Ulrich Beck: "Weltrisikogesellschaft"
Der
Soziologe Ulrich Beck veröffentlichte unter anderem bereits
1986 ein Buch mit dem Titel "Risikogesellschaft". Im März 2007
aktualisierte Beck sein Werk durch den Titel "Weltrisikogesellschaft",
das als 439-seitiges gebundenes Buch im Suhrkamp-Verlag erschien.
Prof. Dr. Ulrich Beck befasst sich im Rahmen dieses Titels einmal mehr
mit dem gesellschaftlichen Wandel, der Globalisierung (beim neuen
Buchtitel entsprechend verstärkt zu erkennen) und den Folgen
dieser Entwicklungen. Hierbei ist er bekannt dafür,
eingängige Aussagen zu treffen und neue Begriffe zu
prägen, wofür er 1999 mit dem Cicero-Rednerpreis und
2005 mit dem Schader-Preis ausgezeichnet wurde.
In "Weltrisikogesellschaft" zeigt sich Becks Eingängigkeit vor
allem durch Wiederholungen, wobei klassische Konzepte verwendet werden:
Ein Thema taucht in der Einleitung auf, im Schlussteil, in einer
Zusammenfassung sowie in einem oder mehreren Kapiteln in
verstärktem Maße.
Diese Wiederholungen sorgen allerdings nicht allein für die
Eingängigkeit von Aussagen, sondern erleichtert auch das
Verständnis. Dies ist bei "Weltrisikogesellschaft" ein nicht
zu unterschätzender Punkt, denn Beck spielt seine
Bälle auf durchgängig hohem Niveau aus.
So werden Soziologen, Philosophen, Wirtschaftswissenschaftler und
Politiker beispielsweise wohl aus ihrem eigenen Fachbereich heraus
wenige Schwierigkeiten haben, Becks Thesen und Erläuterungen
zu folgen, doch außerhalb dieser Disziplinen gestaltet sich
die Lektüre auch für gesellschaftspolitisch
interessierte Leser stellenweise eher schwierig.
Was genau ist aber nun eine Weltrisikogesellschaft überhaupt?
Beck unterscheidet in seinem Werk verschiedene Aspekte und
lässt den Leser keineswegs darüber im Unklaren, dass
durch die Vermischung "alter" Risiken (wie etwa Kriegen),
Naturkatastrophen (wie etwa Erdbeben) und neuer Risiken
(Selbstmordattentate und
Klimakatastrophen beispielsweise)
unberechenbare Szenarien entstehen können. So liegt es
vielmehr in Becks Interesse, die bisherige Risikosoziologie durch die
Globalisierungsperspektive, die Inszenierungsperspektive und die
Vergleichsperspektive von ökologischen, ökonomischen
und terroristischen Globalrisiken zu ergänzen.
Die dazu nötigen Ergänzungen wie die Differenzierung
zwischen Risiko und Katastrophe sowie zwischen Nebenfolgenkatastrophen
und intendierten Katastrophen sind dabei ebenso Themen des Buches wie
die genauere Betrachtung von Definitions- beziehungsweise
Herrschaftsverhältnissen und die Frage nach dem Realismus
inszenierter Risiken, die wiederum eine Betrachtung von Realismus und
Konstruktivismus nach sich zieht. Bei aller Theorie und allen Thesen
bleiben Perspektiven bei diesem Buchtitel zwar ein wenig im
Hintergrund, sind aber durchaus gegeben.
Es ist anzunehmen, dass auch dieser Titel Becks intensiv diskutiert
werden wird. Vieles in diesem Buch entspricht dem, was Beck bislang
auch schon propagierte, vieles andere findet sich in eher relativierter
oder ergänzter Form. Beck gilt als einer der bekanntesten
Soziologen der heutigen Zeit, und so haben seine in diesem Buch
gedruckten Worte durchaus einiges Gewicht. Eine konkrete Bewertung der
Inhalte ad hoc ist an dieser Stelle nicht möglich und wird
wohl viel eher in den kommenden Jahren die wissenschaftlichen
Disziplinen (weiterhin) beschäftigen.
Anzumerken ist jedoch, dass sich dieses Buch in erster Linie an einen
wissenschaftlich orientierten Leserkreis der vorgenannten Disziplinen
richtet und auch, dass der philosophische Anteil in diesem Werk
vorherrscht. Vieles wird erkannt, beim Namen genannt, zueinander in
Bezug gesetzt, mögliche Wege werden aufgezeigt - doch
letztlich verbleibt alles primär in der Theorie und bietet
wenig Handfestes.
(Tanja Elskamp; 04/2007)
Ulrich
Beck: "Weltrisikogesellschaft"
Suhrkamp, 2007. 439 Seiten.
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