Alexander Moritz Frey: "Spuk des Alltags"
Elf seltsame Geschichten aus Traum und Trubel
Das
Seltsame ist immer und überall
Der heutzutage bedauerlicherweise weitgehend unbekannte Schriftsteller
Alexander Moritz Frey kam am 29. März 1881 in München
zur Welt. Im August 1914, also schon während des Ersten
Weltkriegs, erschien in der "Neuen Zürcher Zeitung" ein
Teilabdruck seines vielbeachteten satirischen Romans "Solneman
der
Unsichtbare" (liest man den Namen des Protagonisten "Hciebel
Solneman"
rückwärts, ergibt sich "Ich lebe namenlos"),
übrigens auch gelobt von keinem Geringeren als Thomas Mann. In
den Jahren der
Weimarer
Republik strahlte Freys Stern hell am
Schriftstellerfirmament, doch Krieg und Exil sollten alles
hoffnungsvolle Strahlen zum Erlöschen bringen.
Im Ersten Weltkrieg hatte Frey in den Jahren 1915 bis 1918 mit dem
damaligen Gefreiten Adolf
Hitler zu tun, Frey war an der Westfront
Sanitätsunteroffizier, er und Hitler taten im selben Regiment
Dienst. Als der überzeugte Pazifist und Antimilitarist Frey
später trotz wiederholter Aufforderungen nicht auf Hitlers Weg
mitmarschieren und sein Schreibtalent keinesfalls in den Dienst der
Nationalsozialisten stellen wollte, fiel er bei den
Entscheidungsträgern in Ungnade. Frey sollte fortan ein "Schriftsteller
unter
Ausschluss der Öffentlichkeit" bleiben. Wie
beispielsweise auch Stefan
George, blieb Frey standhaft, ließ sich nicht vom
"Dritten Reich" vereinnahmen, suchte sein Heil folglich keineswegs bei
Hitler, sondern in der Flucht.
Freys Antikriegsroman "Die Pflasterkästen. Ein
Feldsanitätsroman", in dem er seine Kriegserlebnisse
verarbeitete, erschien anno 1929. Dieses Werk wurde seinerzeit
höher bewertet als
Remarques
"Im
Westen nichts Neues", bescherte Frey jedoch
zusätzlichen Hass seitens der Nationalsozialisten. Am
15. März 1933 schleuste sein Freund Alfred Neumann Frey quasi
in letzter Sekunde im Kofferraum seines Wagens über die Grenze
nach Salzburg, nachdem dessen Wohnung von Mitgliedern der SA
verwüstet worden war und ein Haftbefehl gegen den
Schriftsteller vorlag. Frey sollte nie wieder den Boden
seines Heimatlandes betreten. Am 10. Mai 1933 fielen auch Freys Werke
auf Scheiterhaufen der
Bücherverbrennung
zum Opfer.
1938 musste Frey Österreich verlassen und ging ins Schweizer
Exil, wo er mehr geduldet als willkommen und zudem zeitweise mit
Schreib- und Publikationsverbot belegt und staatenlos war. Er lebte in
Armut und erhielt erst auf dem Sterbebett die Schweizer
Staatsbürgerschaft, nachdem er von den
eidgenössischen Behörden lange Jahre schikaniert und
als "zu wenig assimiliert" eingestuft worden war.
Alexander Moritz Frey starb am 24. Jänner 1957 an den Folgen
eines im November 1956 erlittenen Gehirnschlags in Basel.
Im Jahr 2007 erschien ein Buch über Alexander Moritz Frey, das
heutzutage vielleicht trotz eventueller Schwächen eine
akzeptable Annäherung an den Autor ermöglicht, da
andere Quellen rar sind. In seiner am 5. August 2007 in der "Neuen
Zürcher Zeitung" unter dem Titel "Mit Hitler im
Schützengraben" erschienenen Rezension von Stefan Ernstings
"Der phantastische Rebell Alexander Moritz Frey oder Hitler
schießt dramatisch in die Luft" bemerkte Andreas Tobler: "(...)
Bereits Ende der achtziger Jahre hat Hans-Albert Walter, ein
ausgewiesener Kenner der Exilliteratur, Frey in einer Monografie
wieder
entdeckt und im Anhang dazu alle wichtigen Lebensdokumente als
Faksimile zur Verfügung gestellt. Walters Buch ist denn auch
Ernstings Hauptquelle. (...) Was Stefan Ernstings biografischer
Versuch
über A. M. Frey unentschuldbar macht, ist nicht allein, dass
er Walters Arbeit ausweidet, sondern vor allem die Tatsache, dass sein
Buch teilweise krasse Fehler enthält."
Wofür der kenntnisreiche Rezensent dann auch Beispiele
anführt.
Verwiesen sei daher in diesem Zusammenhang auf Hans-Albert Walters Buch
"Der Meisterzeichner von Nachtstücken und Traumgesichten.
Alexander Moritz Frey - wiederzuentdecken", im Jahr 1988 bei der
"Büchergilde Gutenberg" erschienen.
Dankenswerterweise hat sich der anno 2006 im deutschen Coesfeld
gegründete "Elsinor Verlag" des Werks Alexander Moritz Freys
(und anderer ebenso vergessener Schriftsteller) angenommen und
Neuauflagen der zuvor seit langem vergriffenen Titel in ansprechenden
Aufmachungen veröffentlicht.
Die gegenständlich besprochene, erstmals anno 1920 publizierte
Geschichtensammlung befindet sich leider bislang nicht darunter,
sondern ist im Jahr 2004 als Band 3 der "Edgar
Allan
Poes Phantastische
Bibliothek" im deutschen "BLITZ-Verlag" erschienen. Auf der
Buchrückseite ist zu lesen: "Insgesamt elf
Erzählungen vereint dieser Band von einem der besten Autoren
der Weimarer Phantastik, der zu Unrecht vergessen und seit
über 70 Jahren nicht mehr aufgelegt wurde. Teils unheimliche,
teils bizarre Perlen der deutschen phantastischen Literatur. Enthalten
sind auch die Originalzeichnungen des Künstlers Otto
Nückel, der mit Frey befreundet war, und der zu jeder
Geschichte des Bandes einen Holzschnitt lieferte."
Abgesehen von der eher lieblos anmutenden Optik handelt es sich um ein
ebenso interessantes wie künstlerisch wertvolles Buch, das
folgende elf Geschichten bietet: "Verhexung", "Verneinung",
"Verfolgung", "Verwandlung", "Vergeltung", "Verzweiflung",
"Verwirrung", "Verwesung", "Verstrickung", "Versammlung" und
"Vermummung", den Abschluss bildet ein von Marco Frenschkowski
verfasstes neunseitiges Nachwort. Darin finden sich neben einigen
biografischen Details über Alexander Moritz Frey auch eine
kurze Erörterung der deutschen Phantastik (Meyrink,
Ewers,
Strobl, ...) sowie Anmerkungen und Interpretationsansätze zu
den im Buch enthaltenen, alle Sinne einbeziehenden Geschichten.
Sei es, dass eine zunächst lediglich seltsam, doch harmlos
erscheinende Frau einen jungen Mann magisch überredet, sie zu
begleiten, woraus sich der letzte Weg, den er als Mensch
zurücklegt, ergibt, wobei diese Geschichte interessanterweise
zur Gänze aus dem Monolog der Frau besteht, sei es, dass der
(scheintote?) Schauspieler Wilhelm Weifeuer im Sarg erwacht und eine
theatralische befristete Rückkehr in Szene setzt, wodurch die
Reaktionsmöglichkeiten seiner Zeitgenossen ausgereizt werden,
oder der wortreich ausgetragene innere Monolog eines Mannes zwischen
Gewissensbissen, Identitätszweifeln, Gedanken über
Mord und Mörder, Schuld und allerlei Gesellschaftskritik
angesichts eines Sandhaufens, der anscheinend ein schauriges Geheimnis
birgt - jede Erzählung wartet mit nachdenklich stimmenden
Überraschungen auf, allerdings steckt insgesamt doch erheblich
mehr als Anstiftung zum Gruseln in und auch hinter den
Alltagsspukgeschichten.
Die "Verwandlung" lässt einen Magier wegen eines
unaufmerksamen Mannes im Publikum sämtliche Grenzen der
Vorstellung sprengen und auf überirdische Weise eine
Parkanlage mit einem von ganz besonderen Fischen bevölkerten
Teich entstehen.
In der nächsten Geschichte berichtet ein kranker Arzt dem ihn
behandelnden Kollegen Pinswang in Monologform von einem missratenen
Zwangstheaterabend, der seinen Ursprung im unfassbar verwahrlosten
Horrorkatzenhaus der mehr als schrulligen Tante seiner Frau genommen
hat, wo dem Erzähler Abscheuliches widerfahren ist, dem er
jedoch mit todbringender Entschlossenheit auf den Pelz gerückt
ist.
In "Verzweiflung" sieht sich ein ehemaliger Soldat nächtelang
mit seinem Leichen anliefernden Doppelgänger, den
unmittelbaren Folgen seiner Kriegstaten, mit Schuldgefühlen
und Opfern konfrontiert. Grauenvolle Bilder von Kriegsereignissen haben
sich unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt, die
Schatten der Vergangenheit verunmöglichen ein geruhsames
Dasein als Zivilist.
"Verwirrung" stellt einen einbeinigen Theologiekandidaten, dessen
verlorene Krücke und einen völlig missverstandenen
Helfer in den Mittelpunkt, dem es unter tatkräftiger
Mitwirkung selbsternannter Wohltäter und Richtigtuer
unverzüglich an den Kragen geht, woran auch salbungsvolle
Worte des Versehrten nichts mehr ändern können.
In "Verwesung" berichtet ein sechzehnjähriger Bursche, aus
eigener Schuld plötzlich Vollwaise, in
Tagebucheinträgen über die unheilschwangere, lange
schon zerrüttete und aufgeheizte Familiensituation sowie eine
allerletzte Aussprache und gesteht sich selbst den Tathergang ein. Es
ergeben sich Einblicke in die langsam ins Wahnhafte abdriftende
Denkweise des jugendlichen Doppelmörders, der wochenlang neben
den toten Eltern ausharrt, bis er schließlich die
Konsequenzen aus seiner Untat und der ausweglosen Situation zieht.
Nicht der einzige Text, der aufgrund der ausgeloteten Extremsituation
absolut auch in unsere Zeit passt.
Ein krankhaft eifersüchtiger Friseurgehilfe, ein zu seinem
eigenen Schaden geschwätziger Ehebrecher, eine Zeitungsmeldung
und ein Rasiermesser ergeben in "Verstrickung" die Zutaten einer
wahrhaft blutigen Geschichte.
Ein extrem dicker und großer Mann beschäftigt
Konrad, den Besucher einer "Versammlung", deren Thema ihm entfallen
ist, indem der Fleischberg gleich drei Sessel einnimmt, die dem Gewicht
nicht standhalten. Eine kraftlose Dichterin bringt ihre Werke zu
Gehör, auch Andere melden sich auf dem Podium zu Wort, die
Rede des danach tatsächlich zerfließenden Dicken
über Eva als Teufelswerk sorgt für Aufruhr, und auch
die beabsichtigte Heimfahrt gestaltet sich sonderbar, scheint doch die
Straßenbahn plötzlich Eigenleben entwickelt zu haben
...
In der letzten Erzählung mit dem Titel "Vermummung" schleicht
der Gymnasiast Paul Pulver gegen Mitternacht gut vorbereitet in die
Bibliothek, will er doch einem zweihundert Jahre alten Geheimnis eines
verborgenen Rauchfangs nachspüren. Doch was er zu Gesicht
bekommt, übersteigt seine kühnsten Erwartungen ...
Alexander Moritz Frey, offenkundig aufmerksamer Beobachter und
Zuhörer, vermochte in seinen Erzählungen
überaus stimmungsvolle Szenarien und einsame, oft auch
abgründige Protagonisten, die von einem Augenblick auf den
anderen zu Bestien mutieren können oder schlau ihre wahren
Gesichter hinter Alltagsmasken verbergen, zu entwerfen, dies in
gediegener Sprache, die mitunter auch interessante Fundstücke
wie z.B. "häuserhin" (S.41) aufweist.
Einigen der keineswegs verstaubt anmutenden Geschichten ist deutlich
anzumerken, dass der Autor eigentlich Medizin studieren wollte, auf
Geheiß der Eltern jedoch (absichtlich erfolglos) Jura
studieren musste, und im Ersten Weltkrieg an der Front war.
"Gängige Sammelbezeichnung des Typs von Erzählungen,
die Frey verkörpert, war in den 1920er-Jahren wie gesagt vor
allem 'seltsame
Geschichten'. Seltsam - d. h., man kann über ihnen
nicht ohne weiteres zur Tagesordnung übergehen. Phantastisch
im Sinne der herrschenden Definition Tzetan Todorovs sind sie nur zum
kleineren Teil. Aber als verstörende, seltsame, wunderliche
Geschichten verdienen sie eine Wiederentdeckung. Und das gilt auch
für andere Bände des Autors." (Aus Marco
Frenschkowskis Nachwort)
Manch Beschriebenes ist Traum, Trubel oder Einbildung, manches Spuk
oder Alltag; es kommt auf den jeweiligen Bewusstseinszustand und die
aktuelle Perspektive des Lesers an, und diese innere Vielfalt verleiht
Alexander Moritz Freys Erzählungen Spannung und Niveau.
(kre; 08/2018)
Alexander
Moritz Frey: "Spuk des Alltags. Elf seltsame Geschichten aus Traum und
Trubel"
BLITZ, 2004. 239 Seiten.
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Weitere
Bücher des Autors (Auswahl):
"Die
Pflasterkästen.
Ein Feldsanitätsroman"
"Man glaube nicht, daß hier von besonderen
Scheußlichkeiten berichtet wird, von sensationellen
Zufällen, von Einmaligkeiten, die keine Bedeutung
hätten für das Ganze. Hier sind nur Beispiele,
dürftig hingetröpfelt. Dem Umfang nach war alles viel
schlimmer, viel grauenhafter, maßlos unmenschlich. Hier ist
nur ein sehr kleiner Ausschnitt. Wie es auf diesem Verbandplatz
irgendeines Infanterieregimentes zuging, so ging es ununterbrochen auf
vielen Hunderten anderer deutscher Truppenverbandplätze zu,
auf Tausenden unablässig an allen Fronten des Krieges - nicht
mitgezählt die Scharen der Hauptverbandplätze von
Sanitätskompagnien, der Feldlazarette, der Kriegslazarette,
die nebeneinander aufgebaut, allein eine Weltstadt, eine
Millionenstadt
voll Verstümmelter ergeben hätten." (Elsinor)
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"Ein Mädchen
mordet. Drei Erzählungen"
Die junge Angestellte Thekla Trautner hat sich auf eine Affäre
mit einem verheirateten Arzt eingelassen, den sie um nichts in der
Welt
verlieren will. Erpresst wird sie von der Putzfrau Gertrud Kollo, die
mit einer Enthüllung droht, und als ihre finanziellen
Möglichkeiten ausgeschöpft sind, bringt sie die
Erpresserin um. Wie groß aber ist Theklas Entsetzen, als sie
in der Zeitung lesen muss, dass die Totgeglaubte noch lebend im
Krankenhaus liegt, wenn auch noch nicht bei Bewusstsein ...
Aus dem ausweglosen Konflikt einer hilflosen jungen Frau entwickelt
Frey eine psychologisch tiefgründig gestaltete Novelle
über Liebe und Hörigkeit, Schuld und Verantwortung,
in der es kein versöhnliches Ende geben kann.
"Nachdem Thekla Trautner die Zeitungsnotiz gesucht und gefunden und
gelesen hatte, legte sie das Blatt mit Fingern, die stärker
ins Zittern gerieten, sorgfältig zusammen, als könne
sie so das Schreckliche verhüllen, unauffindbar - ja,
unvorhanden machen. Doch dann flogen die Hände derart, dass
die Zeitung ihr hinwegfiel.
Freilich hatte sie einen Bericht über das Schicksal der Frau
Kollo erwartet. Aber dass diese noch lebte - oder wieder lebte - wie
unbegreiflich, wie entsetzlich! - Nachdem die Frau doch gestern von
ihr
selbst getötet worden war ..."
In der von Klaus Mann herausgegebenen und von André Gide,
Aldous Huxley und Heinrich
Mann unterstützten Exilzeitschrift
"Die Sammlung" hat Alexander Moritz Frey insgesamt drei
Erzählungen veröffentlicht. Für "Ein
Mädchen mordet" wurde ihm 1934 der 1. Preis in einem
Wettbewerb der Zeitschrift zuerkannt. Die kurz darauf publizierte
Erzählung "Bionella" und die politische Satire "Die Beratung",
in der Politiker sich einen Gegner für den nächsten
Krieg suchen, sind hier ebenfalls abgedruckt. (Elsinor)
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"Birl, die
kühne Katze. Ein Märchen"
Nach dem Tod ihrer gütigen alten Herrin bleibt die Katze Birl
im Häuschen wohnen, hält es frei von Mäusen
und Ratten
und wartet darauf, dass der Sohn der Hausherrin
zurückkehrt. Das tut er auch, doch als der junge Mann noch
einmal aufbrechen muss und zum vereinbarten Termin nicht wieder
heimkehrt, macht die kühne Katze sich kurzerhand selbst auf
die Suche. Ihre abenteuerliche Reise führt sie aus Europa ins
ferne Amerika - bis am Ende, ganz wie es sich für ein
Märchen gehört, alles wieder gut ist.
Mit "Birl" hat der Schriftsteller Alexander Moritz Frey ein
unbeschwert-heiteres Alterswerk vorgelegt: In den Formen eines
Abenteuerromans und Märchens betrachtet er die Welt einmal mit
den Augen einer klugen Katze. Dass eine gute Tiergeschichte immer auch
leicht parodistische Züge annimmt, tut dem
Lesevergnügen natürlich keinen Abbruch. (Elsinor)
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"Robinsonade
zu
Zwölft"
Flaggenfabrikant Daniel Bunting aus Mönchengladbach fliegt
nach Krakau und landet versehentlich in China. Zusammen mit einer
kleinen europäischen Reisegesellschaft und dem chinesischen
General Hüan Giang gerät er dort in einen Talkessel,
dessen Wände unüberwindlich scheinen. Fern der Welt
und ohne Hoffnung auf Rettung könnte man hier in
paradiesischem Frieden leben - doch unter der Leitung Buntings, der
sich als deutscher Unternehmer sofort zum Oberhaupt aufschwingt,
treten
die unangenehmen Charakterzüge der Europäer rasch
zutage: Geldgier und bürokratische Regelungswut, Neid und
Intrigantentum, Missgunst und Überheblichkeit. Der weise alte
Chinese betrachtet das Experiment aus ironischer Distanz; oder hat er
es am Ende gar inszeniert, um den Fremden eine Lektion zu erteilen?
(Elsinor)
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"Verteufeltes Theater"
Ein Faust-Roman
zur
Rezension ...
"Solneman der Unsichtbare"
Solneman, ein geheimnisvoller Fremder, erscheint in einer
großen Stadt und erwirbt den dortigen Park für den
ungeheuren Betrag von 150 Millionen Mark. Um das Areal herum errichtet
er eine dreißig Meter hohe Mauer, denn der Sonderling, dessen
wahre Gestalt niemand kennt, pocht auf absolute Anonymität und
Wahrung seiner Privatsphäre. Das freilich ertragen die
Bürger nicht: Märchenhafter Reichtum, gepaart mit der
Verweigerung von Gemeinschaft, rücken den Abgeschiedenen in
den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Immer bizarrer
geraten die Versuche neugieriger Städter und bornierter
Vertreter der Obrigkeit, das Geheimnis um den rätselhaften
Eremiten im Park zu lüften, bis dieser am Ende entnervt
kapituliert. (Elsinor) zur
Rezension
...
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Weitere
Buchtipps:
Hans-Albert Walters: "Der Meisterzeichner von Nachtstücken und
Traumgesichten. Alexander Moritz Frey - wiederzuentdecken"
(Büchergilde Gutenberg)
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Stefan
Ernsting: "Der
phantastische Rebell Alexander Moritz Frey oder Hitler
schießt dramatisch in die Luft"
Alexander Moritz Frey zählt zu den großen
Unbekannten der deutschen Literatur. Dabei wurde sein Antikriegsroman
"Die Pflasterkästen" von der Presse hochgelobt und in einem
Atemzug mit Remarques "Im Westen nichts Neues" genannt. "Solneman der
Unsichtbare" gilt als einer der großen Klassiker der
frühen Phantastik.
Das Buch von Stefan Ernsting ist eine biografische Spurensuche: Frey
wurde am 29. März 1881 in München geboren und wuchs
als Sohn eines Malers und Opernsängers und einer strengen
Mutter auf, setzte sein Studium glanzvoll in den Sand, indem er leere
Examensblätter abgab, kam in literarische Kreise und schrieb
für den "Simplicissimus" und von den Schriftstellerkollegen
hochanerkannte Romane. Von 1915 bis 1918 lag er als Sanitäter
zusammen mit dem Meldegänger Adolf Hitler im
Schützengraben an der Westfront. Später versuchte der
ehemalige "Kriegskamerad" Frey mehrfach zu animieren, sich der
nationalsozialistischen "Bewegung" anzuschließen. Ein
Anliegen, das Frey ohne zu zögern angewidert ablehnte. Er floh
1933 in einem Kofferraum versteckt über die Grenze nach
Österreich, später in die Schweiz.
Seine Werke wurden
nicht mehr gedruckt. Max Reinhardt und Thomas Mann, mit denen er
befreundet war, versuchten, ihm in den schweren Zeiten des Exils zu
helfen. 1957 starb Frey völlig verarmt im Schweizer Exil.
(Atrium)
Buch
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