Weihnachten

Weihnachten [zu mittelhochdeutsch ze wihen nahten "in den heiligen Nächten"], Weihnachtsfest, Christfest, lateinisch Nativitatis Domini, Natalis Domini, eines der Hauptfeste im Kirchenjahr, bei dem die Geburt Jesu gefeiert wird. Es wurde seit dem 4. Jahrhundert (erstmals 336 in Rom) am 25.12. gefeiert, die Gründe für die Festlegung auf diesen Tag sind jedoch nicht eindeutig. Einige Quellen des 3. Jahrhunderts "errechneten" den 25.12. als tatsächlichen Geburtstag Jesu unter Annahme des 25.3. als Tag seiner Empfängnis. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Weihnachten dem am gleichen Tag begangenen römischen Staatsfest der Geburt des unbesiegbaren Sonnengottes Sol invictus - dieses im christlichen Sinne umdeutend - gegenübergestellt wurde, sodass die Tradition von Weihnachten wohl in die 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts zurückreicht.

Besonders im Westen löste Weihnachten schon bald das ältere Fest Epiphanie ab, das als Geburtsfest Jesu heute nur noch in der armenischen Kirche begangen wird, und verbreitete sich rasch. Seit dem 5. Jahrhundert wurde Weihnachten mit einer Zeit der Vorbereitung verbunden (Advent). Im 6./7. Jahrhundert entstand im Westen die seither in der katholischen Kirche bewahrte Tradition, Weihnachten mit drei Messen zu feiern: in der Nacht vor dem Weihnachtstag mit der Christmette (Missa in nocte), am Morgen des Weihnachtstages mit der Hirtenmesse (Missa in aurora) und am Weihnachtstag selbst mit der eigentlichen Festmesse (Missa in die). Im Brauchtum verlagerte sich die Weihnachtsfeier zunehmend auf die Weihnachtsvigil, den Abend des 24.12. (Christnacht, Heiliger Abend, Heilige Nacht).

Brauchtum: Alte Tradition am Heiligen Abend ist der Besuch der mitternächtlichen Christmette, die auch im evangelischen Bereich beibehalten wurde. Seit dem 15. Jahrhundert im kirchlichen, nach 1600 im häuslichen Bereich ist die Weihnachtskrippe als Darstellung der Geschehnisse um die Geburt Christi nachgewiesen.

Im Mittelalter spielten zunächst noch Jahresanfangsbräuche und Wintersonnwendriten aus vorchristlicher Zeit im außerkirchlichen Brauchwesen eine wichtige Rolle. Erst im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit entwickelten sich besondere, auf das Fest der Geburt Christi bezogene Brauchformen.

Die häusliche Weihnachtsfeier mit der Bescherung der Kinder bildete sich im 16. Jahrhundert in der sozialen Oberschicht evangelischer Gebiete aus: Hier sollte das "Christkind" die Menschen beschenken und nicht, wie in katholischen Gebieten, der Nikolaus. Auf dem Land hat sich die gabenreiche Weihnachtsfeier erst um 1900 eingebürgert. Gabenbringer wurde der nun weltliche Weihnachtsmann. Bereichert wurde die evangelische Hausfeier durch das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern, danach durch szenische Spiele (Weihnachts-, Krippenspiele) und schließlich durch den Weihnachtsbaum, der zum zentralen Sinnbild für Weihnachten wurde.

Jedes Land hat seine eigenen Weihnachtsbräuche entwickelt. So werden Geschenke u.a. in Nordeuropa am 6.12. vom Heiligen Nikolaus (Julbock) und am 25.12. vom "Jultomte" (Kobold) gebracht, am 6.1. (Dreikönigstag) in Spanien und Lateinamerika von den Heiligen Drei Königen, in Italien von der Hexe Befana. In der Sowjetunion feierte man lange das "Jolka"- bzw. Neujahrsfest, wobei "Großväterchen Frost" (russisch Ded Moros) und seine "Enkelin" Snegurotschka (Schneewittchen) Geschenke verteilten.


(Aus "Der Brockhaus Religionen")