Michael G. Bauer: "Die Seele läuft mit"

Die meditative Laufschule


Ein praktischer Leitfaden für Fitness und innere Harmonie

"Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft", so lautet ein berühmt gewordener Ausspruch des einstigen Weltklasseläufers Emil Zatopek. Damit soll ausgedrückt werden, dass das Laufen die dem Menschen natürlichste Bewegungsform darstellt. Frater Michael Bauer, ein Benediktiner-Mönch und passionierter Läufer, greift das zur allgemeinen Bekanntheit gelangte Bonmot auf und erweitert die rein körperlich sportive Seite des Laufens noch um einen meditativen, spirituellen Aspekt. Körper und Seele durch die von der Spiritualität gesteuerte Bewegung in Einklang zu bringen, ist das Ziel seiner meditativen Laufschule. Hier geht es nicht um das Erreichen oder Übertreffen persönlicher Bestmarken, nicht, um eine bestimmte Vorgabe, beispielsweise die Norm für das Sportabzeichen zu schaffen; die innere Harmonie des Menschen, wozu natürlich auch ein gewisses körperliches Ausdauervermögen zählt, steht im Vordergrund von Frater Bauers Trainingskonzept. Seine Anweisungen sind leicht zu befolgen und eignen sich für Läuferinnen und Läufer jeglichen Alters sowie jeglicher Leistungsstärke. Bestimmte Voraussetzungen braucht niemand mitzubringen, um von diesem Buch zu profitieren, auch nicht das Bekenntnis zum christlichen Glauben oder zu irgendeiner anderen Glaubensrichtung.

Laufen setzt Bewegung voraus, also ist Frater Bauers Buch in erster Linie ein Leitfaden für die Praxis. Aber nicht nur das, es ist darüber hinaus auch ein Buch für den mehr nach innen gekehrten Menschen, in gewissem Sinne sogar ein Weisheitsbuch, ein Lebensratgeber, einer der wenigen zudem, die wirklich brauchbar sind. Man kann die meisten von Bauers Ratschlägen tatsächlich leicht in die Praxis umsetzen. Das Buch enthält überdies ein Bekenntnis zur uneingeschränkten Lebensbejahung und zeigt auch einige Hilfen auf, das manchmal nicht so einfache oder bequeme Leben zu bewältigen. Michael Bauer plädiert dabei für mehr Humor und Gelassenheit. Zitat: "Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht."

Frater Bauer schreibt unkompliziert, in einer lebendigen Sprache, die die Menschen erreicht und aufmerken lässt. Mit seinen gelungenen Metaphern verdeutlicht er seelische oder psychische Zusammenhänge. Nachdem er sich und seinen bisherigen Lebensweg in einer kurzen Einführung vorgestellt hat, erläutert Michael Bauer in den ersten vier Kapiteln die Begriffe der Spiritualität und der Meditation, bringt diese in Bezug auf die Lebenspraxis eines jeden Menschen. Klar, dass er dabei auch an Gott nicht vorbei geht, doch auch nicht gläubige Menschen können von Bauers Ratschlägen profitieren. Nie wird der Autor dogmatisch, er wirkt auch niemals belehrend, seine Worte erreichen den Leser auf eine lockere, natürliche Art und Weise.

Mit Beginn des fünften Kapitels geht es um die Praxis des Laufens. Auch hier findet der Leser wertvolle Denkanstöße und Tipps für seine Trainingseinheiten. Die Bereiche Ernährung, Hygiene sowie andere für eine körperliche Betätigung relevante Themenkomplexe finden selbstverständlich ebenfalls Berücksichtigung. Gegen Ende des Buches, im 13. und 14. Kapitel, wird es dann allerdings etwas spiritistisch, wenn es um das "Herzensgebet" oder um den Lauf der Chakren geht. Das ist alles nichts revolutionär Neues, und von einer "völlig neuen, ganzheitlichen Laufschule" zu sprechen, wie in dem Umschlagtext zu lesen steht, ist sicherlich übertrieben. Doch die Art und Weise, wie Frater Michael Bauer seine Erfahrungen und sein Wissen vermittelt, verdient Anerkennung und sein Buch verdient eine weite Verbreitung. Ein Element, das ebenfalls die innere Harmonie des Menschen fördern soll, hat er jedoch nicht erwähnt, den maßvollen Genuss des Bieres, das jedenfalls nach Meinung seiner Andechser Kongregations- und Glaubensbrüder Körper und Seele in Einklang zu bringen vermag.

(Werner Fletcher; 03/2007)


Michael G. Bauer: "Die Seele läuft mit"
Integral Verlag, 2007. 192 Seiten.
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Frater Michael Bauer ist Mönch im Benediktinerkloster St. Paul, Kärnten. Seit vielen Jahren praktiziert er traditionelle christliche und asiatische Meditationsformen.