Muhammad Yunus: "Die Armut besiegen"
Das Programm des Friedensnobelpreisträgers
Die
Idee des Sozialunternehmens
Bangladesch gehört zu den ärmsten Ländern
der Welt. Viele Dörfer sind ohne Elektrizität, und
Millionen von Menschen fehlt es am Lebensnotwendigen. Ein erheblicher
Teil der Kinder erleidet Wachstumsstörungen durch
Mangelernährung.
Aus diesem Land stammt Muhammad Yunus. Der Ökonom hatte eine
Professur in den USA inne, kehrte jedoch nach Bangladesch
zurück, um dort die Armut zu bekämpfen.
Muhammad Yunus ist kein Bankier, doch er entwickelte ein
revolutionäres Bankenkonzept, als er beobachtete, dass die
Armen, die Kredite am dringendsten benötigen, diese von
herkömmlichen Banken nicht erhalten.
Um die "Grameen Bank", Keimzelle der von Muhammad Yunus ins Leben
gerufenen Sozialunternehmen, geht es in diesem Buch vorrangig. Der
Friedensnobelpreisträger konnte beweisen, dass die Armen ihre
Mikrokredite – meistens geht es nur um zwei- oder kleine
dreistellige Eurobeträge - wesentlich zuverlässiger
zurückbezahlen als konventionelle Bankkunden, insbesondere,
wenn sie in ein soziales Gefüge von Kreditnehmern eingebunden
werden. Die "Grameen Bank" und weitere Unternehmen der "Grameen"-Gruppe
wenden sich vor allem an Frauen, und zwar aufgrund der Beobachtung,
dass diese, anders als die meisten Männer, das erhaltene Geld
nicht für sich nutzen, sondern für ihre Familie und
deren Zukunft. Muhammad Yunus führt aus, wie bettelarme Frauen
angesichts der Mikrokredite pfiffige Geschäftsideen hatten,
und wie sich über innovative Technologien Ein-Frau-Unternehmen
entwickelten: etwa die "Telefon-Damen", Frauen im
Besitz eines Mobiltelefons, über die sich die
Telekommunikation ganzer Dörfer abwickelt. Die "Telefon-Damen",
so Muhammad Yunus, bieten zum Teil mittlerweile auch den Zugang zum
Internet an.
Besonders bedeutsam ist für den engagierten Unternehmer die
Zusammenarbeit mit dem Konzern "Danone". Daraus sollen fünfzig
Joghurtfabriken in Bangladesch hervorgehen, die mit Vitaminen und
Mineralien angereicherten schmackhaften Joghurt zu extrem
günstigen Preisen anbieten, sodass Mütter es sich
leisten können, ihn ihren Kindern zu geben. Auf diese Weise
kann die Mangelernährung eingedämmt werden. "Danone"
wird von dem gemeinsamen Unternehmen mit "Grameen" nicht profitieren,
sondern lediglich seine Investitionen zurückbekommen.
Genau dies ist die Idee der Sozialunternehmen, für die der
Autor eine Lanze bricht: Unternehmen in allen Bereichen der Wirtschaft,
doch auch Krankenhäuser, Versicherungen und andere
Einrichtungen, die ohne Profit arbeiten. Dass solche Unternehmen armen
Ländern, vor allem aber deren Bewohnern, mehr nützen
als Spenden, die sich nicht nachhaltig auswirken und allenfalls
Abhängigkeiten erzeugen, leuchtet dem Leser ein. Die
Geschichte der "Grameen"-Idee liest sich im Übrigen wirklich
fesselnd; man möchte an eine Utopie glauben, wenn man nicht
wüsste, dass der Autor selbst seit rund dreißig
Jahren mit immer neuen, den sich ändernden Gegebenheiten
angepassten Ideen sein Konzept umsetzt.
Muhammad Yunus ist ein aufrichtiger Anwalt der Armen, und wenn er im
letzten Drittel seines Buchs weiter reichende Ideen für die
Zukunft der Welt vorstellt, sollte man diese nicht leichtfertig als
utopistische Spinnereien abtun, auch wenn sich einige von ihnen mit
Sicherheit so nicht durchführen und durchsetzen lassen. Dass
die derzeit armen Länder kein geringeres Recht auf Wohlstand
haben als die reichen, sollte jedermann einleuchten. Ob sich dieser
Anspruch umsetzen lässt, wenn die Bewohner der industriellen
Länder sich streng im Verzicht üben und ihren eigenen
Lebensstandard massiv absenken, scheint auch dann fraglich, wenn man
die Frage objektiv angeht.
Das Recht auf umfassende Bildung, und zwar einschließlich
einer allgemein gültigen Ethik, die
Idee der
Sozialunternehmen, die Sorge
um die Umwelt und viele andere Gedanken
des Autors liefern jedoch wertvolle Anstöße
für die Zukunft. Hier könnte eine sinnvolle Politik
ansetzen und hoffentlich wirklich eine schönere, lebenswertere
Welt schaffen.
Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen, denn hier wird eine Art von
Entwicklungshilfe vorgestellt, die sich langfristig und nachhaltig
positiv auswirkt, und zwar unmittelbar für die Armen -
gleichgültig, in welchem Land.
(Regina Károlyi; 04/2008)
Muhammad
Yunus: "Die Armut besiegen. Das
Programm des Friedensnobelpreisträgers"
Übersetzt von Stephan Gebauer.
Hanser Wirtschaft, 2008. 311 Seiten.
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Paul Collier in seinem atemberaubenden Buch, wie es zu dieser krassen
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