Was wiltu Doris machen
Brich deinen stoltzen geist;
Diß was du schönheit heist
Sind blumen-gleiche sachen
Die
unbeständig sind
Und fliehen wie der wind.

Es wird auff deinen wangen
Nicht steter frühling
seyn.
Es weicht der sternen schein
Als wie der blumen prangen.
Die zeit so alles bricht
Schont auch des leibes nicht.

Was ist der schönheit gläntzen
Als ein geschwinder blitz?
Sein zubereiter sitz
Besteht in engen gräntzen.
Kein fluß verrauscht so bald
Als schönheit und Gestalt.

Was heute purpur träget
Und alabaster führt:
Was sich mit rosen ziert
Wird morgen hingeleget
Und ruhet ungeacht
In seiner todes-nacht.

Nun Doris lerne kennen
Was falscher hochmuth sey
Bleib nicht alleine frey
Laß deine jugend brennen
Und laß der liebe glut
Durchwandern hertz und blut

Gebrauche deine schätze
Weil blut und blüte siegt.
Wann dich die zeit betriegt
So trennet auch das netze
So vormahls um dich hieng
Und manche seele fieng.

So du dich selbst kanst lieben
So nimm die warnung an
Die ich dir itzt gethan.
Ich werde mich betrüben
So diese rose stirbt
Und ohne lust verdirbt.


(Christian Hofmann von Hofmannswaldau; 25.12.1616 - 18.4.1679)