(...)
Er nahm die pflanze und zog sie heraus, obwohl sie ihn stach,
schnitt sich die schweren steine von den füßen,
und
die wellen warfen ihn wieder ans meeresufer zurück.
Da sagte Gilgamesh
zu ihm, zu Ur-shanabi dem fährmann:
Diese pflanze, Ur-shanabi, ist
das heilmittel
gegen die todesangst,
durch sie erhält
ein mann wieder seine lebenskraft zurück.
Ich werde sie mit nach Uruk-dem-Schafpferch
nehmen
und sie einem greis zu essen geben, um sie an ihm auszuprobieren!
Ihr name soll
'Als
Greis Wird Der Mensch Wieder Jung' sein;
dann werde ich sie
selber essen und meine jugend zurückerlangen.
Nach
hundertzwanzig meilen brachen sie das brot,
nach hundertachtzig meilen schlugen
sie das nachtlager auf.
Gilgamesh fand einen teich, dessen wasser kühl
war,
und er sprang hinein, um im wasser zu baden.
Der
duft der pflanze lockte eine schlange an;
sie schlängelte sich lautlos
heran, packte die pflanze
und als sie sich mit ihr davonstahl, warf sie die
haut ab.
Da setzte sich
Gilgamesh hin und weinte,
daß ihm die tränen über die wangen
rannen,
und er sagte zu ihm, zu Ur-shanabi dem fährmann:
Wer von den meinen, Ur-shanabi,
hat nun etwas davon,
daß sich meine arme so anstrengten,
Wer von den meinen hat nun etwas davon, daß mein herz ausgeblutet ist?
Nicht einmal mir selbst habe ich damit gutes getan;
der schlange,
dem löwen
der erde, tat ich einen gefallen! (...)
(aus
dem Gilgamesh-Epos;
übersetzt von Raoul Schrott)