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Freudig erregt und voller Hoffnung trat der Wiedehopf vor und stellte sich in
die Mitte der versammelten
Vögel. Das Ornament auf seiner Brust bezeugte,
daß er den Weg der spirituellen Erkenntnis beschritten hatte, der Federschopf
auf seinem Kopf symbolisierte die Krone der Wahrheit, und er kannte sowohl das
Gute als auch das Böse.
"Liebe Vögel ", begann er, "ich bin am göttlichen Kriege
beteiligt und ein Bote der unsichtbaren Welt. Ich kenne Gott und die Geheimnisse
der Schöpfung. Wer wie ich den Namen Gottes, Bismillah, auf dem Schnabel
trägt, muß viele verborgene Dinge wissen. Dennoch verbringe ich meine
Tage voller Unruhe und kümmere mich um niemanden, weil ich ganz und gar
in meiner Liebe zu dem König aufgehe. Ich kann mit Hilfe meines Instinkts
Wasser finden und kenne auch noch viele andere Gehimnisse. Ich spreche mit
Salomo
und bin der erste seiner Gefolgsleute. Erstaunlicherweise fragte oder suchte
er niemals nach denen, die sein Königreich verließen; doch als ich
einmal einen Tag lang nicht da war, schickte er seine Boten überallhin.
Daß er keinen Augenblick lang ohne mich sein konnte, ist ein ewiger Beweis
meines Wertes. Ich trug seine Briefe und war sein Vertrauter und Begleiter.
Der Vogel, nach dem der Prophet Salomo sucht, verdient eine Krone. Wie kann
ein Vogel, von dem Gott eine hohe Meinung hat, seine Federn im Staube schleifen
lassen? Jahrelang bin ich zu Wasser und zu Lande, über Berge und durch
Täler gereist. Zur Zeit der
Sintflut
legte ich eine ungeheure Strecke zurück, ich habe Salomo auf seinen Reisen
begleitet und die Grenzen der Welt ausgemessen.
Ich kenne meinen König wohl, doch allein kann ich mich nicht auf die Suche
nach ihm begeben. Legt eure Furchtsamkeit, euren Eigendünkel und euren
Unglauben ab, denn wer seinem eigenen Leben keine große Bedeutung beimißt,
der wird von sich selbst befreit; auf dem Wege seines Geliebten erlangt er Befreiung
von
Gut und Böse. Geht großzügig mit eurem leben um. Setzt eure
Füße auf den Weg und strebt freudig und raschen Schrittes dem Hof
des Königs entgegen. Wir haben einen wahren König, der hinter dem
Gebirge namens Qaf lebt. Er heißt Simurgh und ist der König der Vögel.
(...)
(aus
"Vogelgespräche" von Farid
ud-din Attar;
Ansata Verlag)