An den Mond
Füllest wieder Busch und
Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele
ganz;
Breitest über mein
Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein
Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein
Herz
Froh und trüber Zeit
Wandle zwischen Freud und Schmerz
In der
Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber
Fluß!
Nimmer werd ich froh,
So verrauschte Scherz und
Kuß,
Und die
Treue so.
Ich besaß es doch
einmal,
Was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es
vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal
entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien
zu.
Wenn du in der
Winternacht
Wütend überschwillst,
Oder um die Frühlingspracht
Junger
Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der
Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem
genießt
Was, von Menschen nicht
gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das
Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
(von Goethe)