Zeder
Cedrus
Die der botanischen Familie
der Pinaceae (Kieferngewächse) angehörenden Zedern sind prachtvolle, malerische
Gestalten, die Wärme, geschützte Standorte, an denen sie nicht allzu heftig von
Witterungsschwankungen in Mitleidenschaft gezogen werden, und tiefgründigen Humus
schätzen.
Ihre Wuchsform ist weit ausladend; die Bäume werden bis zu 40 m
hoch. Die Nadeln stehen in Büscheln zusammen. Zedernbaumstämme erreichen Durchmesser
bis 1,5 m.
Zu den bekannten Arten zählen beispielsweise
-
die Atlas-Zeder (Cedrus atlantica). Sie ist wintergrün und wird 20 bis
30 m hoch.
- die Blauzeder (Cedrus atlantica "Glauca"), die im allgemeinen
als recht widerstandsfähig bezeichnet wird.
- die Himalaya-Zeder (Cedrus
deodora), deren Holz beispielsweise zu Weihrauch verbrannt werden kann. Bestandteile
der Himalaya-Zedern werden auch zur Herstellung eines Anti-Moskito-Öles verwendet.
Die Zeder im Gedicht ...
Wen du nicht
verlässest, Genius,
Nicht der Regen, nicht der Sturm
Haucht ihm Schauer
übers Herz.
Wen du nicht verlässest, Genius,
Wird dem Regengewölk,
Wird
dem Schloßensturm
Entgegensingen,
Wie die
Lerche,
Du
da droben.
Den du nicht verlässest, Genius,
Wirst ihn heben übern Schlammpfad
Mit
den Feuerflügeln.
Wandeln wird er
Wie mit Blumenfüßen
Über Deukalions
Flutschlamm,
Python tötend, leicht, groß,
Pythius
Apollo.
Den du nicht verlässest, Genius,
Wirst die wollnen Flügel unterspreiten,
Wenn
er auf dem Felsen schläft,
Wirst mit Hüterfittichen ihn decken
In des Haines
Mitternacht.
Wen du nicht verlässest, Genius,
Wirst im Schneegestöber
Wärmumhüllen;
Nach
der Wärme ziehn sich Musen,
Nach der Wärme Charitinnen.
Umschwebt mich,
ihr Musen, ihr Charitinnen!
Das ist Wasser, das ist Erde,
Und der Sohn des
Wassers und der Erde,
Über den ich wandle
Göttergleich.
Ihr seid
rein, wie das Herz der Wasser,
Ihr seid rein, wie das Mark der Erde,
Ihr
umschwebt mich, und ich schwebe
Über Wasser, über Erde,
Göttergleich.
Soll der zurückkehren,
Der kleine, schwarze, feurige Bauer?
Soll
der zurückkehren, erwartend
Nur deine Gaben, Vater Bromius,
Und helleuchtend
umwärmend Feuer?
Der kehren mutig?
Und ich, den ihr begleitet,
Musen
und Charitinnen alle,
Den alles erwartet, was ihr,
Musen und Charitinnen,
Umkränzende
Seligkeit,
Rings ums Leben verherrlicht habt,
Soll mutlos kehren?
Vater
Bromius!
Du bist Genius,
Jahrhunderts Genius,
Bist, was innre Glut
Pindarn
war,
Was der Welt
Phöbus Apoll ist.
Weh! Weh! Innre Wärme,
Seelenwärme,
Mittelpunkt!
Glüh
entgegen
Phöb Apollen;
Kalt wird sonst
Sein Fürstenblick
Über dich
vorübergleiten,
Neidgetroffen
Auf der Zeder Kraft verweilen,
Die zu grünen
Sein
nicht harrt.
Warum nennt mein Lied dich zuletzt?
Dich, von dem es begann,
Dich,
in dem es endet,
Dich, aus dem es quillt,
Jupiter Pluvius!
Dich, dich
strömt mein Lied,
Und kastalischer Quell
Rinnt ein Nebenbach,
Rinnet
Müßigen,
Sterblich Glücklichen
Abseits von dir,
Der du mich fassend deckst,
Jupiter
Pluvius!
Nicht am
Ulmenbaum
Hast du ihn besucht,
Mit dem Taubenpaar
In dem zärtlichen
Arm,
Mit der freundlichen Ros umkränzt,
Tändelnden ihn, blumenglücklichen
Anakreon,
Sturmatmende
Gottheit!
Nicht im Pappelwald
An des Sybaris Strand,
An des Gebirgs
Sonnebeglänzter
Stirn nicht
Faßtest du ihn,
Den Blumen-singenden,
Honig-lallenden,
Freundlich
winkenden
Theokrit.
Wenn die Räder rasselten,
Rad an Rad rasch ums
Ziel weg,
Hoch flog
Siegdurchglühter
Jünglinge Peitschenknall,
Und
sich Staub wälzt',
Wir vom Gebirg herab
Kieselwetter ins Tal,
Glühte
deine Seel Gefahren, Pindar,
Mut. - Glühte? -
Armes Herz!
Dort auf dem
Hügel,
Himmlische Macht!
Nur so viel Glut,
Dort meine Hütte,
Dorthin
zu waten!
(von Goethe)
Helian
In den einsamen Stunden des Geistes
Ist es schön, in der Sonne zu gehn
An den gelben Mauern des Sommers hin.
Leise klingen die Schritte im Gras; doch immer
schläft
Der
Sohn des Pan im grauen Marmor.
Abends auf der Terrasse
betranken wir uns mit braunem Wein.
Rötlich glüht der
Pfirsich
im Laub;
Sanfte Sonate, frohes Lachen.
Schön ist die Stille der Nacht.
Auf dunklem Plan
Begegnen wir uns mit Hirten und weißen Sternen.
Wenn es Herbst geworden ist
Zeigt sich nüchterne Klarheit im Hain.
Besänftigte wandeln wir an roten Mauern hin
Und die runden Augen folgen dem Flug der Vögel.
Am Abend sinkt das weiße Wasser in Graburnen.
In kahlen Gezweigen feiert der Himmel.
In reinen Händen trägt der Landmann Brot und Wein
Und friedlich reifen die Früchte in sonniger
Kammer.
O
wie ernst ist das Antlitz der teueren Toten.
Doch die Seele erfreut
gerechtes Anschaun.
Gewaltig ist
das Schweigen des verwüsteten Gartens,
Da der junge Novize die Stirne mit braunem Laub bekränzt,
Sein Odem eisiges Gold trinkt.
Die Hände rühren das Alter
bläulicher Wasser
Oder
in kalter Nacht die weißen Wangen der Schwestern.
Leise und harmonisch
ist ein Gang an freundlichen Zimmern hin,
Wo Einsamkeit ist und das Rauschen des
Ahorns,
Wo vielleicht noch die Drossel singt.
Schön ist der Mensch und erscheinend im Dunkel,
Wenn er staunend Arme und Beine bewegt,
Und in purpurnen Höhlen stille die Augen rollen.
Zur Vesper verliert sich
der Fremdling in schwarzer Novemberzerstörung,
Unter morschem Geäst, an Mauern voll Aussatz hin,
Wo vordem der heilige Bruder gegangen,
Versunken in das sanfte Saitenspiel
seines Wahnsinns,
O wie einsam endet
der Abendwind.
Ersterbend
neigt sich das Haupt im Dunkel des Ölbaums.
Erschütternd
ist der Untergang des Geschlechts.
In dieser Stunde erfüllen sich die Augen des Schauenden
Mit dem Gold seiner Sterne.
Am Abend versinkt ein Glockenspiel, das nicht
mehr tönt,
Verfallen die schwarzen Mauern am Platz,
Ruft der tote Soldat zum Gebet.
Ein bleicher
Engel
Tritt der Sohn ins leere Haus seiner Väter.
Die Schwestern sind ferne zu weißen Greisen gegangen.
Nachts fand sie der Schläfer
unter den Säulen im Hausflur,
Zurückgekehrt von
traurigen
Pilgerschaften.
O wie starrt von Kot und
Würmern ihr Haar,
Da
er darein mit silbernen Füßen steht,
Und jene verstorben aus kahlen
Zimmern treten.
O
ihr Psalmen in feurigen Mitternachtsregen,
Da die Knechte mit
Nesseln die sanften Augen schlugen,
Die kindlichen Früchte des Holunders
Sich staunend neigen über ein leeres Grab.
Leise rollen vergilbte Monde
Über die Fieberlinnen des Jünglings,
Eh dem Schweigen des Winters folgt.
Ein erhabenes Schicksal sinnt den Kidron hinab,
Wo die Zeder, ein weiches Geschöpf,
Sich unter den blauen Brauen
des Vaters entfaltet,
Über
die Weide nachts ein Schäfer seine Herde führt.
Oder es sind Schreie
im Schlaf,
Wenn
ein eherner Engel im Hain den Menschen antritt,
Das Fleisch des Heiligen
auf glühendem Rost hinschmilzt.
Um die Lehmhütte rankt purpurner Wein,
Tönende Bündel vergilbten Korns,
Das Summen der
Bienen,
der Flug des Kranichs.
Am Abend begegnen sich Auferstandene auf Felsenpfaden.
In schwarzen Wassern spiegeln
sich Aussätzige;
Oder
sie öffnen die kotbefleckten Gewänder
Weinend dem balsamischen Wind,
der vom rosigen Hügel weht.
Schlanke Mägde
tasten durch die Gassen der Nacht,
Ob sie den liebenden Hirten fänden.
Sonnabends tönt in den Hütten sanfter Gesang.
Lasset das Lied auch des Knaben gedenken,
Seines Wahnsinns, und weißer Brauen und seines Hingangs,
Des Verwesten, der bläulich
die Augen aufschlägt.
O
wie traurig ist dieses Wiedersehn.
Die Stufen des Wahnsinns
in schwarzen Zimmern,
Die
Schatten der Alten unter der offenen Tür,
Da Helians Seele sich im rosigen
Spiegel beschaut
Und
Schnee und Aussatz von seiner Stirne trinken.
An den Wänden sind die
Sterne erloschen
Und
die weißen Gestalten des Lichts.
Dem Teppich entsteigt
Gebein der Gräber,
Das
Schweigen verfallener Kreuze am Hügel,
Des Weihrauchs Süße im purpurnen
Nachtwind.
O
ihr zerbrochenen Augen in schwarzen Mündern,
Da der Enkel in sanfter Umnachtung
Einsam dem dunkleren Ende
nachsinnt,
Der
stille Gott die blauen Lider über ihn senkt.
(von Georg Trakl)
Das plötzliche Land
duftet nach Zeder und
Zimt
Frei von Heimat und
gewohnten
Worten
ersteht es blindlings aus
dem Duft der Ahnung
Die Lenden seiner
Küsten
sind anfangblau
seine Firne sonnenblond
seine Städte allfarben
Mit
einmal sind Menschen da
üppige Zentauren Doppelwesen aus
Blumenhäuptern
und Fischleibern
Alle Geschöpfe sind
spontane Übergänge in der
sich
immerfort wandelnden Landschaft
Sie haben ein Muttermal
auf Stirn Blatt
und Flosse
einen Tropfen deines Bluts
Das plötzliche Land
duftet nach
Zeder und Zimt
(von Rose Ausländer)