Sonst ist alles, alles begraben, still. Auf das bereifte Glas eines Auslagekastens schrieb ich mit der Stahlspitze meines Bergstockes einen Mädchennamen. Welchen?! Was kümmert es euch?! Meine Seele leidet. Ich beherberge ein Marienkäferlein seit vier Tagen. Es lebt an der Warmwasserheizung unter einem Glase. Es spannt sogar die Flügel aus. Ich werde ihm einen Mimosenstrauß kaufen, gelbe, duftende Blüten mit graugrünen Blättchen. Wie hat es bis jetzt überwintern können, alle Schrecknisse durcherleben können?! Ich weiß es nicht. Es gab doch schon 18 Grad Kälte, ohne Beschützer P. A.?! Wie habe ich selbst alles durcherleben können?! Ich weiß es nicht. Ich schreibe in das bereifte Glas eines Auslagekastens auf dem "Hochweg" einen Mädchennamen ein. Welchen?! Was kümmert es euch?! Meine Seele leidet, also sie lebt, sie lebt! Das Marienkäferlein unter dem Glase denkt: "Ha, ha, ha, hier ist es warm, aber wenig zu essen; nun, warten wir noch bis zum Februar; da dürfte sich schon irgend etwas finden - - -." Für Tierchen findet sich immer etwas. (von Peter Altenberg) |
Bauernregeln für den Jänner: Morgenrot am Neujahrstag Unwetter bringt und große Plag'. Ist bis Dreikönig kein Winter,
Ist Dreikönig (6. Jänner) hell
und klar,
St. Pauli (25. Jänner) kalt im
Sonnenschein,
Ziehen die
Spinnen ins Gemach,
Fehlen dem Jänner Schnee und
Frost, |
Was tun grüne Daumen im Jänner?
Aussaat im Zimmer: Kerbel, Kresse
für ständige Ernte. Anzucht von Keimsprossen (z. B. Soja,
Luzerne, Weizen) für vitaminreiche Salate.
Mit Tannenreisig vor Frost geschützter Petersil und auch
Feldsalat können weiterhin im Freiland geerntet werden.
Alte Triebe (erkennbar am dunklen Holz) aus Beerensträuchern
schneiden. Generell: Kranke Zweige entfernen.
Balkon- und Kübelpflanzen, die im Keller überwintern brauchen
gelegentlich Frischluft- sowie Wasserzufuhr (die Wurzelballen
sollten niemals gänzlich austrocknen)!
Sinnvoll ist, sich bereits im Jänner Gedanken über die kommende
Bepflanzung der Beete zu machen und hierbei Mischkulturen sowie
Fruchtwechsel zu beachten.
Und natürlich freuen sich unsere gefiederten Freunde bei
Eiseskälte und Schneelage über regelmäßige Futtergaben! Am
besten bewährt sich die Fütterung am zeitigen Abend.
Der Gärtner selbst findet im Jänner (noch) reichlich Zeit,
seine Gartenbücher nach Interessantem zu durchforsten und weitere
Pflanzenbücher aufzustöbern
...
Januar:
Seit dem Jahre 153 v. Chr. wurde das
römische Kalenderjahr nicht mehr von März bis Februar, sondern von Januar bis
Dezember gerechnet. Demgemäß nannte man den das Jahr eröffnenden Monat (mensis)
Ianuarius - nach dem altitalischen Gott Janus, dem Gott der Türen und
Tore, symbolisch auch des Eingangs und (Jahres-)Anfangs. Mit den anderen
römischen Monatsnamen wurde in mhd. Zeit auch lat. Ienuarius - zu jenner.
Diese Form hat sich in Jänner bis ins 18. Jh. gehalten, wurde aber dann von der
neu entwickelten Form "Januar" (= frz. janvier, engl. January)
in die oberd. Mundarten, besonders in den schweiz. und österr. Sprachraum
abgedrängt. - Über die etymologischen Zusammenhänge von lat. Ianus,
das ein personifiziertes lat. ianus "Torbogen" (ursprünglich:
"Gang, Durchgang") ist, vgl. den Artikel eilen.
(Quelle: DUDEN
- Das Herkunftswörterbuch)