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"Sie ist mündig!" Sagt mir, Leute, Wie versteh ich dieses Wort? Ach ein Kind war sie bis heute, Bleibt sie das nicht immerfort? Hingen denn vor einem Jahre Zögen heut zu diesem Herzen, Und zu glänzen allerorten, Nein! ein Engel dieser Erden (von Eduard Mörike) |
(...) Der Winter ist streng in
diesem Jahr, am Beginn des neuen Jahrtausends.
Heute morgen, als ich in der Dezemberdunkelheit aufwachte,
meinte ich zu hören, wie das Eis sang. Ich weiß nicht, woher
ich die Vorstellung hatte, daß das Eis singen kann. Vielleicht war
es etwas, was mein Großvater, der hier draußen auf seiner Schäre geboren
ist, zu mir sagte, als ich klein war. (Aus dem Roman "Die italienischen Schuhe" von Henning Mankell) |
Fredrik
Welin, ehemaliger Chirurg, lebt allein auf einer kleinen Insel in den Schären.
Ihm ist etwas widerfahren, was er nur "die Katastrophe" nennt,
und er glaubt, mit dem Leben abgeschlossen zu haben. Da steht eines
Morgens Harriet vor ihm, die er einmal sehr geliebt und dann trotzdem
verlassen hat. Sie ist schwerkrank, deshalb soll er ihr eine letzte Bitte
erfüllen. Mit "Die italienischen Schuhe" hat Henning Mankell
einen spannenden Roman über die Liebe und über die Einsamkeit
geschrieben, ein Buch voller komischer Situationen, nachdenklich und anrührend
zugleich. (Zsolnay) |
Chiang Mai war der Ausgangspunkt für die Suche
nach den Chaulmoogra-Bäumen. Rock charterte ein geräumiges Hausboot mit
Mannschaft, engagierte einen Dolmetsch, einen, wie er schreibt, "would-be
cook"
sowie einen Diener und fuhr den Nam Ping flußabwärts. Unterwegs befahl der
Reisende häufig, das Boot am Ufer festzumachen, damit er in die dichten Monsunwälder
eindringen und nach Samen suchen konnte. Der Fluß führte zu dieser Jahreszeit,
es war Dezember, wenig Wasser, und es geschah öfters, daß das Boot auf eine
Sandbank lief, was Rock zur Verzweiflung brachte. Einmal verlor er die Geduld
und sprang, nur mit einem "Negligé" bekleidet, ins Wasser, in der heimlichen
Hoffnung, das Boot würde ihm folgen. Aufgeregt rief ihn der Bootsführer an
Bord zurück und machte ihm klar, daß der Fluß mit Krokodilen verseucht sei.
Nach einigen Tagen änderte sich die Landschaft. Steile Schluchten aus rotem
Fels verwandelten den bisher ruhigen Fluß in eine reißende Strömung.
Brodelnde Stromschnellen wurden zu gefahrvollen Hindernissen, die oft nur mit
Hilfe von Seilen überwunden werden konnten. Doch Rock und seine Mannschaft
erreichten heil das Ziel der Flußfahrt, den Ort Rahaeng. Nun stand der
Expedition der beschwerlichste Teil bevor: der Fußmarsch an die burmesische
Grenze durch unwegsames, bergiges Gelände und dichten Dschungel, in dem Teak-
und Strychninbäume, Cassia-Arten, Eichen und Bambus wuchsen. Dazu kam die ständige
Bedrohung durch Tiger, Leoparden und Giftschlangen.
In Burma, an der Mündung des Salwin, begegnete Rock endlich dem ersten
Chaulmoogra-Baum. Enttäuscht mußte er feststellen, daß dieser noch keine Früchte
trug. Tage später versuchte er sein Glück stromaufwärts in den Wäldern um
das kleine Dorf Oktada. Er fand wieder nur einen Baum, diesmal mit reifen Früchten,
jedoch der Gattung Hydnocarpus; dessen Samen enthalten zwar ein ähnliches Öl,
doch dessen Eigenschaften und Wirkung waren nicht bekannt. Da von den
Einheimischen keine klaren Auskünfte über Standorte von Chaulmoogra-Bäumen zu
bekommen waren, entschloß sich Rock, nach der Hauptstadt Rangun zu reisen. Dort
suchte er Forstfachleute auf und erfuhr, daß die eigentliche Heimat des
gesuchten Baums am Oberlauf des Chindwinn liege. Also machte er sich wieder auf
den Weg, begleitet von einem Madrassi-Koch und einem moslemischen Diener,
diesmal mit dem Zug bis Amarapura nahe Mandalay. Sie überquerten den Irrawaddy
nach Sagaing und dann ging es mit dem Zug weiter nach Monywa. "Monywa, what a
dreadful place!" mokierte sich Rock; nichts als Staub, Dreck und Schwärme von
Fliegen. Gleich am nächsten Tag verließen sie Monywa mit dem Dampfer "Shillong",
der sie den Chindwinn aufwärts nach Mawlaik brachte. Rock schien seinem Ziel
nahe: Nur einige Tagesmärsche von hier, erfuhr er, würden sich Chaulmoogra-Wälder
befinden. Ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben an die Vorsteher jener Dörfer,
die er auf dem Weg durch den Dschungel passieren würde, ging er los, gefolgt
von einer Schar Trägern, meist Frauen mit nackten Kindern an den Hüften und
auf dem Rücken, die seine Ausrüstung auf ihren Köpfen balancierten.
Gelegentlich kreuzten Herden wilder Elefanten den Weg der Karawane, die schließlich
in dem Dorf Kyokta haltmachte, wo Rock sein Lager aufschlug. Hier war seine
strapaziöse Suche endlich erfolgreich. Dichte Chaulmoogra-Wälder bedeckten die
steilen Berghänge rund um das Dorf. Mit Hilfe der Bewohner sammelte Rock große
Mengen an echten Taraktogenos-Samen, die er nach den Vereinigten Staaten
verschiffte. Die Samen wurden dazu verwendet, auf der Insel Oahu, Hawaii, eine
Plantage mit zweitausendneunhundertachtzig Chaulmoogra-Bäumen anzulegen.
Jahre später traten unter Ärzten, die Erfahrungen in Lepraspitälern gesammelt
hatten, Zweifel auf, ob das Chaulmoogra-Öl, oder genauer der Ester aus seiner
Fettsäure, tatsächlich so effektiv in der Behandlung von Lepra sei, wie
zahlreiche Berichte glauben machen wollten. In den 1940er Jahren wurde schließlich
das Heilmittel durch den erfolgreichen Einsatz von Sulfonamiden in der
Lepratherapie verdrängt.
Joseph Rock, der viele Jahre seines Lebens in China verbrachte, flüchtete 1949
vor den Roten Garden Mao Tse-tungs (die er als "bandits" bezeichnete)
und kehrte nach Hawaii zurück. Er starb am 5. Dezember 1963, kurz vor
seinem neunundsiebzigsten Geburtstag, an Herzschlag.
(Aus "Unter Bäumen. Reisen zu den größten Lebewesen" von Rudi Palla)
Kennen
Sie den Baum der weisen Voraussicht? Haben Sie schon einmal vom Kuhbaum
getrunken? Wie liegt es sich unter dem Baum des Müßiggangs? |
Rom, den 25. Dezember. Diesmal ist Christus unter Donner und Blitzen geboren worden, wir hatten gerade um Mitternacht ein starkes Wetter. Der Glanz der größten Kunstwerke blendet mich nicht mehr, ich wandle nun im Anschauen, in der wahren unterscheidenden Erkenntnis. Wieviel ich hierin einem stillen, einsam fleißigen Schweizer, namens Meyer, schuldig bin, kann ich nicht sagen. Er hat mir zuerst die Augen über das Detail, über die Eigenschaften der einzelnen Formen aufgeschlossen, hat mich in das eigentliche Machen initiiert. Er ist in wenigem genügsam und bescheiden. Er genießt die Kunstwerke eigentlich mehr als die großen Besitzer, die sie nicht verstehen, mehr als andere Künstler, die zu ängstlich von der Nachahmungsbegierde des Unerreichbaren getrieben werden. Er hat eine himmlische Klarheit der Begriffe und eine englische Güte des Herzens. Er spricht niemals mit mir, ohne daß ich alles aufschreiben möchte, was er sagt, so bestimmt, richtig, die einzige wahre Linie beschreibend sind seine Worte. Sein Unterricht gibt mir, was mir kein Mensch geben konnte, und seine Entfernung wird mir unersetzlich bleiben. In seiner Nähe, in einer Reihe von Zeit hoffe ich noch auf einen Grad im Zeichnen zu kommen, den ich mir jetzt selbst kaum denken darf. Alles, was ich in Deutschland lernte, vornahm, dachte, verhält sich zu seiner Leitung wie Baumrinde zum Kern der Frucht. Ich habe keine Worte, die stille, wache Seligkeit auszudrücken, mit der ich nun die Kunstwerke zu betrachten anfange; mein Geist ist erweitert genug, um sie zu fassen, und bildet sich immer mehr aus, um sie eigentlich schätzen zu können. Es sind wieder Fremde hier, mit denen ich manchmal eine Galerie sehe; sie kommen mir wie Wespen in meinem Zimmer vor, die gegen die Fenster fahren und die helle Scheibe für Luft halten, dann wieder abprallen und an den Wänden summen. In den schweigenden zurücktretenden Zustand mag ich einen Feind nicht wünschen. Und wie sonst für krank und borniert gehalten zu werden, geziemt mir weniger als jemals. Denke also, mein Lieber, tue, wirke das Beste für mich und erhalte mir mein Leben, das sonst, ohne jemanden zu nutzen, zugrunde geht. Ja, ich muß sagen, ich bin dieses Jahr moralisch sehr verwöhnt worden. Ganz abgeschnitten von aller Welt, hab' ich eine Zeitlang allein gestanden. Nun hat sich wieder ein enger Kreis um mich gezogen, die alle gut sind, alle auf dem rechten Wege, und das ist nur das Kennzeichen, daß sie es bei mir aushalten können, mich mögen, Freude in meiner Gegenwart finden, je mehr sie denkend und handelnd auf dem rechten Wege sind. Denn ich bin unbarmherzig, unduldsam gegen alle, die auf ihrem Wege schlendern oder irren und doch für Boten und Reisende gehalten werden wollen. Mit Scherz und Spott treib' ich's so lang, bis sie ihr Leben ändern oder sich von mir scheiden. Hier, versteht sich, ist nur von guten, graden Menschen die Rede, Halb- und Schiefköpfe werden gleich ohne Umstände mit der Wanne gesondert. Zwei Menschen danken mir schon ihre Sinnes- und Lebensänderung, ja dreie, und werden sie mir zeitlebens danken. Da, auf dem Punkte der Wirkung meines Wesens, fühl' ich die Gesundheit meiner Natur und ihre Ausbreitung; meine Füße werden nur krank in engen Schuhen, und ich sehe nichts, wenn man mich vor eine Mauer stellt. (Aus "Italienische Reise" von Goethe) |
1.
Kapitel
Kalt war es und windstill in dieser Dezembernacht. Ein frostiger Hauch
hatte die Zweige und dürren Blätter wie mit weißem Samt überzogen. Leise
knisterte und wisperte es auf der Lichtung im Wald. Das spärliche Licht der
Mondsichel ließ die Augen eines wachsamen Waldkaters aufleuchten, als er von
seinem hohen Sitz auf einem dicken Eichenast die Witterung herannahender Männer
aufnahm. Sie versuchten leise zu sein, doch seine feinen Sinne nahmen das
Schlagen der weiten Mäntel gegen ihre Stiefel wahr. Mochten sie noch so
vorsichtig auftreten, ihre Schritte auf dem federnden Waldboden konnte er
deutlich hören. Ihre Gesichter jedoch sah er nicht, denn nicht nur wegen der Kälte
trugen die neun Männer dunkle Umhänge, deren hochgeschlagene Kapuzen ihre Häupter
verbargen. Vermummt waren sie vor allem, weil sie nicht erkannt werden wollten,
weder von dem Kläger noch vom Angeklagten der Feme.
Doch nur der Kläger war auf dem Gerichtsplatz unter den Sternen erschienen,
ebenfalls verhüllt durch einen weiten Umhang. Der Angeklagte war der
Aufforderung nicht gefolgt, sich zu dieser mitternächtlichen Stunde
einzufinden. Und so wurde das Urteil in seiner Abwesenheit über ihn verhängt.
"Ich verfeme dich!", klang es dumpf durch die eisige Nacht.
"Deinen Hals weihe ich dem Strick, deinen Leichnam den Tieren, und Vögeln,
ihn zu verzehren. Deine Seele befehle ich Gott im Himmel, wenn er sie denn
nehmen will."
Während des Femespruchs, der den Angeklagten zu einem Vogelfreien erklärte,
dessen Leben und Besitz jeder nehmen konnte und der kein Anrecht auf Schutz und
Hilfe mehr hatte, hob sich einmal der Kopf des Klägers, und in seinem überschatteten
Gesicht glühten die Augen beinahe so hell auf wie die des lauernden Waldkaters.
Schließlich warf der Richter den Weidenstrick aus dem Rund der Gerichtsstätte
- als Zeichen, dass die Sitzung beendet sei. Das Urteil, das im Namen des
Erzbischofs von Köln gefällt worden war, würde dem feigen Verräter trotz
seiner Abwesenheit bekannt genug sein.
Die sieben Freischöffen verschwanden zwischen den hohen Stämmen der alten
Eichen auf verschiedenen Wegen, und auch der Kläger verließ gemeinsam mit dem
Richter den Platz.
"Und nun, mein lieber Graf, können wir über die Vollstreckung des Urteils
sprechen. Ich habe da so eine Idee, die unserem Herrn sehr zupass kommen
wird!", hörte es der wachsame Waldkater unter seinem hohen Sitz flüstern.
Dann eilten die beiden Männer über das raschelnde, trockene Laub der Stadt
entgegen. ...
(Aus "Die Sünde aber gebiert den Tod" von Andrea Schacht)
TATORT
KÖLN - Begine Almut und Pater Ivo ermitteln. |
Dezember Der Mantel im schwarzen Wind;
leise flüstert das dürre Rohr Durch kahle Birken gleiten die
knöchernen Hände. Alte Weiblein kreuzten den Weg Geleitet den schwarzen Pfad,
Endymions Lächeln Laß in der Schenke den Abend
erwarten Stundenlang fäl(l)t härener
Schnee ans Fenster (von Georg Trakl) |
Dezembersonett Am Abend ziehen Gaukler durch
den Wald, Der rote Wind bläht Linnen
schwarz und kalt. Des Greisen Hütte schwindet nah
im Grau. Ein Knabe gleitet scheu zu einer
Frau. (von Georg Trakl) |
Bauernregeln für den
Monat Dezember:
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Auch im Dezember gibt es frisches Grün, nur eben in der guten Stube:
In der warmen Stube mag man
getrost Kresse aussäen; auch Keimsprossen, so man Geschmack am
Verzehr derartiger Keimlinge findet.
Zumindest die Petersilernte ist im Freiland weiterhin möglich,
wenn die Pflanzen geschützt unter Fichtenzweigen stehen.
Aus seichten Gartenteichen (als seicht gelten solche, die weniger
als 80 cm tief sind) nimmt man spätestens jetzt etwaig
vorhandene Seerosen heraus und bringt sie zum Überwintern in den Keller.
Denken Sie bitte auch an das darbende Geflügel draußen und
streuen Sie ihm regelmäßig Futter.