Karol Wojtyla: "Die Jugendgedichte des Papstes"


"Seele, slawische Seele! ..."

Wie der Buchtitel bereits verrät, handelt es sich bei diesem Band um eine Auswahl früher Gedichte sowie poetischer Prosa der Jahre 1938, 1939 und 1940 aus der Feder von Karol Wojtyla in der Übersetzung des polnischen Priesters Blasius Chudoba.
Auf Wunsch des Autors wurde das Buch mit Fotos des 1942 in Krakau geborenen Adam Bujak, der auch den ersten Bildband "Piesn o Bogu ukrytym" mitgestaltet hat, illustriert. So treffen stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen, Bilder von Bauwerken, Heiligenstatuen und Naturimpressionen in schönster Harmonie mit Abbildungen des Heiligen Vaters zusammen.

Zu den Texten: Unzweifelhaft ist es eine anspruchsvolle Aufgabe, Lyrik zu übersetzen. In diesem speziellen Fall ergibt sich ein zusätzlicher Reiz aufgrund der Bedeutung der Person des Autors für die katholische Welt. Dass just ein Priester Gedichte aus einer Zeit, als die priesterliche Berufung des Karol Wojtyla noch nicht entschieden war übersetzt hat, verleiht dem vorliegenden Werk eine weitere besondere Note.

Der Autor bewegt sich in der Weite seines durchgeistigten Umfelds und beschreibt seine Eindrücke empfindsam und aufmerksam, hingebungsvoll und liebevoll. Er vermittelt ein intensives Gefühl für die polnische Heimat, ihre Landschaften und Einwohner, das gesellschaftliche Gefüge und das Wirken Gottes in der Schönheit dieser Welt.
Sich auf die Texte einzulassen heißt, auf sanfte Weise in tiefe Regionen des Menschseins geleitet zu werden. Frei von Zweifeln und Misstrauen, denn immerhin ist es der Papst, der den Weg zeigt!

So möge der Autor selbst mit zwei Auszügen aus "Das Wort: Logos" das Schlusswort haben:

XV

Ich höre die abendlichen Geheimnisse der Bäche,
still sind die Worte, die zu den Sternen schauen.
Man muss die Worte in Mondvisionen verwandeln,
die sich in den Lorbeerkranz der Seele einflechten,
die vielleicht Anklage erheben.
Weil heute jeder die Geschichte seiner Schmerzen
erzählen kann, die blutende Rhapsodie
und das Schicksal seiner Nächsten und das eigene.

XXVII

Der Abend beschenkt mich
mit den Geheimnissen der Wälder,
der abendliche Wind bringt mir Gedanken.
Die Visionen der Menschheit in Ketten geschlagen,
und die heiligste Wahrheit über das Wort,
das die Liebe und die Befreiung ist,
die Sehnsucht des bedrückten Menschen.
Ich schließe das Gebetsbuch in eiserne Klammern,
die Überlegungen über das Wort.

(kre; 02/2001)


Karol Wojtyla: "Die Jugendgedichte des Papstes"
Styria Verlag, 2000. 126 Seiten Text, 24 Fotos von Adam Bujak.
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