Prahalad C. K. / Ramaswamy Venkat: "Die Zukunft des Wettbewerbs"
Einzigartige Werte mit dem Kunden gemeinsam schaffen
Soeben war die Cannes-Rolle im
österreichischen Fernsehen zu sehen. Man zeigt dort die angeblich besten
Werbefilme. Der Werbefilm ist somit zum Kunstobjekt geworden. Der Werbefilm
unterhält, vermittelt Gefühle, Eindrücke und manchmal auch ein wenig Information.
Wer darauf geachtet hat, dem ist aufgefallen, dass bei den besten Filmen oftmals
nicht klar wurde, für wen oder wofür dieser Werbefilm steht. D. h., der Werbefilm
verfehlt heute oft sein Ziel, denn er wirbt nicht mehr. Er ist zu einem Kunstobjekt
geworden, und so gefällt er oft, oder er informiert noch, aber dann gefällt
er selten. Der Werbefilm steht somit stellvertretend für die Werbebranche und
auch gleichzeitig für deren bevorstehendes Ende. Denn Werbekonzepte sind keine
Konzepte für die Zukunft mehr. Vormals sollte die Werbung helfen, den Umsatz
bestimmter Produkte oder Dienstleistungen zu erhöhen. Große Firmen, die heute
noch auf diese Konzepte setzen, werden einsehen müssen, dass dieser Weg nicht
mehr den erwünschten Erfolg bringt. Neue Konzepte stehen an, auch für die großen
Unternehmen.
Diesem Thema haben sich C. K. Prahalad und Venkat Ramaswamy in ihrem Buch "Die
Zukunft des Wettbewerbs - Einzigartige Werte mit dem Kunden gemeinsam schaffen"
gewidmet. Prahalad hält die Harvey-C.-Fruehauf-Professur für Business Administration
an der University of Michigan Business School und Ramaswamy hat die Professur
für Marketing an derselben Universität inne. Den Autoren ist es wichtig, aus
den alten Bahnen auszubrechen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und neue
zu entdecken. Dabei klingt ihr Konzept denkbar einfach. Wie es bereits im Titel
steht, geht es darum, mit dem Kunden gemeinsam einzigartige Werte zu schaffen.
Sie setzen ihren Schwerpunkt auf den Kunden, der viel zu lange viel zu sehr
vernachlässigt worden ist.
Viel zu selten werden wir als Kunden gefragt, was wir möchten. Meist werden
Produkte entworfen und über Werbung wird versucht, die Akzeptanz für diese zu
steigern. Kaum jemals werden Produkte mit dem Kunden gemeinsam entworfen. Dies
gilt natürlich weniger für kleine Unternehmen. Sehen wir uns eine Tischlerei
an. Der Kunde kommt zum Tischler und äußert den Wunsch nach einer Kücheneinrichtung.
Der Tischler wird ihn daraufhin fragen, ob er schon gewisse Vorstellungen hat,
er ein bestimmtes Holz bevorzugt, wie der Raum aussieht, welche Geräte eingebaut
werden sollen und so weiter. Der Kunde wird somit von Anfang an in den Prozess
der Produktschöpfung miteinbezogen. Somit schaffen der Tischler und der Kunde
gemeinsam einen einzigartigen Wert, eine Küche, wie es sie nur einmal gibt,
eine Küche, die nahezu alle Bedürfnisse des Kunden erfüllen kann. Große Möbelhäuser
bieten heute bereits Baukastensysteme für Küchen an, durch die es größere Gestaltungsmöglichkeiten
gibt. Jedoch wird die einzige Information über die Kundenwünsche in Form der
verkauften Einzelteile rückgemeldet. Die Manager der Möbelhäuser
wissen also, was bevorzugt gekauft wird, aber nicht was die Kunden optimalerweise
brauchen oder wünschen. Prahalad und Ramaswamy beschäftigen sich damit, welche
Kommunikationswege und -möglichkeiten es für größere Firmen und deren Manager
geben könnte und bereits gibt, an eben diese Kundeninformation zu kommen und
sie produktiv in den Schöpfungsprozess einzubauen.
Die Autoren versuchen, bereits Vorhandenes für große Firmen tauglich zu machen
und führen dabei viele Beispiele aus der Wirtschaftswelt an. Ob allerdings dieses
Buch trotz seiner innovativen Idee als Lektüre für Manager geeignet ist, sei
bezweifelt. Denn gar sehr steht die Sprache der
Wissenschaft, die Sprache der
Universität, die nicht leicht leserlich, sondern streckenweise sehr mühsam ist,
im Vordergrund.
(Dr. Hans-Peter Oberdorfer; 09/2004)
Prahalad C. K. / Ramaswamy
Venkat: "Die Zukunft des Wettbewerbs"
Aus dem Englischen von Sabine
Schilasky.
Linde, 2004. 368 Seiten.
ISBN 3-7093-0039-8.
ca. EUR 29,80.
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