Carson McCullers: "Die Ballade vom traurigen Café"
Eine
tragische Dreiecksgeschichte aus den us-amerikanischen
Südstaaten
Dieses Buch wird allgemein als eines der wichtigsten der Autorin
angesehen und auch als eines der bedeutendsten Werke der
us-amerikanischen Literatur überhaupt. Es erzählt die
Geschichte von Miss Amelia, die in einer kleinen Stadt im
us-amerikanischen Süden lebt und dort einen Laden betreibt,
aus dem heraus sie neben allerlei Farmgeräten auch
selbstgebrannten Whiskey verkauft und außerdem noch als
Ärztin für den Ort fungiert.
Sie hat sich vom gesellschaftlichen Leben des Orts immer ferngehalten,
und aufgrund ihrer Körpergröße und ihrer
Kraft bringen ihr die Menschen sehr viel Respekt entgegen - aber
fürchten sie auch, auch weil sie sie nicht ganz verstehen.
Eines Tages kommt ein zwergwüchsiger buckliger Mann in die
Stadt, der behauptet, Miss Amelias Cousin zu sein, und nachdem er bei
ihr eingezogen ist, verändert sich die Natur von
Miss Amelias Geschäft, und das Leben in der kleinen
Stadt wird etwas lebhafter. So lange, bis Marvin Macy, Miss
Amelias Ehemann, aus dem Gefängnis entlassen wird und
zurück nach Hause kommt. Da verändert sich
die Dynamik des Lebens in Miss Amelias Haus ganz entscheidend.
Die Idee, einen außenstehenden Ich-Erzähler von der
Geschichte des nicht mehr vorhandenen Cafés in einer kleinen
Stadt erzählen zu lassen sowie über die seltsame
Dreiecksbeziehung zwischen der funktionalen Soziopathin Miss Amelia,
ihrem stark entfremdeten, brutalen und verbrecherischen Ehemann Marvin
Macy und ihrem möglichen Cousin, dem zwergwüchsigen
und buckligen Lymon, scheint die der Darstellung der Ziellosigkeit und
Orientierungslosigkeit vieler Leben zu sein.
Dies wird in diesem Werk mit einer ziemlich lakonischen Sprache sehr
kurz dargestellt. Dabei kommen einem weder die Charaktere noch das
Umfeld wirklich nahe, und auch Spannung kommt nicht auf.
"Die Ballade vom traurigen Café" ist ganz nette
Lektüre, aber "Das Herz ist ein einsamer Jäger"
rangiert nach Dafürhalten des Rezensenten auf einer ganz
anderen Ebene und ist wesentlich lebendiger. Insofern ist "Die Ballade
vom traurigen Café" zwar passabel, aber nicht unbedingt zu
empfehlen.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2012)
Carson
McCullers: "Die Ballade vom traurigen Café"
(Originaltitel "The Ballad of the Sad Café")
Aus dem Englischen von Elisabeth Schnack.
Taschenbuchausgabe:
Diogenes. 116 Seiten.
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Hörbuchausgabe:
Gelesen von
Elke
Heidenreich.
Diogenes, 2006.
Hörbuch-CDs
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Carson
McCullers, geboren am 19. Februar 1917 in Columbus (Georgia), gestorben
am 29. September 1967 in Nyack (New York), dort begraben.
McCullers wollte eigentlich Pianistin werden. Mit 500 Dollar fuhr sie
im Alter von 17 Jahren alleine nach New York, um an der renommierten
Juilliard-Musikschule zu studieren. Das Geld verschwand auf
mysteriöse Weise, doch sie blieb in
New
York, arbeitete als
Sekretärin, Kellnerin, Barpianistin und beschloss,
Schriftstellerin zu werden. Der Erfolg ihres Erstlings, "Das Herz ist
ein einsamer Jäger", machte die 23-Jährige zum
literarischen "Wunderkind". Mit 23 erlitt sie den ersten von drei
Schlaganfällen, ihr Leben wurde bestimmt durch die Krankheit,
der sie ihr Werk abrang, und durch Einsamkeit, besonders nach dem Selbstmord
ihres Mannes anno 1953.
Weitere Bücher der Autorin (Auswahl):
"Das Herz ist ein
einsamer Jäger"
Tief im Süden, in einer kleinen Stadt in Georgia, scheint
inmitten der Sommerhitze und des ewigen Surrens der
Baumwollspinnereien
die Zeit erstarrt - wie die Träume ihrer Bewohner. Da ist
Mick, ein Mädchen, das endlich erwachsen werden will und den
Kopf voll klassischer Musik hat; doch im Elternhaus dreht sich alles
nur um das Geld,
das zum Leben nicht reicht. Eines Tages taucht aus dem
Nichts Jake Blount auf, der von der Revolution träumt, einer
gerechten Welt - aber er trinkt und neigt zu Gewaltausbrüchen.
Und da ist Dr. Copeland, ein farbiger Arzt, der ebenfalls
träumt - vom
Ende
der Unterdrückung der Schwarzen -
und daran zerbricht. Der Cafébesitzer Biff Brannon
schließlich ist nach dem Tod seiner Frau wie von allen
Wünschen leergespült. In seinem "Café New
York" kreuzen sich die Wege dieser Menschen, die unterschiedlicher
nicht sein könnten. Halt und Vertrauen gibt all diesen
Außenseitern ein Mann namens John Singer, der
täglich im Café sein Abendessen einnimmt. Er ist
es, der ihnen allen zuhört, sie versteht und ihnen Trost
spendet - obwohl er taubstumm ist. Carson McCullers' erstaunlicher
erster Roman. Ein unsterbliches Meisterwerk. (Diogenes)
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"Die
Autobiografie. Illumination and Night Glare"
"Wunderkind" heißt eine berühmte Erzählung
von Carson McCullers - ein literarisches Wunderkind war die Autorin
selbst. Als sie mit ihrem ersten Roman "Das Herz ist ein einsamer
Jäger" Weltruhm erlangte, war sie gerade erst 23 Jahre alt. An
ihrem fünfzigsten Geburtstag
erklärte Carson
McCullers in einem Interview, dass sie dabei sei, ihre Autobiografie zu
schreiben: "Ich wurde über Nacht zu einer
etablierten literarischen Persönlichkeit, und ich war viel zu
jung, um zu verstehen, was da mit mir geschah oder welche
Verantwortung
damit verbunden war. Ich muss unerträglich gewesen sein."
In ihren Memoiren, die sie nicht mehr vollenden konnte, schaut Carson
McCullers zurück auf ihr liebevolles Elternhaus in Georgia,
ihre ersten Schreibversuche, ihre turbulente Ehe, ihre Freundschaften
mit Tennessee Williams, Karen
Blixen, Elizabeth Bowen, Edith Sitwell
und Marilyn Monroe - und nicht zuletzt auf ihre Krankheiten, die ihr
Leben beeinträchtigten und weit vor der Zeit beendeten. Der
Band enthält außerdem das Exposé zu ihrem
Romandebüt und den Briefwechsel mit ihrem Mann Reeves
McCullers aus den Jahren 1944 und 1945. (Diogenes)
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"Frankie" zur Rezension ...