Serena Romanelli, Hans de Beer: "Dodos Zirkus-Abenteuer"
Wie kommt ein Cello in den Dschungel?
An einem breiten Fluss, irgendwo im
tropischen Regenwald, ertönen während der Trockenzeit allmorgendlich
Geigenklänge. Wer spielt denn da? Es ist Dodo, der Orang-Utan mit
Stoppelfrisur.
Eines Tages reißt ihn das Geschrei einer kleinen Hündin, die
sich ängstlich auf einem im Fluss treibenden Baumstamm festklammert, aus seiner
Idylle. Dodo überlegt nicht lange, blitzschnell hantelt sich der Affe an einer
Liane über die reißenden Fluten und fischt die Verzweifelte mithilfe seines
Geigenbogens aus dem Wasser.
Die dankbare Hündin stellt sich als Tosca vor. Sie ist aus dem Zirkus geflohen,
wo ihr ein grober Kakadu das Leben zur Hölle gemacht hat.
Als Dodo entdeckt,
dass sein Geigenbogen bei der Rettungsaktion Schaden genommen hat, ist er sehr
traurig, doch Tosca weiß Rat: Rosshaare für die Bespannung gibt es bei den
Pferden im Zirkus in Hülle und Fülle!
Gesagt, getan: Dodo schultert seinen Geigenkasten, und die Beiden machen sich
auf den Weg durch den Regenwald. Man sieht sie auf einem umgestürzten breiten
Baumstamm über einen Wasserlauf balancieren, über ihnen das üppige Blätterdach
und bunte Vögel, unter ihnen ein Krokodil, neugierige Schildkröten
und Frösche.
Dodo zeigt seiner Freundin den Dschungel, und Tosca gibt eine Kostprobe ihres
gesanglichen Könnens, dass dem Orang-Utan die Haare zu Berg stehen. ' "Wahnsinn!",
ruft er ganz erschrocken.'
Es dauert nicht lange,
und die Wanderer sind beim Zirkus angelangt, der offenbar - warum auch immer -
mitten im Regenwald seine Zelte aufgeschlagen hat.
Im Schutz der abendlichen Dunkelheit schleichen Tosca und Dodo zwischen den
Wohnwagen zum gestreiften Hauptzelt und spähen ins Innere, wo die neckisch kostümierten
und geschminkten Schimpansenzwillinge Isa und Bella Cello spielen
und der von Tosca so gefürchtete Kakadu dazu singt.
Nach der Vorstellung
besuchen Dodo und Tosca die Pferde, die gerne einige Strähnen aus ihren
Schweifen zur Instandsetzung des Geigenbogens spenden. Und dann verschaffen sie
sich Zugang zum Wagen der Schimpansenzwillinge - da heißt es leise sein, keinen
Mucks machen, damit der gemeine Kakadu nichts bemerkt ... Geschafft!
Der
Zirkuswagen der Schimpansenmädchen ist mit einem Stockbett und einem
Schminktischchen möbliert, überdies fällt der Blick auf einen Stapel
Bananensaftdosen, Kostüme, das Cello selbstverständlich und einen Koffer mit
Notenblättern.
Die Schimpansen beschließen, mit Dodo und Tosca in den
Dschungel zu fliehen. Als der Orang-Utan seine Geigenkünste vorführen möchte,
stößt er versehentlich die aufgetürmten Bananensaftdosen um - ein Höllenlärm!
Augenblicklich ist der Kakadu zur Stelle, sein riesiger Schatten hängt
bedrohlich über den Ertappten.
Doch bevor er Alarm schlagen kann, hält ihm
Dodo den Schnabel zu und bietet dem Vogel an, mit in den Dschungel zu kommen, zu
den anderen Papageien. Der Kakadu beginnt zu weinen; so lange schon ist er
eingesperrt und ohne Artgenossen.
Somit ist alles klar: "Auf in den
Dschungel!"
Die kleine Karawane, bestehend aus der vorantrippelnden
Tosca, gefolgt von Dodo, der eine bunt gestreifte Hutschachtel samt Kakadu auf
dem Kopf und seinen Geigenkasten auf dem Rücken trägt, sowie den
Schimpansenzwillingen, die elegant ihr Cello, zwei Köfferchen und einen Korb mit
Bananensaftdosen auf den Köpfen balancieren, macht sich auf den Weg.
Das
nächste Bild zeigt, wie es seither im Regenwald zugeht: Gemeinsames Musizieren
steht auf der Tagesordnung, auch andere Äffchen haben sich dazugesellt, und der
einst grantige Kakadu hat eine Gefährtin mit liebreizendem Augenaufschlag
gefunden.
"Manchmal aber sitzt Dodo wie früher allein auf seinem Stein am
Fluss. Und wenn kein Laut die Stille des frühen Morgens durchdringt, spielt er
ganz verträumt vor sich hin. Und es ist, als lausche der ganze
Regenwald."
"Dodos Zirkus-Abenteuer" bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte
für eigene Ideen und Ausschmückungen während des (Vor)Lesens. Die in kräftigen
Farben gehaltenen einfühlsamen Illustrationen von Hans de Beer machen neugierig
und offenbaren bei genauer Betrachtung überraschende Details, und der
zurückhaltende, treuherzig schauende Orang-Utan Dodo hat gewiss schon viele
Freunde unter den Menschenkindern gefunden.
(K. Eckberg; 10/2004)
Serena Romanelli (Text), Hans
de Beer (Illustrationen): "Dodos Zirkus-Abenteuer"
Nord-Süd
Verlag, 2004. 32 Seiten. (Ab 3 J.)
ISBN 3-314-01399-X.
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Serena Romanelli wurde 1951 in Florenz
geboren. Kunststudium an der Rietveld-Kunstakademie in Amsterdam.
Aus
der Reihe sind weiters erhältlich:
"Kleiner Dodo, was spielst du?"
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"Kleiner Dodo, lass den Drachen fliegen"
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