(...) In der Luft kreisten mehrere weißschwänzige Seeadler. Einer von ihnen schoss plötzlich in der Nähe des Flusses steil hinab. Ich pirschte vorsichtig durch das Gras zum Ufer hin. Der Adler setzte sich auf die Kiesel nahe am Wasser und beobachtete einige Krähen, die sich am Fisch gütlich taten. Der Adler scheuchte sie weg. Die Krähen versuchten zwar anfangs, Widerstand zu leisten, aber, nachdem sie einige kräftige Hiebe mit dem Schnabel erhalten hatten, gaben sie ihren Platz auf und flogen fort. Dann begann der Adler zu fischen. Er ging direkt ins Wasser, bis es ihm über Schwanz und Flügel reichte, und hüpfte darin umher. Es verging kaum eine Minute, da hatte er schon einen Fisch gefangen, schleppte ihn ans Ufer und fraß ihn gleich auf. Gesättigt erhob sich der gefiederte Räuber wieder in die Lüfte. Gleich schlossen sich ihm zwei weitere Seeadler an. Dann begannen sie, gleichmäßige Kreise zu ziehen. Sie jagten einander nicht, sondern schwebten ruhig in verschiedenen Ebenen, sich höher und höher in das grenzenlose Blau des Himmels windend. Bald waren sie zu winzigen Pünktchen geronnen, kaum noch erkennbar, und als mein Blick einmal kurz von ihnen abgelenkt war, konnte ich sie nicht mehr wieder finden. (...)
(Aus "Der Taigajäger Dersu Usala" von Wladimir Arsenjew; 1872-1930)