James Patterson & Peter de Jonge: "Grüne Weihnacht"

Wunder geschehen - aber nur, wenn man daran glaubt


James Patterson ist eigentlich in erster Linie wegen seiner Thriller um Alex Cross und den "Club der Ermittlerinnen" berühmt. Aber mit "Tagebuch für Nikolas" und "Sams Briefe an Jennifer" hat er gezeigt, dass er auch das romantische Fach beherrscht. In "Grüne Weihnacht" begibt er sich in den eher philosophischen Raum und zeigt, dass er sich auch dort souverän bewegt.

Travis McKinley steht am ersten Weihnachtstag auf dem Golfplatz und sinniert über sein verpfuschtes Leben. Er kommt mit seiner Familie nicht klar, sein Job macht ihm keinen Spaß, und er hat es nach über 30 Jahren noch immer nicht geschafft, einen Ball auf die kurze und mittlere Distanz richtig zu putten. Da - plötzlich - sieht er eine weiße Linie vom Ball zum Loch, und als er entsprechend gegen den Ball schlägt, geht dieser genau ins Loch. Wie im Fieberrausch spielt Travis den ganzen Kurs runter, so gut wie noch nie in seinem Leben - und kommt danach deutlich zu spät zum Weihnachtsessen mit seiner Familie, was nicht gerade positiv aufgenommen wird.

Er merkt deutlich, wie die Stimmung immer schlechter wird. Als er nach den Weihnachtstagen zur Arbeit kommt, erfährt er außerdem, dass man dort beschlossen hat, ihn gehen zu lassen, was für einen Werbefachmann von 50 Jahren schon eine existenzielle Frage darstellt. Denn er kann sonst eigentlich nichts. Mit der Abfindung, die er bekommt, meldet er sich zur Q-School des Senioren-Golfens an und dies, bevor er seine Familie von der frohen Botschaft unterrichtet. Wer die Q-School gewinnt, erwirbt damit das Recht, an allen amerikanischen Profigolfturnieren eines Jahres teilzunehmen. Und erstaunlicherweise gelingt es Travis tatsächlich, in die Liga der Golfprofis aufzusteigen, was allerdings noch am gleichen Tag dadurch getrübt wird, dass seine Frau ihm mitteilt, dass sie in der folgenden Woche den Anwalt aufsuchen werde, um die Scheidungsformalitäten einzuleiten.

Schwer getroffen von diesem letzten Schlag aus seinem alten Leben, lässt sich Travis aber trotzdem nicht mehr unterkriegen, denn er hat nun endlich etwas gefunden, worin er zum Einem gut ist und das ihm zum Anderen Spaß macht. Ihm wird klar, dass er zur Not den Weg durch sein weiteres Leben auch alleine gehen muss, selbst wenn Golf nicht unbedingt eine weltbewegende Sportart ist.

Eigentlich geht es in "Grüne Weihnacht" gar nicht wirklich um Golf. Golf ist zwar das Thema von etwa zwei Dritteln einer jeden Buchseite, aber trotzdem ist die Problematik wichtiger und auch allgemeiner. Es geht darum, sein Leben zu gestalten und zu versuchen, glücklich zu sein. Es geht darum, seinen eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und sich ihrer auch nicht zu schämen. Begründeter Stolz erscheint wichtiger als falsche Bescheidenheit. Es ist niemals zu spät, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Und dann kann es passieren, dass einem das Leben in einer Art gelingt, die man noch nie zuvor für möglich gehalten hat.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2005)


James Patterson & Peter de Jonge: "Grüne Weihnacht"
Übersetzt von Marlies Ruß.
Lübbe, 2004. 158 Seiten.
ISBN 3-404-15215-8.
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