DAS NASHORN
Sich aller, die lebendig sind, erbarmen.
Nicht irgendeinem Unruh da bereiten,
Den Sohn nicht suchen, minder noch Genossen,
Allein nur wie das Nashorn mag
man wandern.
Aus Mitleid
mit Geliebten, treu Vertrauten,
Sein Heil vergisst man, angehangen, herzlich:
Muss Arg man also merken bei dem Bunde,
Allein nur wie das Nashorn mag man
wandern.
Ein Wild im Walde,
nirgendwo gefesselt,
Nach Willkür wie es schweift auf seiner Fährte:
Verständig
umgehn, eingedenk der
Freiheit,
Allein nur wie das Nashorn mag man wandern.
Den Heitern, wer ihn findet
als Gefährten,
Mit ihm zu wandern, wohlgeborgen weise:
Geklommen tapfer
über alle Klippen,
Gar fröhlich wandern mit ihm darf er munter.
Den Heitern, wer nicht findet als Gefährten,
Mit ihm zu wandern, wohlgeborgen,
weise:
Ein König, der sein Reich erobert aufgibt,
Allein nur wie das Nashorn
mag man wandern.
Fernab
im Rücken lassen Wohl und Wehe,
Was Frohsinn war, was Trübsinn einst erschienen:
So Gleichmut innig üben, Ruhe, Reinheit,
Allein nur wie das Nashorn mag
man wandern.
Dem Löwen gleich, den kein Gelärm verschüchtert,
Dem Winde
gleich, der nicht am Netze haftet,
Wie
Lotus,
den kein Tropfen kann beträufeln:
Allein nur wie das Nashorn mag man wandern.
Gleichwie der
Löwe, rachenstark
erstanden,
Der Tiere König
als ein Herrscher hinzieht,
Ein Lager einsam gern, entlegen aufsucht:
Allein
nur wie das Nashorn
mag man wandern.
Begegnet wird man, wird gesucht aus
Absicht,
Kann anders heute kaum Gefährten finden:
Auf sich da sehn im Schmutze hin die
Menschen,
Allein nur wie das Nashorn mag man wandern.
(aus: „Reden“ des Buddha, „Sammlung der Bruchstücke“)