Die Begierde

 

El deseo

 

Der Tiger

 

El tigre

 

Ich bin der Tiger.
Laure auf dich im Laub,
zwischen Blättern, so strotzend
wie Barren feuchten Erzes.

Der weiße Fluss schwillt an
unterm Nebel. Du kommst.

Nackt tauchst du unter.
Ich warte.

Und dann, in einem Sprung
von Feuer, Blut und Zähnen,
reißt ein Prankenhieb dir
die Brust, die Hüften nieder.

Ich trinke dein Blut, breche
dir deine Glieder, einzeln.

Und dann halte ich Wache
im Urwald, jahrelang,
bei deinen Knochen, deiner
Asche, regungslos,
fern dem Hass und dem Zorn,
entwaffnet durch deinen Tod,
von Lianen umwuchert,
regungslos unterm Regen,
unerbittlicher Wächter
bei meiner Mörderliebe.

 

Soy el tigre.
Te acecho entre las hojas
anchas como lingotes
de mineral mojado.

El río blanco crece
bajo la niebla. Llegas.

Desnuda te sumerges.
Espero.

Entonces en un salto
de fuego, sangre, dientes,
de un zarpazo derribo
tu pecho, tus caderas.

Bebo tu sangre, rompo
tus miembros uno a uno.

Y me quedo velando
por años en la selva
tus huesos, tu ceniza,
inmóvil, lejos
del odio y de la cólera,
desarmado en tu muerte,
cruzado por las lianas,
inmóvil en la lluvia,
centinela implacable
de mi amor asesino.

Der Kondor

 

El condór

 

Ich bin der Kondor, fliege
über dir, die zu Fuß geht,
und jäh, in einem Kreiseln
von Wind, Gefieder, Krallen,
stürz ich auf dich und hebe
dich hoch in schrillem Wirbel
sturmentfesselten Frosts.

Hinauf zu meinem Schneeturm,
zu meinem schwarzen Schlupfloch
bringe ich dich, und einsam
haust du, dir wachsen Federn,
du fliegst über der Erde,
regungslos, in der Höhe.

Kondorweibchen, wir wollen
uns stürzen auf die rote
Beute, reißen das Leben,
das mit Herzpochen herkommt,
und uns aufschwingen, beide,
zu unsrem wilden Fluge.
zu unsrem wilden Fluge.
zu unsrem wilden Fluge.

Yo soy el condór, vuelo
sobre ti que caminas
y de pronto en un ruedo
de viento, pluma, garras,
te asalto y te levanto
en un ciclón silbante
de huracanado frío.

Y a mi torre de nieve,
a mi guarida negra
te llevo y sola vives,
y te llenas de plumas
y vuelas sobre el mundo,
inmóvil, en la altura.

Hembra cóndor, saltemos
sobre esta presa roja,
desgarremos la vida
que pasa palpitando
y levantemos juntos
nuestro vuelo salvaje
zu unsrem wilden Fluge.

zu unsrem wilden Fluge.

Der Traum

 

El sueño

 

Beim Gang über den Strand
beschloss ich, dich zu verlassen.

Ich trat auf dunklen Schlick,
der wankend nachgab,
sank ein, kam wieder heraus,
beschloss, du solltest
heraus aus mir, da du darin lastetest
wie ein kantiger Stein,
und ich plante, wie ich dich loswürde,
Zug um Zug:
dir die Wurzeln abhacken,
allein dem Wind dich überlassen.

Ach, in dieser Minute,
mein Herz, überkam dich
ein Traum
mit seinen schaurigen Schwingen.

Du fühltest dich verschlungen vom Schlick
und riefst mich, und ich kam nicht herbei,
du gingst unter, starr,
ohne dich zu wehren,
bis du versankst im Strandschlund.

Später stieß mein Entschluss auf deinen Traum,
und seit dem Bruch,
der uns die Seele zerbrach,
sind wir aufs neue eingetaucht, rein und nackt,
uns liebend,
ohne Traum, ohne Strand,
vollständig und strahlend,
vom Feuer besiegelt.

Andando en las arenas
yo decidí dejarte.

Pisaba un barro oscuro
que temblaba,
y hundiéndome y saliendo
decidí que salieras
de mí, que me pesabas
como piedra cortante,
y elaboré tu pérdida
paso a paso:
cortarte las raíces,
soltarte sola al viento.

Ay en ese minuto,
corazón mío, un sueño
con sus alas terribles
te cubría.

Te sentías tragada por el barro,
y me llamabas y yo no acudía,
te ibas, inmóvil,
sin defenderte
hasta ahogarte en la boca de arena.

Después
mi decisión se encontró con tu sueño,
y desde la ruptura
que nos quebraba el alma,
surgimos limpios otra vez, desnudos,
amándonos
sin sueño, sin arena,
completos y radiantes,
sellados por el fuego.

 

(von Pablo Neruda.
Deutsch von Fritz Vogelsang)

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