»Viele werden sagen,
nein, du hast kein Recht, diese Geschichte zu erzählen.«
»Es ist die Geschichte meiner Familie. Meine Geschichte.«
»Es ist die Geschichte einer Stadt, die du verlassen hast. Verlassen wie eine
kranke Frau. Wie eine traurige Frau.«
»Die einzige traurige Frau in all dem ist meine Mutter.«
»Sie wird auch nicht wollen, daß du es erzählst, Vero.«
»Unterschätze sie nicht, Clara. Sie ist eine klarsichtige Frau. Sie schwört
der Vergangenheit nicht ab. Sie erinnert sich. Mit Wehmut. Manchmal mit Zorn.
Aber ohne Widerwillen, ohne Ablehnung. Sie steht ganz und gar zu ihr. Wir haben
immer unsere Differenzen gehabt, aber wir werden beide alt, und ich weiß, daß
es vor allem die Wahrheit ist, die sie jetzt interessiert.«
»Ihre Bereitschaft ist keine Rechtfertigung. Du könntest andere Namen verwenden.«
»Wenn ich es erzähle, dann erzähle ich es richtig. Mit Namen und in allen Einzelheiten.
Letztendlich ist nichts so gewiß wie die Namen. Sie verschwimmen nicht im Nebel.
Ich schreibe sie auf, und ihre Träger, welche Sünden oder Dummheiten sie auch
begangen haben mögen, werden so gut wie unsterblich. Die Geschichten dagegen
sind unweigerlich zweifelhaft. Jedenfalls werden sie, sobald ich sie erzählt
habe, nichts als Literatur sein. Außerdem bin ich dazu geboren.«
»Dich zu entblößen?«
»Zum Erzählen. Zum Geschichtenerzählen.«
»Sofern dir jemand zuhört, Vero. Und ich weiß nicht, ob noch irgend jemand in
der Stimmung sein wird, dir zuzuhören, wenn du die anderen verärgerst.«
»Welche anderen?«
»Die dich nicht brauchen, nicht
einmal um ihren Namen zu verewigen. Die auch ohne dich unsterblich sind. Die
Legenden. Auf dieses Spiel läßt sich niemand ein!«
»Von Legenden hat jeder seine eigene Auffassung, Clara: Götter, Schatten ...
eine Frage des Zeitgeschmacks. Sie tragen Schuld, aber sie sind nicht verantwortlich.
Sie sind ein Teil der Einbildungskraft und daher in einem realistischen Roman
unvermeidlich.«
»Das heißt also, du bist entschlossen?«
»Absolut.«
»Wenn das so ist, folge ich dir. Ich höre. Ich lese.«
»Wirst du mich korrigieren?«
»Schon möglich. Ich werde dir Fragen stellen. Wo willst du anfangen?«
»Bei den Díaz, Roque und Ramón.«
»Urgroßvater und Großvater also.«
»Sie kamen 1880 über Montevideo nach Buenos Aires.«
»Warum? Warum waren sie aus Spanien weggegangen, meine ich.«
»Darauf kommen wir später. Ramón selbst hat zwanzig Jahre gebraucht, um dahinterzukommen,
dabei war es sein Leben ... Laß uns nicht vorgreifen!«
Erster Teil
Kapitel 1 – Die Entdeckung Amerikas
Nach und nach sterben
die wenigen Vertreter der afrikanischen Rasse, die dieses Land einst in
Sklavenketten betraten, unter der Last der Jahre dahin. Vorgestern war die
Reihe an Mariana Artigas, der Königin der Bangala, die im Alter von hundertdreißig
Jahren tot in ihrem armseligen Bett aufgefunden wurde. Nur Stunden bevor man
ihren Leichnam zum Friedhof überführte, erhielt der König desselben Volkes,
allgemein als Onkel Pagola bekannt, die Letzte Ölung.
Tageszeitung El Siglo, Montevideo, 3. August 1880
Vor einigen Monaten
in Montevideo, an die Hand seines ebenso gebannten und staunenden Vaters geklammert,
hatte Ramón diesen Klang zum erstenmal gehört. Sie waren mit Anselmo zusammen
gewesen, einem seit langem in Uruguay ansässigen beleibten, fröhlichen Galicier
aus demselben Dorf wie Roque, dem Ramón die Bilder jener Nachmittagsstunden,
ihre Musik und ihren Glanz für alle Zeiten danken würde.
»Der König der Bangala ist gestorben«, hatte Anselmo nach dem Essen unvermittelt
verkündet. »Ich würde gern zum Leichenbegängnis gehen.«
»Ein König?« fragte das Kind ungläubig. »Ein echter König?«
»Ein großer König der Schwarzen«,
nickte Anselmo. »Einer der letzten. Gestern hat man die Königin beerdigt.«
»War er ein König mit Krone und Umhang wie Alfons XII.?«
»Nein, nein, ganz und gar nicht. Er war ein noch ärmerer König als der spanische
und hatte weder Krone noch Umhang, noch sonstwas.«
»Auch keinen Hofstaat?«
»Doch, einen Hofstaat schon. Und viele Freunde«, unterbrach Roque Díaz’ volle
Stimme.
»Ist er ein Sklave gewesen?«
»Na klar, wie hätte er sonst hier landen sollen?« lachte Anselmo. »Bantu. Er
kam in Ketten. Ein guter Mensch, der Onkel Pagola. Über hundert Jahre hat er
auf dieser Welt verbracht.«
Ramón fragte nicht weiter. Wie so oft lag sein Blick auf dem stets perfekt gebürsteten
Schnurrbart seines Vaters und dem auffallend glatten Haar, in dem sich noch
kein Silberfaden zeigte.
Er jubelte innerlich, als sein Vater sich einverstanden erklärte, den Freund
zu begleiten, sagte aber kein Wort.
Und er schwieg auch die ganze Zeit über, die sie frierend und durchnäßt dastanden
und zusahen, wie sich der Trauerzug durch die Straße bewegte, wie der nur mit
dünnen weißen Hemden und bunten Hosen und Röcken bekleidete Menschenschwarm
von den dumpfen Trommelschlägen schlanker dunkler Finger und den fernen hellen
Klängen einer Geige
und einer Flöte mitgerissen wurde, sich unter den rohen Holzsarg schob und wieder
zum Vorschein kam, wobei dieser von Schulter zu Schulter wanderte, ohne daß
sein gleichmäßiges Wiegen jemals aus dem Takt geriet. Sie drehten und drehten
und drehten sich, als wollten sie nicht vorankommen, und für einen Augenblick
drohte eine innere Unruhe von Ramóns Seele Besitz zu ergreifen, weil er sich
vorstellte, der Sarg schwebte auf ewig in der Luft, eine ziellose Kiste mit
einem König darin, den es nach Erde, Feuer oder dem Wasser des Meeres verlangte.
Auf einen rasenden Trommelwirbel folgte tiefe Stille.
Der Tote wurde auf dem Boden abgesetzt, und die Menge teilte sich respektvoll.
An der Straßenecke war ein weißer Mann erschienen, hochgewachsen, hellblond
und zerzaust, so leicht gekleidet wie die Tänzer im südspanischen August, unter
dem Arm einen festen, lederbezogenen Koffer, der mit einem breiten Riemen um
seinen Leib geschnallt war. Er näherte sich gemächlich, ohne den Ehrenbezeigungen
Beachtung zu schenken. Jemand holte einen Stuhl aus einem Haus und stellte ihn
mitten auf die Straße neben den Leichnam.
Da bemerkte Ramón, daß der Sarg keinen Deckel hatte. Er versuchte einen Blick
auf das Gesicht zu erhaschen, das Onkel Pagola gehört haben mußte, entdeckte
jedoch nichts als einen harten Ball aus rissigem Leder und einen Wust schmieriger
weißer Wolle.
Der blonde Mann öffnete den Koffer und nahm etwas heraus, das Ramón wie ein
merkwürdiger perlmuttern und metallisch schimmernder Kasten vorkam, in dessen
Innerem sich jedoch etwas Wunderbares, Einmaliges verbergen mußte. Der blonde
Mann setzte sich auf den Stuhl neben den toten Bangala-König, legte den Kasten
auf den Schoß, schob seine langen, sanften Hände in zwei bis dahin unsichtbare
Schlaufen, strich mit langen, sanften Fingern über bis dahin unsichtbare Knöpfe
und zog mit einer langen, sanften Bewegung an beiden Seiten, wodurch eine bis
dahin unsichtbare Schlangenhaut mit senkrechten, polierten Schuppen zum Vorschein
kam. Aus einer trägen Geste ließ er die Musik entstehen.
Sie pulsierte geradezu von schwarzen Rhythmen, doch fühlte sich Ramón auch an
die Orgel der Kirche in Barcelona erinnert, wo er Abschied von seiner Mutter
genommen hatte, an jene Klangfülle, die sich über die Tränen erhob, die Kehle
weitete und das Schluchzen in tiefe Atemzüge wandelte.
Der blonde Mann neigte sich tief vornüber, wand sich mit geschlossenen Augen
um die wundersame Brise. Sie liebten einander, er und sein Instrument. Gemeinsam,
innig und feierlich, betrauerten sie den Toten, nicht ohne um die
Auferstehung
zu wissen.
Ohne daß er sein Spiel unterbrach, hoben einige Männer den Sarg wieder hoch
und trugen ihn weiter, wobei sie nunmehr allein der Realität gehorchten und
entschlossen schienen, der Erde zurückzugeben, was der Erde gehörte. Unbekümmert
ließ er sie gehen, durch irgendeine Straße auf dem offenen Feld verschwinden.
Als er aufseufzend innehielt und wieder zu sich kam, begegnete er Ramóns Blick
und den Fingerchen eines Fünfjährigen, die sich nach dem Instrument ausstreckten.
Er lächelte.
»Bandoneon«, sagte er und wies mit dem Kinn nach unten. »Es klingt schön. Der
alte tata hat es sehr gemocht.«
»Der alte tata?«
»Der König, Onkel Pagola. Er war ein alter tata. Ein viel geliebter, geachteter
Mann. Ein Berater ...«
Roque und Anselmo standen neben Ramón.
»Ich bin Hermann Frisch«, stellte sich der Blonde vor und gab allen die Hand,
dem Kleinen zuerst, ohne aufzustehen.
»Deutscher?« riet Roque.
»Deutscher?« wunderte sich Frisch. »Das war ich einmal, früher war ich das.
Aber davon hat mich Paris geheilt, in der Zeit der Kommune vor zehn Jahren.
Dort wurde ich zum Mann. Hören Sie zu, bitte!«
Und erneut ließ er sich in den Himmel fallen.
Erst viele Jahre später sollte Ramón Díaz begreifen, daß sich an jenem Nachmittag
in Montevideo die Welt verändert hatte.
Jetzt hörte er es in
Buenos Aires wieder. Als er Frisch in Fray Bentos, in Uruguay, zum Abschied
umarmte, ohne jede Hoffnung, ihn je wiederzusehen, hatte Ramón gefürchtet, mit
dem Freund auch die Musik zu verlieren, diese einzigartige Musik, die ihm durch
ihre ständige Präsenz im Laufe der gemeinsamen langwierigen, ungewissen Reise
durch düstere Ortschaften, wo Roque nach einer Bestimmung für sie beide suchte
und Frisch Münzen aufsammelte, zu einem Zuhause geworden war.
Es überraschte ihn nicht, als er den Klang des Bandoneons wiedererkannte.
Er kam von irgendwo auf der anderen Seite des Innenhofs her und drang mit der
Selbstverständlichkeit eines Familienmitgliedes ins Zimmer.
Ramón verlor das Interesse an dem Gespräch seines Vaters mit Posse, hörte nur
ab und zu hin und bemühte sich, aus irgendeinem Hinweis zu erraten, worum es
gerade ging. Er schnappte den Namen des spanischen Präsidenten Cánovas auf,
das Wort Verfassung.
Als es draußen still geworden war, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der
Unterhaltung der beiden Männer zu.
»So langsam läuft es hier richtig gut«, versicherte Posse. »Gegen Roca, diesen
Fuchs, kommt keiner an. Das Friedensabkommen ist beschlossene Sache. Wer soll
sich jetzt noch widersetzen, daß Buenos Aires Hauptstadt wird?«
Er war ein großer, schlanker Mann mit schneeweißem Haar, und er strahlte eine
Autorität aus, die ganz und gar nicht einschüchternd oder abweisend wirkte,
sondern vielmehr zur Offenheit ermunterte.
»Ich brauche einen ruhigen Platz, um diesen Bengel aufzuziehen und ein bißchen
Geld zu machen, Don Manuel«, sagte Roque.
»Eines Tages ...«
»Denken Sie nicht an die ferne
Zukunft, mein Freund«, fiel ihm der Alte ins Wort. »Was Sie eines Tages tun
werden, ist völlig unwichtig. Was zählt ist, was Sie jetzt tun können, heute,
morgen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag.«
»Ich bin ganz Ohr.«
Ramón bemerkte einen Hauch von Erleichterung in der Stimme seines Vaters. Er
mußte seit langem auf diesen Satz gewartet haben. Überall waren sie freundlich
und großzügig aufgenommen worden – Roque war ein geachteter Mann –, doch nie
hatte jemand etwas Ähnliches gesagt wie soeben Posse. Er sprach nicht von Besuch
und Lebewohl.
»Sie wissen, daß Sie mit dem Kleinen hierbleiben können, so lange Sie dessen
bedürfen. Es wird Sie nichts kosten. Braven Leuten nimmt man kein Geld ab. Außerdem
ist dies ein Privathaus und keine Pension. Wir haben mehr Platz, als wir brauchen.
Sie können hier essen und wohnen. Richten Sie sich ein, lernen Sie, wo es langgeht
in diesem Land. Gehen Sie raus, wandern Sie mit offenen Augen durch die Stadt,
sehen Sie sich gründlich um. Ich müßte mich sehr in Ihnen täuschen, wenn Sie
nicht binnen kurzem Ihren Weg gefunden haben. Und wenn Sie Verwendung dafür
haben, kann ich Ihnen eine chata und ein Pferd überlassen.«
Roque sagte kein Wort.
»Papa, was ist eine chata?« wollte Ramón wissen.
»Ein Wagen, mein Kleiner«, erklärte Posse und fügte hinzu: »Und keine Sorge,
niemand braucht zu erfahren, daß Sie hier sind. Und wenn, ist das auch egal.
Dies ist eine große Stadt, und in großen Städten lösen sich
Rachegelüste
in Luft auf, verflüchtigen sich, verschwinden, verlieren ihren Sinn.«
Ramón wußte nicht, was der Alte damit meinte, doch hatte er mit einemmal das
Gefühl, daß sie selbst in Zeiten, an die er keine Erinnerung besaß, als Fernanda,
seine Mutter, noch lebte, immer vor irgend etwas auf der Flucht gewesen waren
und daß die Zauberkraft einiger weniger Worte sie vor ein paar Sekunden in dieser
Stadt, in diesem Haus, in diesem Zimmer endgültig außer Reichweite ihrer Verfolger
gebracht hatte, wer auch immer diese sein mochten.
»Einverstanden«, willigte Roque ein.
»Wo haben Sie Ihr Gepäck?« fragte Posse.
»Draußen im Hof. Es ist nicht viel, ein Koffer.«
»Valija heißt das hierzulande. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie schlafen.«
Sie durchquerten den Innenhof, und Don Manuel blieb vor der Küche stehen.
»Sara!« rief er. »Komm her, ich möchte dir Roque Díaz Ouro vorstellen. Er ist
ein Landsmann und außerdem ein Freund von Anselmo. Und dies ist sein Sohn Ramón.
Ich habe gedacht, sie könnten das Zimmer von Severino haben. Das ist meine Tochter
Sara.«
Das Mädchen unterbrach seine
Arbeit, trocknete sich die Hände an der Schürze ab und streckte Roque die Rechte
hin.
»Sehr erfreut«, lächelte sie. »Das Zimmer, das Papa meint, ist sehr schön. Unser
bestes, ehrlich gesagt. Wir haben hier eine Menge Platz, aber nicht alle Räume
sind behaglich. Fast alle unsere Gäste müssen über den Ställen schlafen, das
ist nicht so bequem.«
Posse lächelte.
»Bezieh die Betten und zeig ihnen, wo sie sich waschen können«, wies er sie
an und sagte zu Roque gewandt: »Und ich hoffe, Sie nehmen heute abend an unserem
Fest teil.«
»Werden Sie ausgehen, Papa?« fragte Sara.
»Jetzt gleich. Um acht bin ich wieder da.«
Er ging, ohne sich von irgend jemandem zu verabschieden.
Sara bat sie zu warten und kehrte mit einem Stapel Bettlaken und einigen Decken
zurück.
»Ich glaube nicht, daß Ihnen kalt sein wird, aber für alle Fälle«, sagte sie.
»Kommen Sie bitte mit.«
Sie öffnete die Zimmertür und legte die Wäsche auf die Betten.
»Das machen wir schon selbst, Señorita«, erbot sich Roque.
»Sara«, korrigierte sie ihn. »Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Es ist noch
viel zu tun für heute abend. Es ist ein sehr großes Fest«,
erklärte sie, schon an der Tür, »und für uns sehr wichtig. Mein Vater wird Ihnen
das nicht gesagt haben, aber abgesehen von Heiligabend feiern wir seinen Geburtstag.
Alle werden hier sein. Sämtliche Geschwister, alle Hausgäste und alle Freunde,
die irgendwann auch einmal Hausgäste gewesen sind.«
»Viele Leute.«
»Nach und nach werden Sie sie kennenlernen, aber ich sage Ihnen schon mal, daß
ich die Jüngste von elf Geschwistern bin. Die Ältesten sind bereits verheiratet,
und ich habe zehn Nichten und Neffen.«
»Und die Hausgäste?«
»Vierzehn. So viele wir unterbringen können. Über den Ställen gibt es zwölf
Zimmer. Und dann dieses und das gegenüber. Ständig kommen Leute von drüben,
aus Galicien, und die kann mein Vater natürlich nicht auf der Straße sitzenlassen,
nicht wahr?«
»Und sie alle essen im Haus?«
»Wenn man jemanden aufnimmt, dann richtig ...«
»Ja, natürlich ...«
Mit der Dankbarkeit eines erschöpften Mannes sah Roque in ihre lachenden Augen.
»Diese Tür hier nebenan ist die zum Badezimmer«, setzte sie hinzu. »Wenn Sie
mich jetzt entschuldigen, ich muß weitermachen. Bis später.«
Als sie allein waren, lächelte Roque Ramón an.
»Ein schönes Haus, Papa!« sagte der Kleine, der sich auf eines der Betten gesetzt
hatte.
»Stimmt, mein Sohn, das ist es wirklich. Das Haus eines freigebigen Mannes.
Aber es ist nicht unser Haus.«
aus "Tango,
der dein Herz verbrennt" von Horacio Vázquez-Rial
Aus dem argentinischen Spanisch von Petra Zickmann, Manel Pérez Espejo
Wie die unvergeßliche Stimme Carlos Gardels und die sehnsuchtsvollen Klänge
des Bandoneons läßt Horacio Vázquez-Rial hier die zugleich faszinierende und
zwielichtige Geburtsstadt des Tangos neu erstehen.
Es ist die Musik, die Ramón Díaz für immer mit seiner Ankunft in Buenos Aires
in Verbindung bringen wird. Musik aus einem Instrument namens Bandoneon, die
von schwarzen Rhythmen pulsiert und gleichzeitig an die
Orgeln
der spanischen Kirchen erinnert. Als 1880 der fünfjährige Junge mit seinem Vater
nach Argentinien kommt, sind sie nur zwei von mehr als einer Million Einwanderer
aus Europa, die dort eine neue Heimat finden. Es ist die Zeit, in der Glücksspiel
und Prostitution
zu Reichtum verhelfen und der Tango aus den Bordellen und Bars heraus seinen
Siegeszug um die Welt antritt. In dieser einzigartigen Umgebung erwartet Vater
und Sohn ein aufsehenerregendes Schicksal, das die Familie Díaz zu einer der
einflußreichsten des Landes werden läßt.
»Eine farbenprächtige Geschichte über die Vermischung der Völker, die Kunst
des Überlebens und das abenteuerliche Land Argentinien Ende des neunzehnten
Jahrhunderts.« El País
Horacio Vázquez-Rial, 1947 in Buenos Aires geboren, lebt seit vielen Jahren
in Barcelona. Mit einem bedeutenden literarischen Werk zählt er zu den wichtigsten
südamerikanischen Autoren. Er schreibt regelmäßig für die größten spanischen
Tageszeitungen und verfaßte selbst das Drehbuch zur Verfilmung seines Romans
»Tango, der dein Herz verbrennt«. (Piper)
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