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Der Hund sitzt aufrecht vor ihm, läßt die Zunge heraushängen, keucht kurz und
laut und sieht ihm zu. Und als der Jäger fertig ist und die Flinte wieder zur
Hand nimmt, halten sie ein Gespräch, von dem kein Zeuge ein Wort vernommen hätte,
wenn es auch statt eines toten ein lebendiger gewesen wäre.
«Weißt du, für wen das Blei gehört?»
«Ich kann es mir denken.»
«Deserteur, Kalfakter,
pflicht-
und treuvergessene Kanaille!»
«Ja, Herr, jawohl.»
«Du warst meine Freude. Jetzt ist's vorbei. Ich habe keine Freude mehr an dir.»
«Begreiflich, Herr», und Krambambuli legte sich hin, drückte den Kopf auf die
ausgestreckten Vorderpfoten und sah den Jäger an.
Ja, hätte das verdammte Vieh ihn nur nicht angesehen! Da würde er ein rasches
Ende gemacht und sich und dem Hunde viel Pein erspart haben. Aber so geht's
nicht! Wer könnte ein Geschöpf niederknallen, das einen so ansieht? Herr Hopp
murmelt ein halbes Dutzend
Flüche
zwischen den Zähnen, einer gotteslästerlicher als der andre, hängt die Flinte
wieder um, nimmt dem Raubschützen noch die jungen
Hasen
ab und
geht.
Der Hund folgte ihm mit den Augen, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war,
stand dann auf, und sein mark- und beinerschütterndes Wehgeheul durchdrang den
Wald. Ein paarmal drehte er sich im Kreise und setzte sich wieder aufrecht neben
den Toten hin.
(...)
(aus "Krambambuli"
von
Marie von Ebner-Eschenbach; 1830-1916)
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