Renate Ufermann: "Jagdgründe"

Niederrhein-Krimi 8

Eine Gruppe von Menschen, die in geordneten Verhältnissen leben und sich alle untereinander mehr oder weniger gut kennen, wird in einen Mordfall verstrickt. Ist einer von ihnen der Mörder? Oder haben wirtschaftliche Interessengruppen die Hand im Spiel? Kommissar Breitfeld von der Kripo Wesel, die auch für den Tatort Moers zuständig ist, begibt sich auf komplizierte Spurensuche.


Dies ist achte Krimi in der Niederrhein-Krimi-Serie des Emons-Verlags und gleichzeitig Renate Ufermanns erster Roman in dieser Reihe. Ihre vorhergehenden Werke sind "Normalwerte", "Wenn die Sonne durch eine Glasscherbe fällt..." und "Die Rosenbucht" Außerdem hat sie verschiedentlich in Anthologien veröffentlicht, wie unter anderem in "Mord vor Ort II" (bei Emons erschienen). Die 1941 geborene Autorin Renate Ufermann, eine ehemalige Lehrerin, lebt in Moers, weswegen ihr die Gegend, über die sie schreibt, sehr vertraut ist.

Vertrautheit und das Wissen über die Menschen in der Nachbarschaft ist etwas, das die meisten Menschen bei denen, die auf dem Lande oder in ländlicher Umgebung wohnen, vermuten und was Einige als reizvoll und Andere als abschreckend empfinden. Das Leben in der großen Stadt scheint viel gefährlicher zu sein, denn hier kennt man sich und passt aufeinander auf, und irgendwie gibt es auch keine wirklichen Geheimnisse vor einander. So weit die allgemein vertretene Theorie, der auch Felix Nagels anhängt, der als Witwer immer noch in einem guten Verhältnis mit seiner erfolgreichen Tochter Sabine und ihrem Mann David lebt. Seine Hauptsorge gilt eigentlich heute dem Erhalt der örtlichen Bibliothek und der Unberührtheit der Umgebung, wogegen ein Nachbar, der Felix' altes Grundstück gekauft hat, anscheinend verstoßen möchte. Er will seinen Reitstall vergrößern und eine Traberbahn einrichten, wozu er einen Weg abändern müsste, über den Felix und David auf ihren jährlichen Jagdausflügen immer gehen. Anfänglich der Idee zugeneigt, wird David von seiner Frau und ihrem Vater immer mehr - wenn auch fast unmerklich - dazu bewegt, diesem Plan nicht zuzustimmen.

Als Felix an einem regnerischen Abend seine Tochter nach einer Reifenpanne nach Hause bringt, finden sie David erschossen in seinem Arbeitszimmer auf. Felix' Verdacht richtet sich primär gegen den Nachbarn, Schürmann, - auch weil ein ablehnender Brief zu seinen Plänen angefangen auf Davids Schreibtisch liegt. Aber dem ankommenden Kommissar Breitfeld erzählt Felix auch von einem anderen Verdacht, denn David hat sich mit einem möglichen Umweltskandal beschäftigt. Breitfeld hat also einiges an Arbeit vor sich und muss nun beginnen, in die Leben vieler Menschen einzugreifen, die mehr oder weniger mit diesem Fall zu tun haben könnten. Währenddessen beginnt Felix eine zögerliche Beziehung mit einer jungen Lehrerin, die er bei einer Vernissage seiner Tochter kennen gelernt hat. Dabei erfährt er viele Dinge, die die Menschen am Niederrhein, die sich einander gut zu kennen glaubten, eben nicht von einander wussten, und seine Ermittlungen gehen immer wieder in andere Richtungen, bevor sie schließlich an einer ganz unerwarteten Stelle ihren Abschluss finden.

Psychologisch sehr feinfühlig erzählt und im Aufbau komplex gehalten, ist dies sicherlich der bisher ansprechendste Niederrhein-Krimi in dieser Reihe, der ganz auf Typenzeichnung und komische Figuren mit hohem Wiedererkennungswert verzichtet und gerade dadurch den Menschen in dieser Region wirklich gerecht wird.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2003)


Renate Ufermann: "Jagdgründe"
Emons, 2003. 192 Seiten.
ISBN 3-89705-287-3.

ca. EUR 9,-.
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