Vándor Vokal: "Feljött a Hold – Moonrising"

Beginnt der Orient schon in Ungarn?


Wie der Name des Quartetts schon andeutet, handelt es sich hierbei um Musik mit Schwerpunkt auf dem Gesang. Die vier jungen Ungarinnen, allesamt mit solider Gesangsausbildung liefern auf sehr schöne Art den Beweis, dass die menschliche Stimme das vielleicht wichtigste und auch schönste Instrument sein kann. Auf ihrer Debüt - CD „Feljött a Hold – Moonrising“ sind ungefähr zur einen Hälfte reine Vokalnummern und zur anderen Lieder, begleitet von einigen wenigen, dafür aber umso intensiver aufspielenden Musikern.
Die dem ganzen Projekt zugrunde liegende Idee ist es, einfach gute „Volksmusik“ zu machen. Volksmusik – da ist es ja wieder, dieses höchst missbrauchte Wort: Im englischen -„Traditional“ – klingt es schon besser. Noch besser aber hört es sich an, wenn man der CD von Vandor Vokal lauscht. Der größte Genuss schließlich soll es sein, die vier Damen samt Begleitorchester live zu erleben – so mir ein guter Freund bescheinigte, der ihre Musik zum ersten Mal in Wien im Zuge eines Konzertes hörte und dort auch besagte CD erstand.

Beim ersten Anhören wird man wohl zunächst sehr verwundert sein. Wer typisch magyarische Klänge erwartet könnte enttäuscht sein – ist man aber offenen Ohres und noch dazu ein Freund orientalischer Rhythmik und Melodien wird man schlichtweg Begeisterung verspüren.
„Vandor“ bedeutet Wanderer – und so sehen sich die vier Mädchen auch; als Wanderer auf weiten musikalischen Pfaden von Osteuropa hinunter auf den Balkan – und wie mir scheinen will – auch noch weiter, sogar bis in den Orient.
Selten bekommt man (reine) Vokalmusik dargeboten, die sich so eindringlich, so kraftvoll anhört. Und dazu noch die Stücke, wo sich diese Ungarinnen von ihren Musikern begleiten lassen: Da ist alles, was gut sein kann vorhanden: Exzellenter Umgang mit der menschlichen Stimme, feurige Rhythmen, andererseits auch geschickt eingestreute Rhythmusbrüche ergeben herrliche Weltmusik.

Doch das ist doch nicht ungarisch, was da gesungen wird!? Mitnichten! Ich habe diese CD einem serbischen Freund mit mazedonischen Wurzeln vorgespielt, der ebenfalls sehr angetan davon war und behauptete, dass es sich hierbei um Mazedonisch handle, vielleicht auch um Bulgarisch, wobei zwischen diesen beiden Sprachen eine Verwandtschaft existieren soll! Er jedenfalls verstand auch die Texte und beschrieb sie als witzig bis skurril.
Uns, die wir – zum größten Teil wahrscheinlich – dieser Sprachen nicht mächtig sind – soll´s so oder so recht sein. Ob es nun mazedonisch oder bulgarisch ist, in jedem Fall aber ist es außergewöhnliche und großartige Musik abseits des auch leider immer mehr Platz greifenden „Worldmusic-Mainstream“.

Abschließend noch eine kleine „magische“ Begebenheit, die sich bei meinem Erhalt dieser Aufnahme zutrug: Der vorarlbergische Freund, der sich diese CD nach dem Konzert gekauft hatte, ist ein umweltbewusster Mensch und hatte deshalb – dem Verpackungswahnsinn Einhalt gebietend und der Umwelt zuliebe – mir diese Vandor Vokal – Einspielung in Zeitungspapier (Wochenendbeilage einer seriösen österreichischen Tageszeitung – so viele von dieser Sorte gibt’s ja schließlich nicht!) eingepackt, um sie mir zu Weihnachten zu schenken. Als ich mir diese durchaus geschmackvolle Verpackung näher ansah, bemerkte ich, dass der als „Geschenkspapier“ verwendete Zeitungsartikel von Helsinki handelte. Es dürfte ja bekannt sein, dass zwischen Finnland und Ungarn eine sprachliche Verwandtschaft existiert. Ich fragte ihn also (ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Ungarinnen nicht ungarisch singen würden!), ob bei dieser Verpackung eine bewusste Absicht dahinter stand. Er verneinte und meinte, es habe sich halt zufällig ergeben, dass er gerade diese Seite der Zeitung verwendete!
In jedem Fall aber war es – wenn überhaupt – ein sehr schöner Zufall, der auf diese Weise gutes erwarten ließ! Und ich hörte schließlich dann auch, dass es tatsächlich gut war – sehr gut sogar!

(Exorientelux)


VÁNDOR VOKAL: "Feljött a Hold – Moonrising"