Andreas Franz, Tanja Kinkel, Alexa Hennig von Lange,
Friedrich Ani, Rebecca Casati, Wolfgang Hohlbein und Kai Meyer:
"Böse-Nachtgeschichten. Mords-Frauen"

(Hörbuchrezension)


Bekannte Schauspielerinnen leihen den dunklen Fantasien einiger Autoren und Autorinnen ihre Stimmen.
Veronica Ferres zum Beispiel zeigt , was für Andreas Franz "Ein süßer Tod" sein könnte, wenn ein untreuer Mann den "rechten Nachtisch" bekommt. Eine durchaus sättigende Erfahrung.
Maria Furtwängler erzählt danach, wie Tanja Kinkel sich "Mrs. Shakespeare" vorstellt, deren Ehe- und Lebensgeschichte, und wie sie sich ihren Anteil am Shakespeareschen Familienvermögen zu sichern wusste. Man lernt eine Dichtergemahlin kennen, die mit der Arbeit des Gatten nie einverstanden war. Eine etwas ungewöhnliche Sicht auf den großen Barden, über den man ja eigentlich nur wenig weiß und darum viel dazu erfinden kann.
Was nach Alexa Hennig von Lange "Nachts" geschieht, berichtet Hannelore Elsner in der nächsten Geschichte: Wie eine Frau einen Mann wie den Träger des verräterischen Herzens bei Edgar A. Poe in der Nacht wahrnimmt, wobei sie in Wirklichkeit vielleicht mehr Grund hat sich Sorgen zu machen als das literarische Vorbild.
Nach Weisung Friedrich Anis erzählt Ursula Karven, wie "Ralph, der Rächer" über Unwürdigkeiten, welche die Nachbarin der Erzählerin rächt, nachdem zuvor viele Grausamkeiten durch die gemeinsamen Hauswände zu hören waren. Ralph ist allerdings gänzlich anders, als man ihn sich zunächst vorgestellt hätte.
In einer Erzählung von Rebecca Casati wird durch Ulrike Kriener "Der Besucher" vorgestellt, der kommt, um den wohlverdienten Urlaub eines Ehepaares zu stören und die Ehefrau in surrealistische Stimmung bringt.
Wenn Wolfgang Hohlbein eine Geschichte erzählt, ist man nicht unbedingt überrascht, dass es darin um "Hexenwerk" geht, das in diesem von Sissi Perlinger geschilderten Fall eine internetfähige Hexe beinhaltet, wobei die Hexe so etwas wie eine sehr moderne Norne zu sein scheint.
Kai Meyer fordert den Hörer auf: "Schau hin!", was dieser bei Sandra Speichert sicherlich gerne tut. Und in diesem Fall müssen sie auch sehr intensiv zuhören, denn es gibt in dieser Geschichte vieles zu hören - und den dringenden Wunsch nach einer Erklärung.

Weniger blutrünstig als die Geschichten der "Mords-Kerle", nehmen die "Mords-Frauen" den Hörer eher sanft an der Hand, um ihn dann unwiderstehlich in ein tendenziell leises aber umso eindringlicheres Grauen zu entführen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2006)


Andreas Franz, Tanja Kinkel, Alexa Hennig von Lange,
Friedrich Ani, Rebecca Casati, Wolfgang Hohlbein und Kai Meyer:
"Böse-Nachtgeschichten. Mords-Frauen"

Gelesen von: Veronica Ferres, Maria Furtwängler, Hannelore Elsner,
Ursula Karven, Ulrike Kriener, Sissi Perlinger und Sandra Speichert.
der hörverlag, 2005. 1 CD, Spieldauer ca. 76 Minuten.
ISBN 3-89940-726-1.
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