Storchenbotschaft
Des Schaefers sein Haus und das steht auf zwei Rad,
Steht hoch auf der Heiden,
so fruehe, wie spat;
Und wenn nur ein mancher so'n Nachtquartier haett!
Ein
Schaefer tauscht nicht mit dem Koenig sein Bett.
Und
kaem ihm zu Nacht auch was Seltsames vor,
Er betet sein Spruechel und legt
sich aufs Ohr;
Ein Geistlein, ein Hexlein,
so lustige Wicht,
Sie klopfen ihm wohl, doch er antwortet nicht.
Einmal
doch, da ward es ihm wirklich zu bunt:
Es knopert am Laden, es winselt der
Hund;
Nun ziehet mein Schaefer den Riegel - ei schau!
Da stehen
zwei
Stoerche, der Mann und die Frau.
Das Paerchen, es machet ein schoen Kompliment,
Es moechte gern reden, ach,
wenn es nur koennt!
Was will mir das Ziefer? - ist so was erhoert?
Doch
ist mir wohl froehliche Botschaft beschert.
Ihr
seid wohl dahinten zu Hause am Rhein?
Ihr habt wohl mein Maedel gebissen ins
Bein?
Nun weinet das Kind und die Mutter noch mehr,
Sie wuenschet den
Herzallerliebsten sich her?
Und wuenschet daneben die Taufe bestellt:
Ein Laemmlein,
ein Wuerstlein,
ein Beutelein Geld?
So sagt nur, ich kaem in zwei Tag' oder drei,
Und
gruesst mir mein Buebel und ruehrt ihm den Brei!
Doch halt! warum stellt ihr zu zweien
euch ein?
Es werden doch, hoff' ich, nicht Zwillinge sein? -
Da klappern die Stoerche im lustigsten Ton,
Sie nicken und knicksen und fliegen davon.
(von Eduard Mörike)