Norman Spinrad: "Die Transformation"


Dies ist der Roman eines Mannes, der es liebt, mit seinen Werken Skandale zu erzeugen ("Der stählerne Traum" und "Champion Jack Barron"), und im Rahmen des SF- und ST-Fandom wird er sich mit diesem Werk bestimmt einige Feinde machen. Weswegen er so direkt nach unserer letzten großen Con sicherlich ein passendes Werk für uns sein kann ... 

"Transformation" ist der Titel eines Romans aus den späten 1960er  frühen 1970er-Jahren und wurde von dem Autoren Dexter Lampkin in Anlehnung an "Fremder in einem fremden Land" und einen Vortrag von Phil José Farmer geschrieben. Mit diesem Werk wollte Dex damals dazu beitragen, die Welt vor der Vernichtung durch die menschliche Dummheit zu retten. Nun  zu Beginn des 21. Jahrhunderts und weitestgehend glücklich verheiratet, besucht er immer noch regelmäßig Treffen seiner alten Fans  die Transformalisten - und geht regelmäßig auf SF-Conventions, die er mehr und mehr hasst. Woran in seinen Augen in nicht zu verachtendem Maße die Fans schuld sind. 

Amanda Robin ist  tja, alles Mögliche, aber in erster Linie eine New-Agerin der aufgeklärteren Art, die aber immer noch ihren Platz in der Welt sucht. Und dabei beständig Leuten zu helfen versucht, ihren eigenen Weg zu finden, eine befriedigende und lukrative Arbeit.  

Texas Jimmy Balaban ist ein Manager für Standup-Comedians und hat bisher noch nie den richtig Erfolg versprechenden Klienten gefunden. Auch bei der Suche nach Ehefrauen war er bisher nur unterdurchschnittlich erfolgreich, weswegen er auf der Flucht vor den Detektiven seiner aktuellen Frau mit einer jungen Dame in einem Hotel absteigt, das ihm als Abendvorführung eine Reihe sehr unkomischer Komiker vorstellt. Bis Ralf auftritt. Ralf ist auch schlecht, aber er hat irgendetwas, das Jimmys Interesse weckt, und so holt er ihn an seinen Tisch, nur um zu erfahren, dass dieser Ralf von sich behauptet, ein erfolgloser Komiker aus dem 23. Jahrhundert zu sein, in dem es der Menschheit gelungen ist, die Biosphäre der Erde stark an die Verhältnisse der Venus anzupassen und die wenigen Überlebenden in umgebauten, voll klimatisierten Einkaufszentren ihr Leben fristen mit recycelter Luft, recyceltem Wasser und recycelter Nahrung  - (wer jetzt denkt, dass dies ein Scheißleben ist, weiß gar nicht, wie Recht er oder sie hat). Ralf wurde zurück geschickt um mit flachen Witzen die Menschheit zur Umkehr zu bewegen. Jimmy findet diese Masche interessant und versucht diese in Ralfs Namen zu vermarkten. Da er allerdings Ralfs Manieren irritierend findet, stellt er Amanda als Persönlichkeitscoach an, und als er schließlich die Möglichkeit bekommt, eine Fernsehsendung mit ihm zu machen, stellt er außerdem Dex als Produktionsleiter an. Und die größte Show seit Jesus von Nazareth und Elvis aus Memphis beginnt die amerikanischen Zuschauer zu erobern.

Gleichzeitig beginnt der lange Weg einer jungen Dame namens Lotter-Lotte nach unten. Als Tochter einer ehemaligen Edelprostituierten und jetzigen alkoholisierten Couchpotato arbeitet sie sich über ein Drogenproblem von der Küche einer New Yorker Burgerbude, über Beschaffungsprostitution, Kleindiebstähle und ähnliches immer weiter nach unten, bis sie schließlich ihre Schlafstätten erst in Pappkartons, dann in der Metro und schließlich noch weiter in den Eingeweiden der Stadt New York suchen muss, wo sie dann allerdings eine Begegnung hat, die ihr Leben und ihr Sein grundlegend verändert.

Viele Phänomene der SF seit Ende der 30er-Jahre werden in diesem Roman ausgiebig verarbeitet und diskutiert, wobei einflussreiche Bücher und Serien, sowie das damit zusammenhängende Fandom eine sehr wichtige Rolle spielen. Neben einer unendlichen Geschichte ist dieses Buch darum auch eine Geschichte des Fandoms, der Vermarktung der SF und allem, was dazu gehört, und es ist bei diesen Vorgaben logisch, dass ST dabei eine gewisse Rolle spielt.  

(K.-G. Beck; 07/2002)


Norman Spinrad: "Die Transformation"
Heyne, 2002. 1116 Seiten.
ISBN 3-4532-1352-1.
ca. EUR 14,95.
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