James Patterson: "Sams Briefe an Jennifer"

Bekannt durch blutrünstige Thriller, hat James Patterson vor einigen Jahren so manchen mit seinem tränendrüsenerschöpfenden Roman "Tagebuch für Nikolas" überrascht. Mit dem vorliegenden Band begibt er sich erzählerisch wieder auf dasselbe Feld.


Die Erzählerin dieser Geschichte ist Jennifer, die in den treffend benannten Ort Hope, gelegen in der Nähe des Lake Geneva, fährt, um dort ihre Großmutter Samantha - kurz Sam - zu betreuen, die nach einem Unfall im Haushalt im Koma liegt. 
Als gewissenhafte Kolumnenschreiberin für die "New York Tribune" hat sie ihren Laptop dabei und schreibt in weiterer Folge nicht nur ihre alle zwei Tage erscheinende Kolumne, sondern auch ihre Erlebnisse in Hope auf.

Diese Ereignisse beschränken sich zunächst einmal auf Besuche im Krankenhaus und auf das Wiedertreffen einiger alter Bekannter. Aber auch etwas ganz Neues ist hier in ihr Leben eingetreten, denn Sam hat ihr einige Pakete mit Briefen auf ihr Bett gelegt, die Jennifer über das wahre Leben ihrer Großmutter aufklären sollen, die sie sehr bewundert und an der sie sehr hängt. Besonders, da ihre Eltern schon seit einiger Zeit tot sind und ihr Ehemann kürzlich bei einem Surfunfall gestorben ist. 
Dass Jennifer wenig später auch noch das gemeinsame Kind verlor, hätte sie beinahe vernichtet, und nur mit Sams Hilfe hatte sie wieder ins Leben zurück gefunden.
Nun steht auch Sam an der Schwelle zum Jenseits, und die Briefe verdeutlichen Jennifer, dass ihre Großmutter doch in vielerlei Hinsicht eine ganz andere Frau gewesen ist, als sie jemals gedacht hatte.

Bereits am ersten Morgen trifft Jennifer auch auf einen alten Jugendfreund namens Brendan, mit dem sie nach und nach mehr und mehr Zeit verbringt - wodurch sich die beiden naturgemäß immer näher kommen, bis Jennifer glaubt, endlich einen Ersatz für ihren verstorbenen Ehemann gefunden zu haben. Doch dann muss ihr Brendan etwas Entsetzliches enthüllen.

Während "Tagebuch für Nikolas" immer hart an der Kitschgrenze blieb, diese aber nie ganz überschritt, ist der neueste Ausflug Pattersons in die rosa Seiten stellenweise doch sehr dick aufgetragen. Womöglich mag für den Einen oder Anderen so manche Lebensweisheit herauszulesen sein - wobei die Portionen allerdings gelegentlich ein wenig zu groß sind.  

Doch im Sommer, am Strand oder im Strandpark, aneinander gekuschelt in junger oder wieder erstarkter Liebe am Fluss, oder beim Picknick ist dieser Roman nach meinem Dafürhalten sicherlich passend, entspannend und vielleicht auch passagenweise nett vorzulesen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2004)


James Patterson: "Sams Briefe an Jennifer"
Goldmann, 2005.
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