Christopher G. Moore: "Der Untreue-Index"


Vincent Calvino ermittelt auf dem heißesten Pflaster der Welt

Im Haus unter der Detektei des Privatdetektivs Calvino ist ein Massage-Salon mit dem schönen buddhistischen Namens "One Hand Clapping" eingezogen und nimmt seinem Unternehmen damit eindeutig ein wenig von seiner Seriosität. Das findet auch Calvinos thailändische Sekretärin Ratana, die immer wieder vor einem Geisterhaus um eine Änderung der gegebenen Situation betet. Auch Calvino arbeitet sehr daran, und sein momentan größter und gerade beendeter Auftrag könnte mehrere seiner Probleme lösen. Zum Einen könnte er den Mietvertrag des Massagesalons kaufen, und zum Anderen könnten ihm Empfehlungen seiner Klienten in diesem Fall, bei dem es um Medikamentenplagiate geht, bei einer Bewerbung als Chefermittler bei der WHO helfen, wodurch er dann mit seiner Sekretärin in die USA zurückkehren könnte.

Doch an jenem Abend, an dem er seinem Klienten seine Ermittlungsergebnisse präsentieren möchte, wird er im Treppenhaus durch Unruhe im Massagesalon aufgehalten. Auf Bitten der Mamasan bricht er eine Tür auf, hinter der sich eine hysterische Ying befindet und ein junges Mädchen, das anscheinend einen Selbstmordversuch begangen hat. Nach den notwendigen Gesprächen mit der Polizei ist sein Klient nicht mehr zu erreichen, weil er wegen des Besuchs einer wichtigen gesellschaftlichen Veranstaltung sein Mobiltelefon abgeschaltet hat. Dummerweise erleidet er just während dieser Veranstaltung einen Herzinfarkt.

Noch dümmer ist, dass es sich bei dem fraglichen Klienten um einen Anwalt gehandelt hat, der im Auftrag eines Dritten Calvino beschäftigte, noch dazu hinter dem Rücken seiner Kanzlei, so dass der fünfstellige Betrag, für den der Detektiv hart gearbeitet hat nun nicht mehr erreichbar scheint - und die Empfehlung an den WHO noch viel ferner. Deswegen erklärt sich Calvino entgegen seiner Gewohnheiten bereit, hinter Farang-(Expat-)Ehemännern herzuspionieren, deren Frauen ihm zumindest dann das Geld für die Ablösung des Massagesalonmietvertrages zahlen würden. Er ist nicht schlecht erstaunt, als er erfährt, dass es sich bei einer der Frauen um die Witwe seines verstorbenen Klienten handelt, die natürlich aktuell nicht an diesem Auftrag interessiert ist. Wohl aber ihre drei Freundinnen.

Schnell stellt sich heraus, dass hinter der Anwaltskanzlei noch ganz andere Interessen stehen; Interessensgruppen, welche die Betrachtung der Medikamentenplagiate nicht sonderlich schätzen und die Calvino zunächst ein Angebot machen, von dem sie glauben, dass er es nicht ausschlagen kann. Zum Schein geht dieser darauf ein und begibt sich damit in ungeahnte Gefahren.

Fazit:
Ein in Thailand operierender "Philip Marlowe" im modernen Gewand, der uns mittels seiner Betrachtungen nicht nur den Gedanken an den alten film-noir-Ehrenkodex nochmals nahe bringt, sondern auch ein sehr schlüssig wirkendes Bild Thailands vor dem letzen Putsch zeichnet. "Der Untreue-Index" ist auf jeden Fall lesenswert für Freunde des klassischen Detektivromans und der asiatischen Kulturen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2011)


Christopher G. Moore: "Der Untreue-Index"
(Originaltitel "The Risk of Infidelity Index")
Übersetzt von Peter Friedrich.
Unionsverlag, 2011. 375 Seiten.
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