Alois Uhl: "Die Päpste und die Frauen"
Interessante Fakten, teilweise
unzulänglich arrangiert
Der 1936 geborene Alois Uhl - studierter Philosoph, Theologe und Pädagoge -
war Zeit seines Lebens im Kirchen- und Staatsdienst tätig und hat sich im wohlverdienten
Ruhestand dem Schreiben von Büchern zugewandt. 2003 erschien sein Aufsehen erregendes
Buch "Papstkinder", und mit "Die Päpste und die Frauen" liegt nun das Nachfolgewerk
vor.
In diesem Buch dreht sich alles um Frauen und ihre Einflussnahme auf die Päpste,
beginnend in der Spätantike bis hin zu Mutter Theresa. Uhl betrachtet Frauen
in den verschiedensten Rollen. Sei es als Herrscherin, Ordensgründerin, Geliebte,
Tochter oder Schwiegertochter, Frauen hatten zu allen Zeiten mehr Bedeutung
als ihnen die Geschichtsschreibung zugesteht.
Der Autor hat hier eine Vielzahl von Beziehungen untersucht und das Ergebnis
dieser Recherche veröffentlicht, beispielsweise gibt es unter anderem Kapital
über Kaiserinnen und Königinnen und ihr Verhältnis zum Papst,
die
Geschichte der Päpstin Johanna, Frauen als Geliebte des Papstes, Töchter
und Schwiegertöchter, Ordensgründerinnen, die beim Papst vorsprachen.
Das Buch hat eine ganze Menge interessanter Informationen zu bieten und wirkt
dadurch, dass es vollkommen unpolemisch geschrieben ist, sehr angenehm.
Demgegenüber steht die unangenehme Wirkung der fehlenden Struktur. Nein, das
Buch ist durchaus ordentlich strukturiert und fasst historische Epochen und
Rollentypen zusammen, innerhalb der einzelnen Unterkapitel jedoch mangelt es
an Struktur. Da kommt Uhl vom Hundertsten ins Tausendste, springt zwischen den
Informationen und stellt so den Leser vor eine zwar lösbare aber dennoch nicht
unbedingt notwendige Aufgabe.
Eine weitere Schwäche ist wohl dort zu suchen, wo der Autor es letztlich nicht
wagt, klare Worte zu finden. So reißt er das Thema Ordinierung von Frauen zwar
kurz an, kann sich aber nicht dazu durchringen, über seinen katholischen Schatten
zu springen und spart sich jegliche Kritik in diesem Zusammenhang. Dennoch bezieht
der Autor über weite Strecken klar für ein positives Frauenbild Stellung.
(Reinhold Stansich; 09/2005)
Alois Uhl: "Die Päpste und die Frauen"
Artemis & Winkler, 2005. 272 Seiten.
ISBN 3-538-07213-2.
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Ein weiteres Buch des Autors:
"Papstkinder. Lebensbilder aus der Zeit der Renaissance"
Die Kinder der Päpste, die Situation ihrer Mütter und der Umgang der
Zeitgenossen damit - Alois Uhl schildert eine außergewöhnliche
Kirchengeschichte.
Lukrezia und Cesare Borgia sind die unvergessenen Papstkinder. Sie leben mit dem
zweifelhaften Ruf von Giftmischerei und sexueller Verderbtheit zwischen Legende
und Geschichte. Ihr Vater
Papst Alexander VI. hatte noch acht weitere Kinder,
und er dachte nicht daran, sie zu verstecken.
Die übliche Papstliteratur befasst sich kaum mit diesem heiklen Thema und will
den angeblich dunklen Fleck in der Geschichte nicht vorzeigen. Grund genug,
nicht nur nach den Borgia-Kindern zu fragen, sondern auch den anderen Kindern
der Renaissancepäpste nachzuspüren. Die Situation dieser Kinder und ihrer Mütter,
die Hintergründe des Phänomens in einer faszinierenden Epoche sowie
die politischen Auswirkungen der Doppelrolle Vater und Papst erfahren eine
differenzierte Darstellung ohne moralische Etikettierung. (Artemis &
Winkler)
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