(...)
Schließlich aber, als wir eines Tages mitten dahinfuhren
über das tosende Meer mit den brandenden Wogen ringsumher,
begann plötzlich der Kapitän, der von Bord des
Schiffes über das Meer hin Ausschau hielt, sich ins Gesicht zu
schlagen; rasch gab er den Befehl, die Segel zu reffen und die Anker
auszuwerfen, und dabei raufte er sich den Bart und zerriss sich die
Kleider und stieß einen lauten Schrei aus. Wir riefen:
"Kapitän, was gibt es?" Und er antwortete: "Ihr Reisenden,
Gott sei euch gnädig! Der Wind ist Herr über uns
geworden und hat uns mitten im
Meere
aus der Richtung getrieben, und das Geschick hat uns zu
unserem Unheil an den Berg der Haarigen verschlagen; das sind Wesen,
die den Affen gleichen, und noch nie ist jemand, der dorthin gelangte,
mit dem Leben davongekommen. Mein Herz ahnt, dass wir alle des Todes
sind." Und kaum hatte der Kapitän zu Ende gesprochen, da kamen
auch schon die Affen und umringten das Schiff von allen Seiten; eine
ungeheure Menge von ihnen wimmelte alsbald wie ein Heuschreckenschwarm
an Bord und am Lande. Wir fürchteten aber, sie
würden, wenn wir einen von ihnen töteten oder
schlügen oder verjagten, uns totbeißen, da sie in so
gewaltiger Menge waren; denn die Überzahl siegt über
die Tapferkeit. So standen wir denn untätig da, obwohl wir
besorgt waren, dass sie unser Hab und Gut rauben würden. Es
waren die hässlichsten Tiere, die es gibt; Haare hatten sie
wie von schwarzem Filz, und sie
sahen fürchterlich aus, und niemand verstand ein
Wort von dem, was sie sagten. Sonst scheuen sie den Menschen, sie, die
Bestien mit den gelben Augen, den schwarzen Gesichtern und der kleinen
Gestalt, die bei keinem von ihnen mehr als vier Spannen hoch ist. Jetzt
aber kletterten sie an den Ankertauen hoch, zerrissen sie mit ihren
Zähnen und zerbissen auch alle anderen Taue des Schiffes; da
trieb es vor dem Winde her und
strandete an ihrer Felsenküste. Als es dort an ihrem Strande
lag, ergriffen sie alle die Kaufleute und Reisenden und schleppten sie
auf die
Insel.
Dann nahmen sie das Schiff mit allem, was darinnen war, zogen ihrer
Wege und ließen uns auf der Insel zurück. Das Schiff
entschwand unseren Augen, und wir wussten nicht, wohin sie damit
fuhren.
(...)
(Aus "Sindbad der
Seefahrer"; anonymer Schriftsteller im Bagdad des
11. oder 12. Jahrhunderts)
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