(...) Von diesem
Tag an kamen sie jeden Abend zusammen und genossen die Wonnen der gleichgeschlechtlichen
Liebe jeweils die ganze Nacht. Und jedesmal erinnerte der Jüngling den Scholaren
an sein Versprechen. Eines Tages ging der Scholar also zu Tsi, der ihn scharf
anschaute und sagte:
"Sie sehen blass aus und machen ein finsteres Gesicht. Sind Sie krank?"
"Nein", erwiderte der Scholar.
Tsi fühlte ihm den Puls und war entsetzt.
"Sie haben ja den
Teufel im Puls!" rief er aus. "Die Krankheit
sitzt in ihrem männlichen Glied. Sie haben sich doch nicht etwa mit einem Fuchs
oder einem Gespenst eingelassen?"
Der Scholar verneinte die Frage, ging nach Hause und erzählte alles dem Jüngling.
"Ein vorzüglicher Arzt!" sagte dieser seufzend. "Ich bin tatsächlich
ein
Fuchs, ein böser Geist, und glaube, dass ich Ihnen
kein Glück bringen werde."
Als er gegangen war, erkrankte der Scholar ernstlich, und Tsi wurde zu ihm gerufen.
Dieser untersuchte ihn sorgfältig und sagte darauf:
"Da haben wir es! Das letzte Mal haben Sie mir nicht die Wahrheit gesagt,
und nun wandert der Atem des Lebens bereits durch Einöden ... Selbst Tsin Huan,
der größte Arzt,
der je gelebt hat, könnte Ihnen jetzt nicht mehr helfen."
Der Jüngling besuchte den Scholaren weiterhin jeden Tag.
"Sehen Sie", sagte er, "Sie wollten ja nicht auf mich hören,
und so sind Sie in diesen Zustand geraten."
Nach einigen Tagen starb der Scholar. Der Jüngling weinte bitterlich und ging
davon.
(....)
(aus "Huan
der Neunte, der Schöne" von Pu Sun-ling; späte Ming-Dynastie)