Siebengesang des Todes
Bläulich
dämmert der Frühling; unter saugenden Bäumen
Wandert ein Dunkles in Abend
und Untergang,
Lauschend der sanften Klage der Amsel.
Schweigend erscheint
die Nacht, ein blutendes Wild,
Das langsam hinsinkt am Hügel.
In feuchter Luft schwankt
blühendes
Apfelgezweig,
Löst silbern sich Verschlungenes;
Hinsterbend
aus nächtigen Augen; fallende Sterne;
Sanfter Gesang der
Kindheit.
Erscheinender
stieg der Schläfer den schwarzen Wald hinab,
Und es rauschte ein blauer Quell
im Grund,
Daß jener leise die bleichen Lider aufhob
Über sein schneeiges
Antlitz;
Und es jagte der Mond
ein rotes Tier
Aus seiner Höhle;
Und es starb in Seufzern die dunkle Klage
der Frauen.
Strahlender hob die
Hände zu seinem Stern
Der weiße Fremdling;
Schweigend verläßt ein Totes
das verfallene Haus.
O des Menschen
verweste Gestalt: gefügt aus kalten Metallen,
Nacht und Schrecken versunkener
Wälder
Und der sengenden Wildnis des Tiers;
Windesstille der Seele.
Auf
schwärzlichem Kahn fuhr jener schimmernde Ströme hinab,
Purpurner
Sterne voll,
und es sank
Friedlich das ergrünte Gezweig auf ihn,
Mohn
aus silberner Wolke.
(Georg
Trakl; 3.2.1887 - 3.11.1914)