Martin Grzimek: "Rudi"
Ein tolles Bärenleben
Rudi ist ein Teddybär. Einer von der echten Sorte. Einer mit einem
Knopf im Ohr. Echte deutsche Wertarbeit und für Generationen gemacht.
Wäre dem nicht so, Rudi hätte all die Abenteuer, die er über insgesamt
drei Generationen von Kindern ein und derselben Familie erlebt, nicht
überlebt. Er wäre längst auseinander gefallen. Aber ein Steiff-Tier ist
unverwüstlich und hat langen Atem.
Christian heißt sein erster stolzer Besitzer, wohl in den frühen
sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erlebt Rudi, was man mit
einem echten Jungen so alles erlebt:
Baumhäuser,
Indianerspiele, Bandenkriege und eine Menge Raufereien. Aber wie
gesagt: Ein Steiff-Tier bringt so schnell nichts um. Christian wird
jedoch älter, hat bald andere Interessen, und so landet Rudi in einem
Schuhkarton. Über drei lange Jahrzehnte bleibt er dort eingesperrt
(fürchterlich langweilig!), bis ihn Christian - mittlerweile mit Britta
verheiratet und Vater von Sarah, aus diesem Gefängnis befreit, um ihn
seiner Tochter zu ihrem fünften Geburtstag zu schenken. Seine Frau
Britta ist nicht so begeistert, sie war wohl eher für etwas ganz Neues,
aber Sarah verliebt sich sofort in ihren Rudi, was sie aber nicht daran
hindert, ihn nach einigen Tagen zu all ihren anderen Kuscheltieren auf
das Regal zu stellen.
Rudi ist traurig, wäre er doch für Sarah gerne das geworden, was er für
deren Vater Christian war: der Einzige. Aber die Zeiten haben sich
geändert, die Kinder ertrinken fast in der Menge ihrer Kuscheltiere.
Doch Rudi ist ja, wie gesagt, ein ganz besonderer Teddybär, und so
fängt ein neues Leben
mit Sarah für ihn an, das ihm eine Menge Abenteuer beschert. Zunächst
landet er fast in den Fängen eines dunklen Bärendoktors, der seinen
wahren Wert als Steiff-Tier erkennt und ihn verschwinden lassen will.
Doch Christian kommt ihm auf die Schliche.
Rudi geht mit Sarah in die Schule und begegnet dort einer wunderbaren
Lehrerin, wie sie sich wohl alle Kinder (und Eltern!) wünschen. Er
lernt das Disneyland in Paris kennen, wird dort Zeuge einer Entführung,
verschwindet selbst und ist schlussendlich hauptverantwortlich dafür,
dass ein elfjähriger französischer Junge seine Eltern wiedersehen kann
und die Räuber gefasst werden.
Jetzt wäre es an der Zeit, sich im Kinderzimmer Sarahs zur Ruhe zu setzen, aber
Christian wird nach Venezuela versetzt. Rudi lernt dieses Land mit allen Licht-
und Schattenseiten kennen. Er verschwindet wieder, gibt sein armes Bärenleben
schon fast verloren, aber mitten im
Dschungel wird er wieder mit seiner geliebten Sarah vereint.
Dass
er Jahrzehnte später deren Kind wieder als Kuschelbär dient, ist da
fast schon selbstverständlich (vgl. die deutsche Wertarbeit!).
Ein wunderbares Buch für kleine Kinder und ihre Eltern. Wenn ich sehe,
wie unser David (2) das Kuscheltier seiner Mutter liebt und darüber
hinaus seinen eigenen Kuscheltiger, dann ist klar: So wie Christian in
dem Buch, werden auch wir diese Tiere aufheben. Ob sie nun von Steiff
sind oder nicht.
(Winfried Stanzick; 10/2005)
Martin Grzimek: "Rudi"
Illustrationen von Leonard Erlbruch.
Hanser, 2005. 192 Seiten. (Ab 8 J.)
ISBN 3-446-20638-8.
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Martin Grzimek wurde 1950
geboren. Der vielfach ausgezeichneter Schriftsteller - u.a. erhielt er
den Rauriser Literaturpreis und den Glauser-Krimi-Preis - schreibt für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene.
Weitere Bücher des Autors:
... für Erwachsene "Das Austernfest"
Hochspannung: Ein Mann, der glaubt, die Liebe zwingen zu können, erzählt seine
Geschichte: "Ich bin verliebt in eine Frau und kann nicht von ihr lassen.
Schon seit Jahrzehnten geht das so, es scheint mir, solange ich denken kann,
doch was ich auch versuche, sie will nichts von mir wissen. Das wird sich jetzt
ändern."
Ein Mann, der glaubt, die Liebe zwingen zu können, sollte sich irren. (Marebuch)
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für Jugendliche:
... "Die unendliche Straße"
Wer hätte nicht schon mal dahingedacht: Ach, ich wünschte ich wäre tot! Aber
was ist, wenn der Wunsch in Erfüllung geht?
Hagen ist ein notorischer Lügner, gar nicht mal, weil er viel zu verbergen
hätte, aber manchmal ist es schlicht einfacher, die Wahrheit etwas zu
verbiegen, dann hat man wenigstens seine Ruhe. Und manchmal kann man Leute mit
einer faustdicken Lüge erschrecken oder provozieren. Und manchmal ergeben sich
Lügen einfach so, weil es praktisch ist, zum Beispiel, wenn man behauptet,
krank zu sein, um nicht in die Schule zu müssen ... (Ab 12 J.)
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