Hans Leyendecker: "Die Lügen des Weißen
Hauses.
Warum Amerika einen Neuanfang braucht"
"Die Welt könnte ein schlechteres
Los erwählen, als von einem Land wie den Vereinigten Staaten 'beherrscht' zu
werden."
(Charles Krauthammer, Kolumnist der "Washington
Post")
"Die Lügen des Weißen Hauses" ist ein
erschreckendes Buch über Scheinheiligkeiten, Winkelzüge des Politikalltags,
Manipulation eines ganzen Volkes, über Allmachtsfantasien des Weißen Hauses
und Weltpolitik, die einer demokratischen und auf Menschenrechten basierenden
Politik nicht würdig ist. Doch wirklich überraschend ist diese Vorgangsweise
nicht, war doch die Ansicht, ein auserwähltes Volk zu sein, immer wieder ein
Merkmal amerikanischer Politik.
Doch zu Beginn der Ära Bush standen hauptsächlich Steuersenkungen für die Reichen
im Vordergrund. Erst
die
Anschläge des 11. September 2001 ließen - Leyendecker zufolge - Bush auf
eine neokonservative und vor allem imperialistische Politik umschwenken und
die Strategie des präventiven Krieges als eine Art Allheilmittel hochjubeln.
Erschreckend dabei ist die Selbstgerechtigkeit, mit der diese Maschinerie die
Rolle des Guten in Anspruch nimmt und den
Irak
und Osama Bin Laden als Terroristen qualifiziert.
Mitglieder ultrarechter Zirkel, durch die Bush-Administration an die Macht gekommen,
versuchen, ihre politischen Visionen umzusetzen. Dabei unterstützt werden sie
von sogenannten "Think Tanks", Gruppierungen, die als eine Art Denkfabrik fungieren.
Die Demokraten erkannten zu spät die Definitionsmacht der Konservativen, und
ihre besorgten Stimmen wurden anfänglich kaum wahrgenommen.
Hans Leyendecker bietet in "Die Lügen des Weißen Hauses" keine spektakulären
Enthüllungen, aber er listet die ungeheuerlichsten Unwahrheiten der amerikanischen
Regierung auf, die der ganzen Welt gefälschte Geheimdienstdokumente präsentierte,
mit vermeintlichen Massenvernichtungswaffen die Angst schürte und so mit Wissen
und Unterstützung gewisser Verbündeter einen Krieg beginnen konnte, dessen verheerende
Auswirkungen täglich via Bildschirm verfolgt werden können.
Leyendecker durchleuchtet den fruchtbaren Boden der Politik, auf dem all die
Lügengeschichten reifen konnten, der eine immense Bedrohung für den Frieden
darstellt und einer Demokratie nicht würdig ist. Die Unverfrorenheit, mit der
die Regierung Bush trotz weltweiter und auch zunehmender Widerstände im eigenen
Land weitermacht, ist legendär. Doch keineswegs erstaunlich, wenn man die Karrieren
der Hintermänner und deren politisches Umfeld genauer betrachtet. Dem Autor
gelingt es an einer Reihe von Fallbeispielen Heuchelei und Täuschungsmanöver
der Bush-Regierung zu verdeutlichen und die damit verbundenen verheerenden Folgen
für das amerikanische Rechtssystem und die Glaubwürdigkeit der USA plakativ
darzustellen.
Leyendecker betont aber immer wieder, dass die Regierung Bush keineswegs die
Stimme des ganzen Volkes repräsentiert. Im Gegenteil, das Land ist tief gespalten,
und ein Neuanfang scheint unumgänglich. Bleibt nur zu hoffen, dass der Souverän
(das amerikanische Volk) es den Spaniern gleichtut und der Regierung Bush bei
der kommenden Wahl im Herbst eine deutliche Absage erteilt. Ob eine mögliche
Wahl John Kerrys
tatsächlich einen so dringend benötigten Neuanfang bedeutet, wird sich erst
herausstellen müssen.
(Margarete; 07/2004)
Hans Leyendecker: "Die Lügen des Weißen
Hauses.
Warum Amerika einen Neuanfang braucht"
Rowohlt, 2004. 208
Seiten.
ISBN 3-498-03920-2.
ca. EUR 15,40.
Buch bei amazon.de
bestellen