Monologzweier

von Doris Krestan


(Abgedunkeltes Hotelzimmer, darin eine Frau und ein Mann. Einzige Lichtquelle: Fenster hinter Jalousien. Tagesanbruch. Gegenstände: Ein Bett, eine Weinflasche, ein Waschbecken. Rollenverteilung im Gespräch variabel.)

"Wohin oder woher wenn das warum abgestorben, wozu oder wodurch wenn das überall vergessen ist. Vergib mir die fehlenden Fragezeichen, sie wurden einer Stimmung geopfert, die nicht mehr fragt. Die lediglich feststellt. Manchmal die Zähne in die Sehnen des Augenblicks schlägt und manchmal Muskelfasern vom Zeitgerüst nagt.
Was also kann der Moment von mir verlangen. Wieder kein Fragezeichen. Wessen Umnachtung speit ihre Finsternis ins grelle Sommerlicht hinaus. Meine. Deine. Keine. Wie sonst erklärst du mir die fehlenden Minuten zwischen Jetzt und Nichtjetzt, ohne mit den Händen in der Luft herumzuwischen. Was willst du aus der Leere schaben?
Letztendlich doch ein Fragezeichen. Gibt auch noch Ruf- und Anführungszeichen in dieser Sippschaft. Rück endlich die Liebeszeichen heraus, von denen so oft die Rede gewesen ist. Du hast sie doch noch, oder. Den Nachtrand bis ans Ende verfolgen willst du. Ja, geh nur. Aber steig nicht in die Schatten.
Was ist übrigens aus den Containermenschen geworden. Nicht, dass es mich wirklich kümmern würde, aber. Keine Ahnung. Dann lüg mir wenigstens was vor, sag was, irgendwas. Wessen Blöße grinst mir da aus dem Spiegel entgegen. Meine. Deine. Keine. Ja also dann. Demnächst, irgendwann. Telefone gibts ja zuhauf, und erst Nummern dazu. Wann. Nicht so fragen. Nicht so. Nicht. Und später? Schon wieder ein Fragezeichen durchklingen lassen. Die Stimme flattert in die Zwischenzeit hinein. Scheint die Stunde noch so schön, einmal muss es weitergehen. Sing das, die Melodie kennt doch jeder. Die Weinflasche? Nimm sie. Halbvoll. Na und.
Wessen Restrausch schleppt sich da Richtung Waschmuschel. Und einmal richtig tief ausatmen, die Arme über den Kopf strecken. Was wollen wir anders, wenn wir aufwachen.
Wessen Abgründe gähnen da neben dem Bett? Meine. Deine. Keine."

(Vorhang)


(Doris Krestan)