Friederun Reichenstetter, Silke Leffler: "Das Andersen Märchenbuch"
Nacherzählungen
Hans Christian Andersen wurde am 2.
April 1805 in Odense - Dänemark - geboren. Im Jahre 2005 wird also der 200.
Geburtstag des Märchen-Dichters - nicht nur in Dänemark - für viele
Festivitäten sorgen. Es wird davon gemunkelt, dass es noch nie so viele Feiern
gegeben haben wird wie anlässlich dieses Gedenktages...
Sozusagen im Vorfeld erschien nunmehr also "Das Andersen Märchenbuch",
welches einige Märchen von Andersen enthält, die allerdings von Friederun Reichenstetter
nacherzählt werden. Die Reflektorin hält sich dabei ziemlich genau an die "Vorlage".
Dadurch wird die Märchenwelt des "Königs" in nur leicht verändertem Timbre lebendig.
Hans Christian Andersen schrieb insgesamt ungefähr 170 Märchen. Von dem im vorliegenden
Buch versammelten sind einige wohlbekannt: Etwa "Des Kaisers neue Kleider",
"Die Prinzessin auf der Erbse"
oder "Das kleine Mädchen mit
den Schwefelhölzern". Zudem sind einige Märchen enthalten, die allgemein
keinen so hohen Bekanntheitsgrad haben mögen. Dazu zählen etwa "Der Kreisel
und das Bällchen" und "Das Feuerzeug".
Ein Lieblingsmärchen
des Rezensenten ist auch zu einem Teil dieses von Silke Leffler bezaubernd illustrierten
Märchenbuches geworden: "Der standhafte Zinnsoldat".
Da werden Erinnerungen an die Kindheit lebendig, als diese Geschichte mit unglaublicher
Spannung in zartem Volksschulalter gelesen worden ist. Die Außenseitertragik
dieses Märchens ist ein Merkmal, das sich auch in vielen anderen von Andersen
einstellt. Doch bei keinem Märchen habe ich so mit dem "Helden" mitgezittert
und war über das Ende so tieftraurig wie bei jenem über den "Zinnsoldaten".
Es war zu wenig Zinn da gewesen, wodurch er mit nur einem Bein sein Dasein bestreiten
musste, und sich in eine hübsche Tänzerin aus Papier verliebte, von der er,
da sie ständig nur auf einem Bein stand, fälschlicherweise glaubte, sie verfüge
nur über dieses eine Bein. Der Zinnsoldat landet im Rinnstein, durchsegelt die
Stadt mit einem Papierschiff, findet sich im Bauch eines Fisches wieder und
landet letztlich erneut an jenem Platz, von wo er abhanden gekommen war. Da
seine Uniform unansehnlich geworden ist, wird er ins Kaminfeuer geworfen, und
ein Luftzug schleudert seine Tänzerin in ebenjenes Feuer. Aus dem Zinnsoldaten
wird ein Zinnherz, und von der Tänzerin bleibt nur eine Rosette aus Flittergold
übrig.
Das Märchen vom "Zinnsoldaten" ist eine Liebeserklärung an Menschen, die sich
nicht aus dem Konzept bringen lassen, obzwar ihr Leben von vielen schwerwiegenden
Problemen durchzogen ist. Sie bleiben eben "standhaft".
Alle in diesem Buch enthaltenen Märchen haben freilich eine eigene Magie. Wenn
sich der Leser auf die Geschichten einlässt, kann er entweder in eine vielleicht
halbvergessene Kindheit eintauchen, oder aber - wenn er selbst noch ein Kind
ist - in Fantasiewelten, die mit der Leistungsgesellschaft, in die schon das
Kind hineingetrieben werden soll, nichts zu tun hat.
Kurzum: Eine schöne Geschenkidee für Weihnachten - und zwar für Klein und Groß!
Und wenn wir schon bei Weihnachten sind: "Die Schneekönigin" ist ein herrliches
Märchen von Hans Christian
Andersen, das gut unter den Weihnachtsbaum passt ...
(Klabauter; 11/2004)
Friederun Reichenstetter (Text), Silke
Leffler (Illustrationen): "Das Andersen Märchenbuch"
Annette Betz,
2004. 96 Seiten. (Ab 4 J.)
ISBN 3-219-11177-7.
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