Bruno Jaschke: "Fürchtet euch nicht"
24 Geschichten zu Weihnachten
Wer sich die Vorweihnachtszeit
literarisch versüßen möchte, ist mit diesem Buch gut bedient. Sein Inhalt
umfasst 24 kurze Geschichten rund um das Fest der Liebe - für jeden Tag
eine.
Doch wer glaubt, bei diesem literarischen Adventkalender handle es
sich um die üblichen sentimentalen, rührseligen Ausführungen eines
Weihnachtsfetischisten, der liegt mit seiner Annahme falsch. Der Autor versteht
es Besinnlichkeit zu vermitteln oder besser gesagt zur Besinnung zu
bringen.
Manche Geschichten muten sich auf den ersten Blick vielleicht etwas
übertrieben oder seltsam an, doch bei differenzierter Betrachtung und genauerem
Durchforschen des eigenen Gewissens erkennt man sich in der einen oder anderen
Episode selbst wieder.
Wem ergeht es nicht so wie Familie Larousse, die
jedes Jahr mit Tante Ingas selbstgebackenen, zu den Ohren rausstaubenden
Vanillekipferln
beglückt wird? Wer hetzt nicht in letzter Minute durch das Einkaufszentrum um
ausständige Geschenke für jene Undankbaren, die sich seine Freunde schimpfen, zu
besorgen? Oder wessen Kindheitserinnerungen an den Heiligen Abend spielen sich
nicht vor dem Fernsehbildschirm ab, während hingegen die gestresste Mutter der
Weihnachtsgans "den letzten Rest verpasst" und sich nach der Bescherung völlig
erschöpft auf das Sofa fallen lässt? Wer glaubt, als Einziger Geschenke der
abscheulich-kitschigen Art zu erhalten?
Von der Entlarvung der falsch
singenden Oma Josefa unterm
Tannenbaum bis hin
zur dringenden parlamentarischen Budgetdebatte eines Ehepaars anlässlich der
bevorstehenden Weihnachtseinkäufe ist alles dabei. Bruno Jaschke hat nichts
ausgelassen.
Was er hier aufzeigt, sind nackte Wahrheiten umhüllt mit
weihnachtlichem Flair. Auch vor der Schilderung von eigentlichen Tabuthemen
schreckt er nicht zurück. Da wäre zum Beispiel die Geschichte eines Vaters, der
einen "Peacemaker, Kaliber 45 mit Sheriffstern auf dem Holzgriff" auf seinen
Wunschzettel setzte. Welchen er dann gleich zur Bescherung vor den Augen seiner
beiden Kleinkinder einweihte und woraufhin diese einen Schock fürs Leben bekamen
und mit Angstzuständen fertig werden müssen. Oder da hätten wir noch die
Gewalttätigkeit betrunkener Ehemänner ihren Frauen gegenüber. Aber auch Völlerei und Einsamkeit
finden Eingang.
All jene, die sich einmal anders auf das Weihnachtsfest
vorbereiten oder einfach zum Nachdenken angehalten werden wollen, liegen mit
diesem Buch genau richtig. Außerdem empfehle ich es als ideales
Weihnachtsgeschenk für kritische Freunde!
"Fürchtet Euch nicht" ist
einerseits vorweihnachtliche humoristische Unterhaltungsliteratur aber
andererseits beinharte Kritik an der Gesellschaft. Jede Seite des Buches besitzt
einen ironischen Beigeschmack, viel mehr noch einen scharf kritisierenden
Unterton, jedoch ohne dem Leser dabei jemals zu nahe zu treten oder ihn
bloßzustellen. Verpackt in humoristische Anekdoten hält der Autor uns einen
Spiegel vor und provoziert die Selbstreflexion.
Ein paar Wenige werden
meinen, es sei unangebracht mit manch derben Ausdrucksweisen auf
das
Weihnachtsfest einzustimmen, aber ich denke es ist an der Zeit, die
Gesellschaft endlich wieder zur Besinnung zu rufen. Wenn es sein muss, in einer
Sprache, die sie versteht.
(NiNanu; 11/2004)
Bruno Jaschke: "Fürchtet euch
nicht"
Illustriert von der Künstlerin
Tamara Starl-Latour.
Edition Innsalz, 2004. 123 Seiten.
ISBN
3-900050-22-8.
ca. EUR 18,-.
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Bruno Jaschke wurde 1958 in Irdning
geboren. Er lebt und arbeitet als freier Journalist und Autor in
Wien.
Ein weiteres Buch des Autors:
"In Wahrheit ist es würdig
und recht"
Welch Mühsal sich doch bisweilen an die Fersen eines
verdienstvollen Gerechten heften kann, darüber könnte man einen Roman schreiben.
Genau das geschieht in diesem Buch.
Der Herausgeber ist ein durch schier
unendlich lange Lebensjahre erfahrener, mächtiger Mann. Gar will uns anmuten, es
gebe nur noch einen, der noch erfahrener und mächtiger ist als er. Und der ist
nicht von dieser Welt. Der Herausgeber hat beruflich täglich mit tausenden und
abertausenden Menschen verschiedenster Rangstufen zu tun, im Privatbereich aber
außer seinem Chauffeur und seiner Magd niemanden um sich. Der Herausgeber hat
einen Hund. Der
Hund ist nicht nur sein einziger, sondern auch sein Einziges. Nichts macht ihn,
der im Leben alles und noch mehr erreicht hat, glücklicher, als einfach nur
seinen Hund zu streicheln. Man könnte das Leben des Herausgebers mit doppelter
Berechtigung als Hundeleben bezeichnen. (Edition Innsalz)
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