Terry Pratchett, Ian Stewart, Jack Cohen: "Darwin und die Götter der Scheibenwelt"
Dies ist nun der dritte Band über
"Die Gelehrten der Scheibenwelt", und wieder haben sich der Erzähler
Pratchett,
der Mathematiker Ian Stewart und der Biologe Jack Cohen zusammengetan, um den
Lesern über den Umweg der Scheibenwelt "Das Leben, das Universum und den
ganzen Rest" zu erklären. Dabei gehen sie wesentlich gründlicher vor als
Bill Bryson in "Eine kurze Geschichte von fast allem" (siehe
Buchtipp).
Nachdem in der Unsichtbaren Universität ein Universum geschaffen wurde, in dem
eine kugelrunde Welt existiert, auf der es weder thaumatische Energie (für
Zauberei), noch Deitium (das Gottelement) oder Narrativium (das Erzählelement)
gibt, betrachten die Fakultätsmitglieder mit wachsendem Interesse die weiteren
Entwicklungen auf dem kleinen Planeten, dessen Bewohner so viel Ähnlichkeit mit
Menschen haben.
Im vorigen Band stand
das Elisabethanische Zeitalter im Vordergrund, und dieses
wurde - in überaus shakespeareianischer Manier - von einer Reihe von Elfen
bedroht, die ein Erwachen des wissenschaftlichen Denkens vermeiden wollten.
Mittlerweile ist auf der Rundwelt das viktorianische Zeitalter angebrochen, und
Charles Darwin scheint sich anzuschicken eine Reise anzutreten, deren Ereignisse
zu einem der wichtigsten Bücher der Welt führen sollen. Doch dann stellt sich
heraus, dass in all den vielen Multiversen, die es gibt, dieses wichtige Buch aus
unerfindlichen Gründen nicht ein einziges Mal geschrieben wird.
Hier spielen in überaus komplexer Form sehr unterschiedliche Aspekte eine
Rolle. Aus der Sicht der Mathematik und der Physik beschäftigt sich dieses Buch
mit Unendlichkeiten verschiedenen Grades, Multidimensionalität, Zeitreisen,
genereller und spezifischer Relativität, Entwicklung der
Wissenschaftsgeschichte, Schwarzen Löchern, String-Theorie, Komplexitätsanalyse
und noch einigen anderen wichtigen Momenten.
Aus der Biologie begegnet uns natürlich der Begriff der Evolution, aber auch
die Genetik und die Anatomie sowie die Epidemiologie spielen eine nicht zu
verachtende Rolle, wobei weit über allgemeines Schul- und Populärwissen
hinausgegangen wird und sehr aktuelle Forschungsfragen thematisiert werden, die
z.B. zeigen, warum für unsere Entwicklung auch die Schlupfwespe und die Petunie
eine große Rolle spielen.
Daneben kommen aber auch Aspekte wie allgemeine Wissenschaftsgeschichte -
einschließlich der wahren Geschichte der Entwicklung von Dampfmaschinen - zur
Sprache, wie auch die Probleme der Wahrnehmung wissenschaftlicher Erkenntnisse
in der Öffentlichkeit. Dabei findet man sich (so man jenes Buch kennt) zum Teil
ein wenig an
Michael
Crichtons "Welt in Angst" erinnert.
Wie jeder gute Terry Pratchett-Roman stellt auch dieses Buch viele Denkprämissen
seiner Leser in Frage - dies aber auf einer wesentlich höheren Ebene. Dabei
werden immer wieder sehr interessante, aber auch teilweise ziemlich nebensächliche
Informationen verbreitet, so dass die wenigsten Leser nach einer einmaligen Lektüre
zufrieden sein werden. "Darwin und die Götter der Scheibenwelt" ist auf jeden Fall nichts für den
geistig Trägen und dabei irrsinnig witzig und intelligent geschrieben.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2005)
Terry Pratchett, Ian Stewart, Jack Cohen:
"Darwin und die Götter der Scheibenwelt"
(Originaltitel "The Science of Discworld III: Darwin’s Watch")
Übersetzt von Andreas Brandhorst und Erik Simon.
Piper, 2006. 384 Seiten.
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Die beiden anderen Titel aus dieser
Reihe:
"Die Gelehrten der Scheibenwelt"
Ein missglücktes Experiment beschert den Zauberern der Unsichtbaren Universität
ein Miniaturweltall: die Rundwelt, wo Magie und gesunder Menschenverstand gegen
die Logik nicht ankommen. Unter Führung der
Magier verfolgen wir die Geschichte
der Rundwelt vom Urknall bis zum Internet. Terry Pratchett, Ian Stewart und Jack
Cohen erklären unser Universum, wie es ein Betrachter von außen wahrnähme.
Und von außen wirkt es so magisch wie nur irgend etwas auf einer
Schildkröte
...
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"Die
Philosophen der Rundwelt"
Die Elfen sabotieren ein weiteres Experiment an der Unsichtbaren Universität:
Diesmal verschlägt es die Zauberer Ridcully, Rincewind und ihre Gefährten auf
die Rundwelt, auf der die seltsame Spezies Mensch lebt. Und während die
Scheibenweltler auf dem Planeten nach den Saboteuren suchen, erfahren sie vieles
über seine Bewohner, das ihnen bisher verborgen war: Warum lieben die Menschen
Geschichten? Aus welchem Grund reisten sie zum Mond? Weshalb wurden sie
intelligent - und wurden sie es überhaupt? Die furiose Fortsetzung zu "Die
Gelehrten der Scheibenwelt"!
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Noch ein Buchtipp:
Bill Bryson: "Eine kurze Geschichte von fast allem"
Wie groß ist eigentlich das Universum? Was wiegt unsere Erde? Und wie ist das
überhaupt möglich - die Erde zu wiegen? Bill Bryson lädt ein zu einer atemberaubenden Reise durch Raum und
Zeit: Er erklärt den Himmel und die Erde, die Sterne und die Meere, und
nicht zuletzt die Entstehungsgeschichte des Menschen. "Eine kurze Geschichte
von fast allem" ist ein ebenso fundierter und lehrreicher wie unterhaltsamer
und amüsanter Ausflug in die Naturwissenschaften, mit dem Bill Bryson das
scheinbar Unmögliche vollbracht hat: das Wissen von der Welt in dreißig
Kapitel zu packen, die auch ohne Vorkenntnisse
verständlich sind.
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